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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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schon, sie wären vielleicht irgendwohin zum Essen gegangen, als sich die Tür öffnete und Daniel heraussah. Er war barfuß und ohne Hemd, hatte nur verblichene Jeans angezogen. Schmalhüftig und sonnengebräunt stand er vor mir, das blonde Haar zerzaust, als hätte er geschlafen. Seine Wangen waren gerötet, die Falten um seine Augen verschwunden. Er sah zehn Jahre jünger aus. Wenn er überrascht war, mich zu sehen, so ließ er es sich nicht anmerken.
    »Hast du etwas dagegen, daß ich reinkomme?« fragte ich.
    Er zögerte nur leicht und trat dann beiseite. Ich betrat das Zimmer und bemerkte mit grimmigem Amüsement, daß die Badezimmertür geschlossen war. Der Geruch von Sex hing noch in der Luft wie Ozon nach einem Gewitter.
    »Ich habe deine Gitarre im Auto.«
    »Das wäre nicht nötig gewesen. Ich habe dir doch gesagt, ich würde sie abholen.«
    »Kein Problem. Ich wollte sowieso noch einmal mit dir reden.« Ich schleuderte durchs Zimmer, bemerkte den Stummel eines Joints im Aschenbecher. »Großer Gott, du hast wohl keine Zeit verloren, was?« bemerkte ich.
    Sein Blick war wachsam. Er kannte mich gut genug, um zu bemerken, daß ich schlecht gelaunt war. »Was hast du? Ich bin im Augenblick nicht frei«, erklärte er.
    Ich lächelte, fragte mich, ob er das wörtlich meinte. Fesseln waren nie Teil seines sexuellen Programms gewesen, aber wer wußte, wohin Ashs Vorlieben zielten? »Ich habe den Sender gefunden. Der Kassettenrecorder ist zusammen mit der Gitarre im Auto. Ich wollte es alles vom Pier werfen, aber ich bin wohl zu nett. Ich muß sagen, Daniel, du hast Mut. Es gehört schon eine ganze Portion Nerven dazu, wieder in mein Leben zu tanzen und mich noch einmal zu verraten.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich, aber wenigstens verfügte er über genug Anstand, um nichts abzustreiten.
    Ich ging zum Bad und öffnete die Tür.
    Bass stand drin. Etwas wie Schmerz durchfuhr mich, gefolgt von dem Verlust jeglichen Gefühls. In diesem Augenblick der Erkenntnis konnte ich nicht einmal mehr Wut empfinden. Ich dachte an das letztemal, als ich die beiden zusammen gesehen hatte... bei Bass’ Feier zu seinem einundzwanzigsten Geburtstag, drüben im Country Club. Daniels Jazz-Combo hatte bei diesem Anlaß gespielt, und ich war auch eingeladen, weil ich Ash kannte. Zwei Wochen später war Daniel verschwunden, ohne auch nur »auf Wiedersehen« zu sagen. Jetzt sah ich mich dem Grund gegenüber. Wer hatte hier wen verführt, fragte ich mich. Daniel war dreizehn Jahre älter als Bass, aber das war irrelevant. Nicht, daß überhaupt etwas wichtig gewesen wäre. Die Leidenschaft hatte die Luft hier im Zimmer in Ionen zerlegt. Mir wurde fast schwindlig, als ich sie einatmete.
    Bass hatte sich ein Tuch um die Taille geschlungen. Ich ertappte mich dabei, daß ich diesen Körper prüfte, den Daniel dem meinen vorgezogen hatte. Bass war blaß, schmal in der Brust, aber er hielt sich perfekt, als er an mir vorbeiging.
    »Hallo, Kinsey.« Er blieb am Aschenbecher stehen und holte den Joint heraus. Er legte den Kopf schräg und zündete den Stummel mit einem Einwegfeuerzeug an. Er zog einmal und hielt ihn dann Daniel hin, der mit einem leichten Kopfschütteln ablehnte. Die Blicke der beiden Männer tauchten ineinander, so voller Zärtlichkeit, daß ich die Augen niederschlug.
    Bass sah mich an. »Was bringt dich hierher?«
    »Lyda Case ist tot.«
    »Wer?«
    »Komm schon, Bass, hör auf mit dem Quatsch. Sie war mit Hugh Case verheiratet, der für Wood/Warren gearbeitet hat. So schnell hast du ihn bestimmt nicht vergessen.«
    Bass legte den Joint hin und ging zum Bett. Er streckte sich aus, verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Das Haar in seinen Achselhöhlen war seidig und schwarz, und ich konnte Bißspuren an seinem Hals entdecken. Wenn er sprach, dann in sanftem, entspanntem Ton. »Kein Grund, gemein zu werden. Ich bin seit Jahren nicht mehr hier gewesen. Das hat überhaupt nichts mit mir zu tun. Das geht um dich.«
    »Um mich ? Blödsinn! Ich bin nur wegen California Fidelity bei dieser Sache gelandet.«
    »Das habe ich gehört. Das Büro des Distriktstaatsanwalts hat sich mit Mutter in Verbindung gesetzt. Man wirft dir Versicherungsbetrug vor.«
    »Und du glaubst das.«
    »He, ich kann es verstehen. Lance saß in der Patsche und brauchte dringend Geld. Das Lagerhaus abzubrennen war besser als ein Bankkredit. Er brauchte nur ein bißchen Hilfe von dir.«
    »Ach, wirklich? Für jemanden, der nicht hier gewesen ist, scheinst

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