Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
Papierkram zu erledigen. Um fünf Uhr schloß ich ab und fuhr heim, hantierte dort bis um halb sieben herum und machte mich anschließend auf den Weg zu Ferrin und Ramona Westfalls Haus, um Tony Gahan zu treffen.
    Die Westfalls wohnten in einer The Close genannten Gegend, einer von Eichen gesäumten Sackgasse in der Nähe des Naturkundemuseums. Durch ein Tor aus Stein fuhr ich in die gedämpfte Stille der Abgeschiedenheit. Es gibt nur acht Häuser in dieser Sackgasse, alle viktorianisch, vollkommen restauriert und in tadellosem Zustand. Die Gegend sieht selbst heute noch aus wie eine kleine ländliche Gemeinde, die auf unerklärliche Weise aus der Vergangenheit herübergerettet worden ist. Die Grundstücke sind von niedrigen Mauern aus Feldsteinen umgeben und mit Bambus, Pampasgras und Farn bewachsen. Es war inzwischen völlig dunkel, und The Close war in Nebel gehüllt. Die Vegetation war dicht und üppig nach dem kürzlichen Regen und duftete intensiv. Es gab nur eine einzige Straßenlampe, deren blasse Kugel von den Zweigen eines Baumes verdunkelt wurde.
    Ich fand die Hausnummer, nach der ich suchte, und parkte auf der Straße, ging dann den Weg entlang zur Haustür. Es handelte sich um ein hellgraues einstöckiges Haus mit einer großen Veranda, weißen Fensterläden und Zierbalken. Die Möbel auf der Veranda waren aus weißem Korb, die Kissen darauf mit einem weiß-hellgrauen Baumwolldruckstoff bezogen. Zwei viktorianische Pflanzenständer aus Korb enthielten riesige Farne. Für meinen Geschmack alles zu perfekt.
    Ich klingelte, weigerte mich, durch das gläserne Oval in der Tür zu spähen. Ich vermutete, daß das Innere aussehen würde wie etwas aus Schöner Wohnen, eine elegante Verschmelzung von Altem und Neuem und Extravagantem. Natürlich war meine Erwartung wahrscheinlich gefärbt von Ferrin Westfalls knappen Worten mir gegenüber und von Ramonas offensichtlicher Feindseligkeit. Ich stehe nicht über den Dingen.
    Ramona Westfall kam an die Tür und ließ mich ein. Ich bemühte mich um einen freundlichen Ton, überschlug mich aber nicht gerade in meiner Bewunderung ihres Hauses, das auf den ersten Blick wirklich makellos zu sein schien. Sie führte mich in das vordere Zimmer und zog sich zurück, schloß die Schiebetür hinter sich. Ich wartete, starrte auf den Boden. Aus der Diele konnte ich Stimmengemurmel hören. Nach einer Weile glitt die Tür auf, und ein Mann trat ein, der sich als Ferrin Westfall vorstellte... als wenn ich mir das nicht gedacht hätte! Wir schüttelten uns die Hand.
    Er war groß und schlank, mit kaltem, hübschem Gesicht und silbergrauem Haar. Seine Augen waren von einem dunklen Grün, ebenso ohne Wärme wie der Hafen. Es gab Anzeichen dafür, daß etwas in ihrer Tiefe unterdrückt wurde, aber kein Zeichen von Leben. Er trug eine dunkelgraue Hose und einen weichen, grauen Kaschmirpullover, der förmlich dazu aufforderte, gestreichelt zu werden. Er bot mir an, Platz zu nehmen, und ich gehorchte.
    Einen Augenblick lang musterte er mich, die Stiefel, die verwaschene Jeans, den Wollpullover, der an den Ellbogen schon Fussel bekam. Ich war entschlossen, seine Mißbilligung nicht bis zu mir durchdringen zu lassen, aber das erforderte eine enorme Anstrengung von meiner Seite. Ich starrte ihn gleichgültig an und wehrte mich gegen seine Beurteilung, indem ich ihn mir auf der Toilette vorstellte, mit der Unterhose, die sich um seine Knöchel kringelte.
    Schließlich sagte er: »Tony wird gleich kommen. Ramona hat mir von dem Scheck erzählt. Dürfte ich ihn wohl sehen?«
    Ich zog ihn aus der Hosentasche und glättete ihn, ehe ich ihn ihm zur Inspektion reichte. Ich fragte mich, ob er ihn für gefälscht, gestohlen oder sonst etwas hielt. Er musterte ihn gründlich von allen Seiten und gab ihn dann zurück, scheinbar zufrieden und überzeugt, daß er in Ordnung wäre.
    »Warum kam Mr. Daggett damit zu Ihnen?« wollte er wissen.
    »Ich bin mir nicht ganz sicher. Er hat mir erzählt, er hätte versucht, Tony unter einer alten Adresse zu finden. Als er damit kein Glück hatte, bat er mich, ihn ausfindig zu machen und den Scheck zuzustellen.«
    »Wissen Sie, woher er das Geld hatte?«
    Wieder ertappte ich mich dabei, Daggett schützen zu wollen. Das ging diesen Mann nun wirklich nichts an. Wahrscheinlich wollte er sich nur vergewissern, daß Daggett das Geld nicht durch ein illegales Geschäft erworben hatte — Drogen, Prostitution, Verkauf von Hunden und Katzen an Versuchsanstalten.
    »Er hat

Weitere Kostenlose Bücher