Kings of Cool: Roman (German Edition)
mehr mit ihm –, und sie können seinen Marktanteil übernehmen.
»Die sägen an dir, J«, sagt der Doc. »Die wollen einen Keil zwischen dich und mich treiben.«
Auch das leuchtet ein. Der Doc und John sind Batman und Robin. Gegen beide zusammen kommt keiner an, aber ein-zeln ...
»Ich kümmere mich um Bobby«, sagt John.
»Nein, tu's nicht«, sagt der Doc. Dann imitiert er den Paten. » Halt deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch näher . Horch sie aus, peil die Lage. Finde raus, wer für mich ist, wer gegen mich ist. Kannst du das machen, Johnny, kannst du das für mich machen?«
»Klar.«
»Du und ich«, sagt der Doc. »Du und ich, wir waren immer ein Team. Werden es immer bleiben. Zwischen uns kommt keiner, hab ich recht?«
Hast du, denkt John. Sie kennen sich viel zu lange, und der Doc war immer
wie ein Vater für mich.
»Egal, hör zu«, sagt der Doc. »Ich bin da gerade an was dran. Wollte dir erst was davon erzählen, wenn's ein bisschen, du weißt schon, sagen wir mal ausgegorener ist, aber jetzt ...«
152
Sie fahren runter nach San Diego.
Wenn man noch nie in einem knallroten Lamborghini mit 160 über den Interstate 5 durch Pendleton gefahren ist, hat man Kalifornien nicht erlebt.
Es ist ein ... Rausch.
Besonders, wenn der Doc am Steuer sitzt, mit einer Hand lenkt und mit der anderen das Koks vom Armaturenbrett zieht. Sie kommen lebendig in San Diego an und halten in der India Street in Little Italy.
»Hast du plötzlich Heißhunger auf Fleischbällchen?«, fragt John.
Sie gehen in einen Sandwichladen – ein paar Tische und ein langer Tresen mit roten Hockern. Der Doc pflanzt sich auf einen davon, bestellt zwei Sausiche-Sandwiches mit Paprika und Zwiebeln und fragt: »Ist Chris da?«
»Ja, irgendwo schon.«
»Kannst du mir einen Gefallen tun? Ihm sagen, dass der Doc hier ist?«
»Der Doc?«
»Das bin ich.« Der Doc grinst.
»Was machen wir hier?«, fragt John.
»Wart's ab.«
Ein paar Minuten später kommt ein Mann um die dreißig im schwarzen Anzug, ohne Krawatte, und schüttelt dem Doc die Hand.
»Chris, das ist mein Partner, John.«
Chris streckt ihm die Hand hin. »Freut mich, dich kennenzulernen, John.«
»Ebenso.«
»Chris, hast du ein paar Minuten?«, fragt der Doc.
»Klar«, sagt Chris. »Gehen wir ein Stück.«
Der Doc will die Sandwiches bezahlen, aber Chris winkt ab. »Ich übernehm das.«
»Trinkgeld?«, fragt der Doc.
»Nein.«
Sie gehen raus auf die Laurel Street. Die Flugzeuge im Landeanflug machen eine Menge Lärm. Der Doc sagt: »Chris, ich möchte, dass John hört, worüber wir gesprochen haben.«
Ganz genau, John möchte hören, worüber zum Teufel sie gesprochen haben.
Chris sagt: »Ich habe mit meinen Leuten geredet, und die sind interessiert einzusteigen. Wir nehmen so viel Ware, wie du uns geben kannst, bieten dir dafür landesweiten Vertrieb und einen gewissen Schutz.«
»Wer ist das, deine Leute ?«, fragt John.
Er merkt, dass das ein bisschen unhöflich klingt.
Chris sieht den Doc an, als wollte er sagen, wer ist denn dein kleiner Freund?
Der Doc sagt: »Chris, lässt du uns eine Minute allein?«
Chris nickt. »Ich hole mir einen Kaffee. Wink einfach, wenn ihr fertig seid.«
Als er außer Hörweite ist, sagt John: »Was zum Teufel soll das, Doc? Die Mafia?«
»Die Amateurzeiten sind vorbei«, sagt der Doc. »Diese Leute bieten uns einen landesweiten Vertrieb – Chicago, Detroit, Vegas.«
»Ich dachte, die arbeiten mit den Mexikanern.«
»Chris sagt, sie würden lieber mit Weißen arbeiten«, sagt der Doc. »In Wirklichkeit wirtschaften die Mexikaner an ihnen vorbei, verhandeln direkt mit L.A., und der Mob in San Diego will seine eigenen Quellen auftun.«
»Großer Gott, Doc«, sagt John. »Wenn du diese Leute einmal ins Boot holst, wirst du sie nie wieder los.«
»So ist das vielleicht im Film«, sagt der Doc. »In Wirklichkeit sind das Geschäftsleute wie wir auch.«
»Ich weiß nicht.«
»Was willst du machen?«, fragt der Doc, »rumstehen, einen Finger in den Arsch schieben und dich von Bobby und den anderen überrollen lassen? Scheiß drauf. Scheiß auf die Association. Das war gestern. Wir müssen sehen, wo wir bleiben.«
Er winkt Chris.
Chris kommt wieder raus auf den Bürgersteig. »Sind wir jetzt alle auf demselben Stand?«
»Absolut.«
Chris guckt John an. »Ja?«
»Ja.«
Sie sprechen über Einzelheiten, Preis pro Gramm, Rabatte, Liefermethoden, wer redet mit wem und wann – die grundlegende
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