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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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machen wohl Witze.«
    »Nein, Ma’am. Die Autopsie war beendet, und Dr. Yee hatte den Leichnam freigegeben. Mrs. Case wollte keine Beerdigung. Also hat sie Anweisung gegeben, den Leichnam zu verbrennen. Er war fort. Die Leute hier haben ’nen Anfall gehabt. Dr. Yee hat St. Terrys auf den Kopf gestellt. Aber nichts ist wieder aufgetaucht. Lieutenant Dolan war außer sich. Soviel ich weiß, haben sie jetzt ’ne neue Verfahrensweise. Die Sicherheit ist jedenfalls gewährleistet.«
    »War es denn tatsächlich Diebstahl?«
    »Fragen Sie mich nicht. Wie gesagt, damals verschwand gleichzeitig ’ne Menge anderes Zeug. Im Krankenhaus wußten sie nicht, was los war. Konnte ein Fehler gewesen sein. Vielleicht hat jemand aus Versehen das ganze Zeug fortgeworfen und wollte es dann nicht zugeben.«
    »Was hatte Dolan damit zu tun? Ich dachte, es wäre Selbstmord gewesen.«
    »Sie wissen doch, niemand will über die Art und Ursache eines Todes entscheiden, bis der Bericht vorliegt.«
    »Nun ja. Ich habe mich einfach nur gefragt, ob der Lieutenant vielleicht von Anfang an Zweifel gehabt hat.«
    »Der Lieutenant hat immer Zweifel. Und er wird noch mehr haben, wenn er Sie dabei erwischt, daß Sie hier rumschnüffeln. Ich muß jetzt wieder an die Arbeit. Und verraten Sie bloß niemandem, daß ich Ihnen das alles erzählt hab’.«
    Ich fuhr zur Pathologie im St. Terrys hinüber, wo ich mich kurz mit einer der Laborassistentinnen unterhielt, mit der ich schon mal zu tun gehabt hatte. Sie bestätigte, was Emerald mir erzählt hatte, fügte noch ein paar Einzelheiten hinzu. Danach klapperte täglich ein Bote aus dem Büro des amtlichen Leichenbeschauers in einem Bluttransportfahrzeug Laboratorien und Justiz- und Polizeistellen ab. Die Proben, die er mitzunehmen hatte, wurden versiegelt, beschriftet und in isolierte Kühlbehälter gestellt, wie Picknickvorräte. Der »Picknickkorb« selbst wurde in den Kühlschrank des Labors gestellt, bis der Fahrer auftauchte. Dann holte jemand aus dem Labor den Korb. Der Bote bestätigte den Empfang der Beweismittel, und fort war er. Das Hugh-Case-»Material«, wie sie es nannte, wurde nie wiedergesehen, nachdem es das Krankenhauslabor verlassen hatte. Ob es unterwegs verschwand oder nachdem es im Labor des Leichenbeschauers abgeliefert worden war, fand niemals jemand heraus. Die Angestellte im St. Terrys schwor, sie hätte es dem Fahrer übergeben, und sie hatte auch eine Empfangsbestätigung als Beweis. Sie vermutete, daß der Korb seinen Bestimmungsort erreicht hatte, wie an jedem Tag in den vergangenen Jahren. Der Bote erinnerte sich, ihn in sein Fahrzeug gestellt zu haben, und nahm an, daß er unter den Dingen gewesen war, die er am Ende seiner Fahrt abgeiiefert hatte. Erst, nachdem ein paar Tage vergangen waren und Dr. Yee auf die Laborergebnisse der toxikologischen Untersuchungen drängte, kam das Verschwinden ans Licht. Inzwischen waren allerdings, wie Emerald schon erzählt hatte, Hugh Cases Überreste zu Asche verbrannt und in alle vier Winde verstreut worden.
    Ich benutzte eines der öffentlichen Telefone in der Eingangshalle des Krankenhauses, um mein Reisebüro anzurufen und mich nach dem nächsten Flug nach Dallas zu erkundigen, ln der 15-Uhr-Maschine von Santa Teresa nach Los Angeles war noch ein Platz frei. Sie würde um 15 Uhr 35 auf dem Flughafen von Los Angeles landen. Nach zwei Stunden Aufenthalt konnte ich dann eine andere Maschine nehmen, die mich um 22 Uhr 35 Central Standard Time in Dallas absetzen würde. Wenn Lyda um 15 Uhr zu arbeiten anfing und ihre Schicht acht Stunden dauerte, hätte sie um 2.3 Uhr Feierabend. Eine Verspätung irgendwann unterwegs, und ich kam zu spät an, um sie zu treffen. Zurück nach Santa Teresa konnte ich aber ohnehin erst am nächsten Morgen, weil unser Flughafen hier um 23 Uhr schließt. Das hieß, daß ich auf jeden Fall eine Nacht in Dallas verbringen würde. Das Ticket allein kostete schon fast zweihundert Dollar, und der Gedanke, außerdem noch ein Hotelzimmer bezahlen zu müssen, machte mich schier wahnsinnig. Natürlich konnte ich schief in einem der Plastikstühle am Flughafen hängend schlafen, aber die Vorstellung behagte mir auch nicht sonderlich. Dazu kam, daß ich nicht sicher war, wie ich mir von den zehn Dollar, die ich bar dabei hatte, noch etwas zu essen leisten sollte. Wahrscheinlich könnte ich nicht einmal meinen VW aus dem Parkhaus holen, wenn ich wiederkam.
    Lupe, die Kleine aus dem Reisebüro, atmete geduldig in mein Ohr,

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