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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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handschriftlichen Notiz auf der Rückseite. Wie viele andere Aspekte im Zusammenhang mit der Arbeit, die ich tue, ist auch hier eine Mordsgeduld erforderlich, ebenso wie die Liebe zu Wiederholungen, die auch nicht angeboren ist. Trotzdem muß man sich die Mühe machen, denn es besteht eine winzige Chance, daß irgend jemand irgendwo die Kleinigkeit einfügen kann, die mir weiterhilft. Nachdem ich mich bis zum letzten Motel durchgearbeitet hatte, kehrte ich zu meinem Wagen zurück und fuhr über den Boulevard zum Jachthafen, der eine halbe Meile entfernt war.
    Diesmal parkte ich in der Nähe des Naval-Reserve-Gebäudes, auf dem Parkplatz neben dem Hafen. In dieser Gegend schien es kaum Fußgänger zu geben. Der Himmel war bedeckt, die Luft schwer vom Geruch von frischem Fisch und Diesel. Ich schlenderte auf dem Weg entlang, der sich am Wasser hinzieht, mit Anlegeplätzen für elfhundert Boote. Ein Holzpier, zweispurig, ragte ins Wasser hinaus, und am Ende gab es einen Kran und Winden, um Boote heraufzuziehen. Ich konnte das Tankdock sehen, das Dock für Gäste in der Stadt. Zwei Männer sicherten dort gerade die Leinen an einem großen Motorboot, das sie scheinbar gerade in den Hafen gebracht hatten.
    Zu meiner Rechten befand sich eine Reihe von Geschäften — ein Fischmarkt mit einem Restaurant für Meeresfrüchte darüber, ein Geschäft, in dem Marine- und Angelbedarf verkauft wurde, ein Tauchzentrum, zwei Jacht-Makler. Die Fronten der Gebäude bestanden alle aus grau verwittertem Holz, mit leuchtendblauen Markisen, die wie ein Echo der blauen Canvas-Planen auf den Schiffen überall im Hafen wirkten. Einen Moment blieb ich vor einem Fenster stehen, in dem Schnappschüsse von Booten ausgestellt waren, die zum Verkauf standen — Katamarane, Luxuskabinen; Jachten, Segelboote mit sechs Kojen. Es gibt eine kleine Gruppe von Leuten hier im Hafen, die auf ihren Schiffen wohnen. Irgendwie reizt mich die Vorstellung ein wenig, obwohl mich die Realität von Chemietoiletten mitten in der Nacht und dem Duschen in fremden Häfen schreckt. Ich überquerte den Weg, lehnte mich an die eiserne Reling und schaute auf den Wald von kahlen Schiffsmasten hinaus.
    Das Wasser selbst war von einem dunklen Flaschengrün. Große Felsen lagen in der trüben Tiefe und wirkten wie versunkene Ruinen. Nur wenige Fische waren zu sehen. Ich entdeckte zwei kleine Krabben, die über die Felsen am Hafenrand zogen, aber größtenteils wirkte alles kalt und steril, ohne Leben. Eine Bierflasche stand auf einer Anhäufung von Sand und Schlamm. Ganz in der Nähe waren zwei Boote der Hafenpatrouille verankert.
    Ich machte eine Reihe von kleinen Ruderbooten aus, die an einem der Docks befestigt waren, und mein Interesse erwachte. Vier der Jachthäfen waren verschlossen und können nur mit einem Schlüssel betreten werden, den der Hafenmeister ausgibt, aber dieser hier war der Öffentlichkeit frei zugänglich. Ich ging weiter, um mir die Sache aus der Nähe anzusehen. Es gab vielleicht fünfundzwanzig Ruderboote aus Holz und Fiberglas, die meisten waren zweieinhalb bis drei Meter lang. Ich hatte keine Ahnung, ob eines von ihnen das Boot war, das Daggett gestohlen hatte, aber soviel schien klar: Wenn man die Leine von einem dieser Boote zerschnitt, mußte man es ums Ende des Docks und durch den ganzen Hafen rudern. Es gab hier keine Strömung, und ein Boot, das einfach nur im Wasser trieb, würde ziellos gegen die Poller stoßen, ohne irgendwie weiter zu kommen.
    Ich ging wieder zurück und wandte mich nach links, bis ich den ersten Hafen erreichte. Am Ende der Rampe konnte ich den Zaun und das verschlossene Tor sehen. Ich schlenderte weiter, ein Auge auf Vorüberkommende gerichtet. Schließlich näherte sich ein Mann mittleren Alters, der seinen Schlüssel in einer Hand hielt, eine Tüte mit Einkäufen in der anderen. Es war schlank, muskulös und sonnengebräunt. Er trug Bermudas und ein lose fallendes Baumwollhemd, in dessen Ausschnitt eine Matte grauer Brusthaare zu sehen war.
    »Verzeihung, wohnen Sie hier?« fragte ich.
    Er blieb stehen, beäugte mich neugierig. »Ja.« Sein Gesicht war so faltig wie eine zerknüllte braune Papiertüte, die man wieder in Betrieb genommen hat.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich Ihnen zum Marine Eins folge? Ich versuche, Hinweise über den Mann zu bekommen, der am Samstag hier an den Strand gespült worden ist.«
    »Klar, kommen Sie nur. Ich hab davon gehört. Das Boot, das er gestohlen hat, gehört ‘nem Freund von

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