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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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entschuldigte ich mich. »Alles, was ich brauche, ist Kelly Bordens Adresse und seine Telefonnummer.«
    »Nehmen Sie sich einen Stuhl«, sagte er und deutete auf einen Holzhocker am Ende der Theke. Und dann meinte er zu Marcy gewandt: »Suchen Sie doch die Informationen für Kinsey heraus, während ich sie derweil ein wenig unterhalte.«
    Nachdem sie den Raum verlassen hatte, zog ich den Hocker heran und setzte mich.
    Zum erstenmal bekam ich einen Einblick in Dr. Frakers eigentliche Tätigkeit. Er trug OP-Handschuhe und hielt ein Skalpell in der Hand. Auf der Theke stand ein weißer Plastikkarton in Halblitergröße, wie sie in der Fleischabteilung von Supermärkten für Hühnchenleber verwendet werden. Während ich zusah, schüttete er einen glänzenden Klumpen von Organen daraus aus, die er mit einer langen Pinzette zu sortieren begann. Gegen meinen Willen merkte ich, wie sich mein Blick auf diesen kleinen Haufen menschlichen Fleisches heftete. Unser gesamtes Gespräch wurde geführt, während er Stückchen der verschiedenen Organe zurechtschnitt.
    Ich fühlte, wie sich meine Lippen vor Ekel zusammenzogen. »Was ist das?«
    Sein Gesichtsausdruck war sanft, unpersönlich und amüsiert. Er benutzte die Pinzette als Zeigestock und berührte nacheinander die verschiedenen Brocken. Ich erwartete beinahe, daß sich die kleinen Happen seiner Berührung wie lebende Pistolenkugeln entziehen würden, doch keiner von ihnen rührte sich. »Wollen wir mal sehen. Dies ist ein Herz. Leber. Lunge. Milz. Gallenblase. Dieser Bursche starb plötzlich während einer Operation, und niemand kann herausfinden, woran es gelegen hat.«
    »Und Sie können es? Nur aufgrund dieser Untersuchung?«
    »Nun, nicht immer, doch in diesem Fall werden wir wohl ein Ergebnis bekommen.«
    Ich glaube kaum, daß ich das Fleisch für ein Gulasch jemals in ähnlicher Weise angesehen habe. Ich konnte meinen Blick einfach nicht von diesem Prozeß des Würfelschneidens abwenden. Mir wollte nicht in den Kopf, daß dieses Zeug einmal funktionierende Teile eines Menschen gewesen waren. Wenn ihm meine Faszination bewußt war, so ließ er es sich nicht anmerken, und ich versuchte, mich der ganzen Sache gegenüber ebenso lässig wie er zu verhalten.
    Er schaute zu mir herüber. »Wie paßt Kelly Borden in diese Geschichte?«
    »Ich bin mir nicht sicher«, gab ich vor. »Manchmal muß ich Dinge untersuchen, von denen sich später herausstellt, daß sie nicht den geringsten Zusammenhang mit dem Fall haben. Vielleicht ist es das gleiche, was Sie tun — alle Teile eines Puzzles genau zu betrachten, bis Sie eine Theorie entwickelt haben.«
    »Ich vermute, dies hier hat sehr viel mehr mit Wissenschaft zu tun als das, was Sie machen«, bemerkte er.
    »Oh, zweifelsohne«, bestätigte ich. »Aber ich will Ihnen sagen, was ich für einen Vorteil habe.«
    Er hielt inne und schaute wieder zu mir hinüber, doch dieses Mal mit dem ersten echten Interesse, das ich bei ihm wahrnahm.
    »Ich kenne den Mann, mit dessen Tod ich mich beschäftige, und ich habe ein persönliches Interesse an dem Ergebnis. Ich glaube, daß er ermordet wurde, und das macht mich verdammt sauer. Krankheit ist neutral. Mord nicht.«
    »Ich glaube, Ihre Gefühle für Bobby beeinflussen Ihre Urteilsfähigkeit. Sein Tod war ein Unfall.«
    »Vielleicht. Oder vielleicht kann ich das Morddezernat davon überzeugen, daß sein Tod die Folge eines Mordversuchs vor neun Monaten war.«
    »Wenn Sie es beweisen können«, meinte er. »Bis jetzt, so schließe ich, haben Sie nicht viel in der Hand, um weiterzumachen, und in dieser Beziehung unterscheidet sich Ihre Arbeit von meiner. Wahrscheinlich werde ich hier ein abschließendes Ergebnis bekommen, ohne daß ich den Raum verlassen muß.«
    »Darum beneide ich Sie wirklich«, erwiderte ich. »Ich meine, ich hege keine Zweifel daran, daß Bobby umgebracht wurde, doch ich habe keine Ahnung, wer es getan hat, und ich werde möglicherweise niemals einen Beweis dafür haben.«
    »Dann habe ich es in jeder Beziehung besser als Sie«, erklärte er. »Zum größten Teil arbeite ich auf der Grundlage von Gewißheit. Dann und wann bleibe ich mal stecken, aber das geschieht nicht oft.«
    »Da können Sie sich glücklich schätzen.«
    Marcy kam mit Kellys Adresse und Telefonnummer auf einem Stückchen Papier zurück, das sie mir überreichte.
    »Ich ziehe es vor, mich für talentiert zu halten«, sagte er sarkastisch. »Aber ich will Sie auf keinen Fall aufhalten. Lassen Sie mich

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