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Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hinüber und machte Einkäufe, um wenigstens ein paar der Kleinigkeiten zu ersetzen, die ich immer mit herumschleppe, zum Beispiel die Pille. Irgendwann würde ich auch das Fenster ersetzen lassen müssen. Alles in allem eine blöde, ärgerliche Sache.
    Ich kam erst gegen Mittag im Büro an, und das Licht an meinem Anrufbeantworter blinkte unaufhörlich. Ich warf die Morgenpost beiseite und drückte auf den Rücklaufknopf, als ich am Schreibtisch vorbeikam. Während ich die Tür zum Balkon öffnete, um frische Luft hereinzulassen, hörte ich dem Anrufer zu.
    »Miss Millhone, hier spricht Ferrin Westfall, 555-6790. Meine Frau und ich haben über Ihre Bitte gesprochen, mit unserem Neffen, Tony, zu reden. Wenn Sie uns anrufen, werden wir sehen, was man da tun kann. Bitte verstehen Sie, daß wir den Jungen nicht aufregen wollen. Wir verlassen uns darauf, daß Sie diskret vorgehen werden.« Ein Klicken ertönte, die Verbindung war unterbrochen. Sein Ton war kalt gewesen, hatte perfekt zu seiner harten Stimme gepaßt. Kein »Ah«, kein Zögern. Kein Schluckauf während der gesamten Durchsage. Ich zog anerkennend die Brauen hoch. Tony Gahan war in fähigen Händen. Das arme Kind.
    Ich machte mir eine Kanne Kaffee und wartete, bis ich die halbe Tasse getrunken hatte. Dann rief ich zurück. Das Telefon läutete zweimal.
    »Guten Morgen. PFC«, sagte die Frau.
    PFC erwies sich als Perforated Formanek Corporation , ein Lieferant von industriellen Schleifmitteln, Klemmen, Schleifmaschinen, Mühlen und Präzisionswerkzeugen. Das weiß ich, weil ich danach fragte, und sie zitierte das gesamte Angebot in einem Singsang, dachte vielleicht, daß ich auf der Suche nach einem der oben genannten Dinge war. Ich bat darum, mit Ferrin Westfall sprechen zu dürfen, und sie bedankte sich.
    Wieder ein Klicken. »Westfall«, sagte er.
    Ich stellte mich vor. Schweigen entstand, das (vielleicht) dazu dienen sollte, mich einzuschüchtern. Ich widerstand dem Drang, loszuplappern, ließ zu, daß die Pause so lang wurde, wie es ihm gefiel.
    Schließlich sagte er: »Wir werden dafür sorgen, daß Tony heute abend zwischen sieben und acht Uhr zu Ihrer Verfügung steht, wenn es Ihnen so recht ist.«
    »Fein. Vielen Dank.« Trottel, fügte ich im Geiste hinzu, als ich auflegte.
    Ich kippte in meinem Drehstuhl zurück und legte die Füße hoch. Bisher war es ein verschenkter Tag gewesen. Ich wollte meine Handtasche zurückhaben. Meine Pistole. Ich wollte mein Leben weiterleben, aufhören, Zeit mit all diesem Unsinn zu verlieren. Ich warf einen Blick zum Balkon hinaus. Wenigstens regnete es jetzt nicht. Ich zog die Post heran und ging sie durch. Das meiste davon war Unsinn.
    Ich wurde wieder unruhig, dachte über John Daggett und seine Bootsfahrt durch den Hafen nach. Gestern, am Strand, war es mir sinnlos erschienen, die Gegend nach möglichen Zeugen abzusuchen. Jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher. Jemand könnte ihn gesehen haben. Wenn jemand in aller Öffentlichkeit betrunken ist, erregt das normalerweise Verdacht, vor allem, wenn nicht viele Leute herumlaufen. Die Wochenendgäste hatten sich inzwischen wohl schon alle aus den Hotels zurückgezogen, aber trotzdem könnte es noch immer einen Versuch wert sein. Ich schnappte mir meine Jacke und meine Autoschlüssel, schloß das Büro auf und lief die Hintertreppe hinab.
    Mein VW sah jedesmal schlimmer aus, wenn ich wegsah. Er ist jetzt vierzehn Jahre alt, ein ehemals beiges Modell mit Beulen. Jetzt war das Fenster auf der Beifahrerseite eingeschlagen. Aber jedesmal, wenn ich an einen neuen Wagen denke, schlägt mein Magen Purzelbäume. Ich will mich nicht mit Zahlungen für das Auto belasten, mit einem Anstieg der Versicherungsprämien und Zulassungsgebühren. Meine derzeitige Zulassung kostet mich fünfundzwanzig Dollar im Jahr, und das ist mir gerade recht. Ich drehte den Zündschlüssel, und der Motor sprang direkt an. Ich tätschelte das Armaturenbrett und fuhr rückwärts aus der Parklücke, schlug die State Street nach Süden, zum Strand hin, ein.
    Ich parkte in der Cabana, direkt gegenüber vom Eingang zur Werft. Acht Motels reihen sich hier am Boulevard entlang, keines hat Zimmer unter sechzig Dollar pro Nacht. Es war außerhalb der Saison, aber dennoch waren keine Zimmer frei. Ich fing im ersten an, dem Sea Voyager. Ich stellte mich dem Manager vor, fand heraus, wer am vergangenen Freitag als Nachtportier dort gewesen war, notierte mir den Namen und hinterließ meine Karte mit einer

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