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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Schüssel mit Punsch auf einem der Zeichentische aufgestellt worden war. Schreibtische waren leergeräumt worden, und jetzt bedeckten sie Platten mit kaltem Fleisch, Käse und Crackern, außerdem gab es Obstkuchen und Kekse. Die Gesellschaft beschäftigte sechzig Angestellte, so daß der Lärmpegel hoch war. Die gute Stimmung nahm in dem Maße an Lebhaftigkeit und Lockerheit zu, wie der Punsch abnahm. Eine Art Reggae-Version von Weihnachtsliedern dröhnte aus der Gegensprechanlage.
    Von Lance Wood war noch immer nichts zu sehen, aber ich entdeckte Heather auf der anderen Seite des Zimmers. Ihre Wangen waren vom Punsch gerötet. Terry Kohler fing meinen Blick auf und bahnte sich einen Weg zu mir. Als er mich erreichte, beugte er sich zu meinem Ohr vor.
    »Sie sollten sich lieber Ihre Handtasche holen, ehe das hier außer Kontrolle gerät«, meinte er. Ich nickte heftig und schob mich dann hinter ihm durch die Menge bis zum Empfangsbereich von Lances Büro. Die Tür stand offen. Sein Schreibtisch wurde als Bar benutzt. Likörflaschen, Eis und Plastikgläser standen auf der Schreibfläche, und mehrere Leute bedienten sich sowohl des Alkohols als auch der Bequemlichkeit der Möbel ihres Chefs. Meine Handtasche war in einen schmalen Spalt zwischen einem Aktenschrank und einem Bücherregal geschoben worden, das mit technischen Gebrauchsanweisungen vollgestopft war. Ich verstaute meine Kamera und meinen Skizzenblock und hängte mir die Tasche über die rechte Schulter. Terry bot an, mir von dem Punsch zu holen, und nach kurzem Zögern willigte ich ein. Warum auch nicht?
    Mein erster Impuls war es, mich so bald wie möglich zu empfehlen. Ich fühle mich schon unter normalen Umständen in Gruppen nicht wohl, und in diesem Fall kannte ich keine Menschenseele. Was mich hier festhielt, war einzig und allein, daß ich nicht wußte, wohin ich sonst hätte gehen können. Das hier könnte der Höhepunkt meiner Weihnachtstage sein, und ich sagte mir, da könnte ich ebensogut meinen Spaß haben. Ich ließ mir etwas Punsch geben, holte mir ein paar Cracker und Käse, aß Kekse mit rosa und grünem Zucker darauf, lächelte freundlich und war überhaupt sehr nett zu allen in meiner Reichweite. Um 15 Uhr, als die Party richtig in Schwung war, entschuldigte ich mich und eilte aus der Tür. Ich hatte gerade die Straße erreicht, als ich jemand meinen Namen rufen hörte. Ich drehte mich um. Heather kam hinter mir her und streckte mir einen Umschlag mit dem Firmensignet von Wood/Warren entgegen.
    »Ich bin froh, daß ich Sie noch erwischt habe«, sagte sie. »Ich glaube, Mr. Wood wünschte, daß Sie das hier bekommen, ehe Sie gehen. Er mußte unerwartet fort. Es lag in meinem Ausgangskorb.«
    »Danke.« Ich öffnete die Klappe und betrachtete den Inhalt: Inventarverzeichnis. »Oh, prima«, sagte ich, erstaunt, daß er bei seinem überstürzten Aufbruch daran gedacht hatte. »Ich rufe Montag an und mache einen Termin für ein Gespräch mit ihm aus.«
    »Tut mir leid mit heute«, bemerkte sie. »Fröhliche Weihnachten!« Sie winkte und ging dann zu den anderen zurück. Die Tür stand jetzt offen, Zigarettenrauch und Lärm drangen nach draußen. Ava Daugherty beobachtete uns. Ihr Blick ruhte neugierig auf dem Umschlag, den Heather mir gegeben hatte und den ich jetzt in meine Tasche schob. Dann kehrte ich zu meinem Wagen zurück und fuhr in die Stadt.
    Als ich beim Büro hielt, mußte ich an den dunklen Fenstern der California Fidelity vorbei. Wie viele andere Unternehmen auch hatten sie am Heiligabend früher Schluß gemacht. Ich sperrte meine Tür auf, warf die Akte auf den Schreibtisch und sah nach, ob jemand eine Nachricht für mich hinterlassen hatte. Dann rief ich den Brandmeister an, um mir die Informationen bestätigen zu lassen, aber auch er war nicht mehr da. Ich hinterließ meine Nummer, und man sagte mir, daß er wahrscheinlich nicht vor Montag zurückrufen würde.
    Um 1 6 Uhr war ich wieder in meiner Wohnung und hatte die Zugbrücke eingeholt. Und dort blieb ich das ganze Wochenende.
    Den Weihnachtstag verbrachte ich allein, fühlte mich aber nicht unglücklich.
    Der folgende Tag war ein Sonntag. Ich räumte meine Wohnung auf, kaufte ein, bereitete mir kannenweise heißen Tee zu und las.
    Am Montag, Z7. Dezember, war ich wieder an der Arbeit, saß düsterer Stimmung an meinem Schreibtisch und versuchte, aus meinen Notizen von der Brandstätte einen zusammenhängenden Bericht zu machen.
    Das Telefon läutete. Ich hoffte, daß es Mrs.

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