Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Kinsey Millhone 04 - Ruhelos

Titel: Kinsey Millhone 04 - Ruhelos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
Vom Netzwerk:
mir. Übrigens, ich heiße Aaron. Und Sie?«
    »Kinsey Millhone.« Ich trabte hinter ihm die Rampe entlang. »Wie lange wohnen Sie schon hier?«
    »Sechs Monate. Meine Frau und ich haben uns getrennt, und sie hat das Haus behalten. Nette Abwechslung, das Leben auf dem Boot. Gibt ‘ne Menge netter Leute hier. Sind Sie von der Polizei?«
    »Privatdetektiv«, erklärte ich. »Was machen Sie beruflich?«
    »Immobilien. Wie sind Sie denn darauf gekommen?« Er schob seinen Schlüssel ins Tor und stieß es dann auf. Er hielt es, während ich an ihm vorbeiging. Ich blieb auf der anderen Seite stehen, damit er mir den Weg zeigen konnte.
    »Ich wurde von der Tochter des Toten angeheuert.«
    »Ich meine, überhaupt als Detektiv zu arbeiten.«
    »Ach so. Ich war früher bei der Polizei, aber das hat mir nicht sehr gefallen. Die richtige Polizeiarbeit macht Spaß, aber nicht die Bürokratie. Jetzt bin ich selbständig. Damit bin ich glücklicher.«
    Wir kamen an einer Gruppe von Möwen vorbei, die sich auf einen Gegenstand stürzte, der auf den Wellen tanzte. Die Schreie der Vögel zogen Möwen aus einer Entfernung von einer Viertelmeile an, die jetzt wie Raketen durch die Luft schossen.
    »Avocado«, bemerkte Aaron. »Die Möwen lieben die. Der gehört mir.« Er blieb neben einem zwölf Meter langen Motorboot stehen, einer Chris Craft.
    »Großer Gott, das ist ein schönes Schiff.«
    »Gefällt es Ihnen? Es hat Platz für acht Personen«, erzählte er erfreut. Er sprang hinüber, drehte sich um und hielt mir die Hand hin. »Ziehen Sie die Stiefel aus, dann können Sie an Bord kommen, und ich führe Sie herum. Wollen Sie was trinken?«
    »Lieber nicht, danke. Ich muß noch eine Menge erledigen. Können Sie mich vielleicht mit dem Mann bekannt machen, dem das gestohlene Boot gehört?«
    Aaron zuckte die Schultern. »Da kann ich Ihnen nicht helfen. Er ist den ganzen Tag zum Fischen draußen. Aber ich kann ihm Ihren Namen und Telefonnummer geben, wenn Sie wollen. Ich glaube, die Polizei hat das Boot beschlagnahmt. Wenn Sie das also sehen wollen, sollten Sie besser mit denen sprechen.«
    Ich rechnete zwar nicht damit, daß sich daraus etwas ergeben würde, aber ich wollte diese Möglichkeit doch offenlassen, für alle Fälle. Also zog ich eine Visitenkarte heraus, notierte meine Privatnummer auf der Rückseite und gab sie ihm. »Wenn er irgend etwas weiß, soll er mich anrufen«, bat ich.
    »Ich sag Ihnen, mit wem Sie reden sollten. Gehen Sie hier sechs Plätze weiter und schauen Sie nach, ob der Knabe daheim ist. Das Schiff heißt Seascape. Sein Name ist Phillip Rosen. Er weiß über alles Bescheid, was hier geredet wird. Vielleicht kann er Ihnen helfen.«
    »Danke.«
    Die Seascape war eine sieben Meter lange Flicka, mit Gaffelsegel an einem 6-Meter-Mast, dem Teakdeck und einem Bug aus Fiberglas, der wie Holz aussehen sollte.
    Ich klopfte aufs Kabinendach, rief ein Hallo zur offenen Tür hinüber. Phillip Rosen erschien, zog den Kopf ein, als er von unten kam. Sein Auf tauchen war wie eine Witzeinlage: Er war einer der größten Männer, die ich je außerhalb eines Basketball-Feldes gesehen hatte. Er war ungefähr zwei Meter vier groß, mit großen Händen und Füßen, einem großen Kopf mit einer Fülle roter Haare, einem großen Gesicht mit rotem Schnurr- und Vollbart. Außerdem hatte er eine nackte Brust und nackte Füße. Abgesehen von der ausgefransten, abgeschnittenen Jeans ähnelte er einem Wikinger, der grausamerweise bei seiner Reinkarnation auf einem Schiff gelandet war, das seiner unwürdig war. Ich stellte mich vor und erwähnte, daß Aaron vorgeschlagen hatte, ich sollte mit ihm reden. Dann erzählte ich ihm kurz, was ich wollte.
    »Nun ja, ich hab sie nicht gesehen, aber eine Freundin von mir. Sie war auf dem Weg hierher zu mir und kam auf dem Parkplatz an ihnen vorbei. Ein Mann und eine Frau. Sie sagte, der alte Knabe wäre total betrunken gewesen und über den ganzen Platz getaumelt. Die Kleine bei ihm hatte eine Heidenarbeit, um ihn überhaupt aufrecht zu halten.«
    »Haben Sie eine Ahnung, wie die ausgesehen hat?«
    »Nee. Dinah hat das nie gesagt. Aber ich kann Ihnen ihre Nummer geben, wenn Sie sie selbst fragen wollen.«
    »Das würde ich gern. Um welche Zeit war das?«
    »Ich würde sagen, Viertel nach zwei. Dinah ist Kellnerin drüben und hat um zwei Uhr Schluß. Ich weiß, daß sie an dem Abend nicht schließen mußte, und sie braucht nur fünf Minuten bis hierher. Ha, wenn sie übers Wasser gehen könnte,

Weitere Kostenlose Bücher