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Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Kinsey Millhone 02- In aller Stille

Titel: Kinsey Millhone 02- In aller Stille Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hatte, war aus hochwertigem Leder, weich und biegsam, und hatte eine Menge kleiner Reißverschlußtaschen, die Gott weiß was enthielten. Ihre Nägel waren lang, spitz und zugefeilt und rosarot lackiert, und sie trug einen Trauring, der mit Rubinen gespickt war. Sie strahlte Selbstbewußtsein und ein gewisses sorgloses Gefühl für Stil aus, konservativ verpackt wie das Gratisgeschenkpapier eines Klasse-Kaufhauses.
    Kopfschüttelnd lehnte sie das Angebot von Milch und Zucker ab, also gab ich Halbe-Halbe in meinen eigenen Becher und kam zur Sache.
    »Wie kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich hoffe, Sie können meine Schwester finden«, sagte sie.
    Wieder durchsuchte sie ihre Handtasche. Sie nahm ihr Adreßbuch, ein Füllhalter-Kugelschreiber-Set aus Rosenholz und einen schmalen weißen Briefumschlag heraus, den sie auf den Rand meines Schreibtisches legte. Ich habe selten jemanden in solcher Selbstvergessenheit gesehen, aber es wirkte nicht reizlos. Als ob sie sich dieser Wirkung bewußt wäre, lächelte sie schnell zu mir herüber. Sie öffnete das Adreßbuch, drehte es in meine Richtung und deutete mit ihrem rosafarbenen Fingernagel auf eine der Eintragungen.
    »Sie werden sich sicher die Adresse und die Telefonnummer notieren wollen«, meinte sie. »Sie heißt Elaine Boldt. Sie hat eine Eigentumswohnung in der Via Madrina, und das andere hier ist ihre Adresse in Florida. Sie verbringt etliche Monate im Jahr unten in Boca.«
    Ich war irgendwie verwirrt, aber ich schrieb mir die Adressen auf, während sie ein offiziell aussehendes Dokument aus dem langen weißen Briefumschlag nahm. Sie las es sich kurz durch, als ob sich der Inhalt geändert haben könnte, seitdem sie ihn das letzte Mal gesehen hatte.
    »Seit wann wird sie vermißt?« fragte ich.
    Beverly Danziger sah mich beunruhigt an. »Tja, ich weiß nicht, ob sie wirklich >vermißt< wird. Ich weiß einfach nur nicht, wo sie steckt, und ich brauche ihre Unterschrift für diese Papiere. Ich weiß, es hört sich merkwürdig an. Sie hat nur auf ein Neuntel Anspruch, und möglicherweise kommen nicht mehr als zwei- oder dreitausend Dollar dabei heraus, aber das Geld kann solange nicht verteilt werden, bis wir nicht ihre beglaubigte Unterschrift haben. Hier, sehen Sie selbst.«
    Ich nahm das Dokument und las mir den Inhalt durch. Es war von einer Anwaltskanzlei in Columbus, Ohio, ausgestellt, und es war voller Anordnungen, Zuerkennungen, Einschränkungen und dergleichen mehr. Es lief darauf hinaus, daß ein Mann namens Sidney Rowan gestorben war und den verschiedenen aufgeführten Menschen Teile seines Vermögens hinterlassen hatte. Beverly Danziger wurde als dritte Partei genannt, mit einer Adresse in Los Angeles, und Elaine Boldt stand an vierter Stelle, mit einer Adresse hier in Santa Teresa.
    »Sidney Rowan war eine Art Cousin von uns«, fuhr sie geschwätzig fort. »Ich glaube nicht, daß ich diesen Mann jemals getroffen habe, aber ich erhielt diese Benachrichtigung, und ich nehme an, Elaine hat ebenfalls eine bekommen. Ich unterschrieb den Vordruck und ließ ihn beglaubigen. Dann sandte ich ihn ab und dachte nicht weiter darüber nach. Aus dem ersten Brief können Sie ersehen, daß dies alles vor sechs Monaten geschah. Und dann, siehe da, rief mich in der letzten Woche der Anwalt an... wie war doch gleich sein Name?«
    Ich warf einen Blick auf das Schriftstück. »Wender«, sagte ich.
    »Ach ja, richtig. Ich weiß gar nicht, warum ich das immer wieder verdränge. Na, jedenfalls rief mich Mr. Wenders Büro an, um mir mitzuteilen, daß sie noch nichts von Elaine gehört hätten. Natürlich nahm ich an, daß sie wie üblich nach Florida gefahren sei und einfach vergessen hätte, sich ihre Post nachsenden zu lassen, also setzte ich mich mit der Hausmeisterin ihrer Wohnanlage hier in Verbindung. Sie hat seit Monaten nichts mehr von Elaine gehört. Also, anfangs schon noch, aber nicht mehr in letzter Zeit.«
    »Haben Sie versucht, in Florida anzurufen?«
    »Soweit ich weiß, hat der Anwalt es mehrere Male versucht. Offensichtlich lebt eine Freundin bei ihr, und Mr. Wender hat seinen Namen und seine Telefonnummer bei ihr hinterlassen, aber Elaine rief nicht zurück. Tillie erging es ebenso.«
    »Tillie?«
    »Die Frau, die die Anlage hier führt, wo Elaine ihren ständigen Wohnsitz hat. Tillie hat immer die Post nachgesandt, und sie sagt, Elaine hat ihr normalerweise alle paar Wochen eine kleine Nachricht zukommen lassen, aber nun hat sie seit März nichts mehr von ihr

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