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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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du ja gut informiert zu sein. Wer hat dir das alles erzählt?«
    »Was geht das dich an?«
    »Du kannst nicht einfach alles glauben, was du hörst, Bass. Manchmal kann man seinen eigenen Augen nicht trauen. Hier geht irgend etwas vor, und keiner von uns war klug genug, herauszufinden, was.«
    »Ich bin sicher, du findest noch etwas. Ich habe gehört, du wärest sehr gut auf deinem Gebiet.«
    Ich sah zu Daniel hinüber. »Wie bist du in diese Sache hineingeraten?«
    Daniel schien unsicher, was er antworten sollte, und so erledigte Bass das für ihn. »Wir mußten wissen, was hier vorging. Offensichtlich wolltest du es uns nicht erzählen, also mußten wir andere Wege einschlagen.« Er machte eine kurze Pause, ehe er achselzuckend fortfuhr: »Wir übergeben die Kassetten natürlich dem Distriktstaatsanwalt.«
    »Jaja, natürlich. Wer wir?«
    »Darüber möchte ich lieber nicht reden, für den Fall, daß du dazu neigst, es weiterzuerzählen. Tatsache ist, ich kannte Daniel, und er kannte dich, und es schien die logsiche Art, Informationen zu sammeln.«
    »Und Andy Motycka? Was hat er damit zu tun?«
    »Ich kenne da keine Einzelheiten. Warum sagst du es mir nicht?«
    »Nun, ich kenne auch keine Einzelheiten, Bass. Ich vermute, daß jemand Andy erpreßt hat. Vielleicht wurde er nervös, als er herausfand, daß Darcy und ich ihm auf den Fersen waren. Oder aber er hat Wind von Olives Tod bekommen und hatte das Gefühl, daß das mehr war, als er haben wollte. Auf jeden Fall sieht es so aus, als hätte er die Stadt verlassen — außer, er ist auch umgebracht worden. Beunruhigt es dich nicht, daß Lyda Case gestorben ist? Macht es dir nichts aus, daß Olive tot ist?«
    »Warum sollte es? Ich kannte die Dame nicht persönlich. Klar tut es mir leid, daß sie tot ist, aber ich hatte nicht das geringste damit zu tun.«
    »Woher weißt du, daß du nicht der Nächste bist, Bass? Oder vielleicht der liebe Daniel hier? Wenn du dir keine Kopfschmerzen wegen Olive machst, dann denk wenigstens einmal über deine eigene Verwundbarkeit nach. Du hast es mit jemandem zu tun, der immer weniger zu verlieren hat.«
    »Wie kommst du darauf, er wüßte, wer es gewesen ist?« fragte Daniel.
    »Wie kommst du darauf, er wüßte es nicht?« gab ich zurück.

22

    Als ich heimkam, schaltete ich alle Außenlampen bei Henry an, so daß sein Hof hell erleuchtet war wie bei einem Gefängnis. Ich überprüfte die Schlösser an allen seinen Türen und Fenstern, sicherte dann meine eigenen. Ich reinigte und überprüfte meine kleine halbautomatische Pistole, lud sie mit acht Patronen. Es beunruhigte mich, daß das Visier abgebrochen war. Eine Pistole ist kein Schutz, wenn man nicht kontrollieren kann, was sie tut. Ich schob sie in meine Handtasche. Ich würde sie am nächsten Morgen im Waffengeschäft abgeben müssen. Ob ich dort wohl leihweise einen Ersatz bekommen könnte?
    Ich putzte mir die Zähne und wusch mir das Gesicht. Dann musterte ich meine diversen Verbrennungen, blauen Flecke und kleinen Schnittwunden. Ich fühlte mich beschissen, entschied aber trotzdem, daß es besser sei, ohne Medikamente auszukommen. Ich hatte Angst, zu tief zu schlafen, denn es bestand die Möglichkeit, daß mich jemand überfallen würde. Außerdem graulte ich mich davor, daß Lyda Case unangemeldet in meinen Träumen auftauchen könnte.
    Ich beobachtete, wie die Digitaluhr durch die Nacht blinkte. Draußen ging ein heißer, trockener Wind, der die Palmwedel zu raschelnden Verschwörern machte. Die Luft in meiner Wohnung schien stickig, die Geräusche von der Hitze gedämpft. Zweimal stand ich auf und ging leise ins Bad, wo ich im Schatten der Wanne aus dem Fenster spähte. Zweige knackten im Wind. Blätter raschelten über die Straße. Staub wurde aus dem Nichts in Spiralen aufgewirbelt. Einmal fuhr langsam ein Auto vorbei. Seine Scheinwerfer beleuchteten meine Zimmerdecke. Ich stellte mir Daniel vor, an Bass’ schützenden Körper geschmiegt, und ich beneidete sie um ihre Sicherheit. In so einer Nacht erscheint persönliche Sicherheit wichtiger als Besitz.
    Schließlich schlief ich ein, aber erst, als sich die Dunkelheit in das sanfte Grau der Dämmerung verwandelte. Der Wind hatte sich gelegt, und die nachfolgende Stille war ebenso beunruhigend wie das Knacken der Eiche im Hof meines Nachbarn. Um 8.15 Uhr schrak ich hoch, vollkommen durcheinander von dem Gefühl, daß am gestrigen Tag alles schiefgegangen war. Ich wollte mit Ava bei Wood/Warren sprechen, sobald der

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