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Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief

Titel: Kinsey Millhone 03 - Abgrundtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gekommen und schloß es jetzt ab. Vielleicht war sie hineingegangen, um sich zu vergewissern, daß die Haare an ihrem Platz waren. Ich überlegte, ob ich die beiden Führerscheine besser an mich genommen hätte, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Nein, es war gut, daß ich sie an ihrem Platz gelassen hatte.
    Plötzlich flog die Badezimmertür auf, und Lilas Stimme hallte wie ein Nebelhorn in den gekachelten Raum. Mein Herz machte einen so heftigen Sprung, als sei ich in einen eiskalten Swimmingpool gefallen. Sie stand direkt auf der anderen Seite der Duschtür, und ihre plumpe Gestalt zeichnete sich verschwommen durch das Milchglas ab. Wie ein Kind schloß ich die Augen und wünschte mir, unsichtbar zu sein.
    »Ich bin gleich wieder da, Herzallerliebster«, sang sie aus einem halben Meter Entfernung.
    Dann ging sie zum Klo hinüber. Ich hörte das Rascheln ihres Polyesterkleides und das schnappende Geräusch ihres Hüfthalters, als sie sich mit ihm abmühte.
    Bitte, Gott, dachte ich, mach, daß sie sich nicht zu einer plötzlichen Dusche entschließt. Meine Anspannung war so groß, daß ich kurz davor war, zu niesen oder zu husten oder zu stöhnen oder wie irre zu gackern. Ich versuchte mich in eine Art Hypnosezustand zu versetzen und fühlte meine Achseln schweißnaß werden.
    Die Toilette wurde gezogen. Lila brauchte ewig, um sich wieder herzurichten. Rascheln, Knacken, Klicken. Ich hörte, wie sie an dem Griff rüttelte, weil das Wasser nicht zu laufen aufhörte. Sie wusch sich die Hände, der Hahn quietschte, als sie ihn abdrehte. Wie lange konnte sie das noch hinauszögern? Schließlich ging sie zur Badezimmertür, öffnete sie. Und dann war sie weg, ihre Schritte verschwanden Richtung Wohnzimmer. Wischiwaschi, Blabla, leises Gelächter, Abschiedsgeräusche, dann wurde die Eingangstür geschlossen.
    Ich blieb genau da, wo ich war, bis ich Moza im Flur hörte.
    »Kinsey? Sie sind weg. Sind Sie noch hier?«
    Ich atmete aus, stand auf und schob mir die Taschenlampe in meine hintere Jeanstasche. Dies ist keine würdevolle Art, sein Geld zu verdienen, dachte ich. Zum Teufel, für das hier wurde ich nicht einmal bezahlt. Ich lugte aus der Duschtür heraus und vergewisserte mich, daß ich nicht auf einen ausgefeilten Trick hereingefallen war. Das Haus war ruhig, mit Ausnahme von Moza, die gerade die Besenschranktür öffnete und, immer noch flüsternd, »Kinsey?« rief.
    »Ich bin hier drin«, meinte ich mit dröhnender Stimme.
    Ich ging in den Flur hinaus. Moza war so begeistert, nicht erwischt worden zu sein, daß sie nicht einmal sauer auf mich war. Sie lehnte sich gegen die Wand und fächelte sich Luft zu. Ich dachte, es sei besser, hier herauszukommen, bevor sie wegen irgend etwas anderem zurückkehrten und mir zehn weitere Jahre meiner normalen Lebenserwartung nahmen.
    »Sie waren super«, murmelte ich. »Ich bin Ihnen mein Leben lang zu Dank verpflichtet. Ich werde Ihnen ein Dinner bei Rosie spendieren.«
    Ich ging durch die Küche und spähte erst aus der Hintertür, bevor ich hinausging. Inzwischen war es vollkommen dunkel, doch ich versicherte mich, daß niemand auf der Straße war, ehe ich aus dem Schatten von Mozas Haus heraustrat. Dann ging ich den halben Block nach Hause und lachte vor mich hin. Tatsächlich macht es Spaß, mit dem Feuer zu spielen. Es macht Spaß, in fremden Schubladen herumzuschnüffeln. Vielleicht wäre ich ins Einbrechergewerbe eingestiegen, wenn mich die Gesetzeshüterei nicht zuerst gelockt hätte. Was die Sache mit Lila anging, so bekam ich endlich Kontrolle über eine Situation, die mir nicht gefallen hatte, und diese Welle von Macht ließ mich vor Erleichterung fast schwindeln. Ich war mir nicht sicher, was sie vorhatte, doch ich hatte vor, es herauszufinden.

18

    Als ich mich wieder sicher in meinem Appartement befand, holte ich die Kreditkartenquittung hervor, die ich aus Lilas Schuhkarton entfernt hatte. Sie trug als Datum den 25. Mai und eine Geschäftsadresse in Las Cruces. Der Aufdruck auf der Kreditkarte besagte »Delia Sims«. In der Spalte »Telefonnummer« hatte jemand zuvorkommend eine Telefonnummer eingetragen. Ich holte mein Telefonbuch und suchte die Vorwahl von Las Cruces. Fünf-null-fünf. Ich nahm den Hörer auf und wählte die Nummer. Als ich es am anderen Ende klingeln hörte, fragte ich mich, was ich eigentlich sagen sollte.
    »Hallo?« Eine Männerstimme mittleren Alters, kein Akzent.
    »Oh, hallo«, sagte ich sanft. »Ob ich wohl mit Delia Sims sprechen

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