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Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke

Titel: Kinsey Millhone 05 - Kleine Geschenke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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besser übersehen zu können. Rechts auf dem Paneel befand sich ein roter Knopf, der anzeigte, daß das System eingeschaltet war. War das Licht grün, wußte jeder Einbrecher, daß er jetzt sicher arbeiten konnte. Ich zog eine Karte aus der Handtasche und schrieb hastig darauf, daß Terry mich anrufen sollte, sobald er wieder heimkam. Dann sprang ich wieder in meinen Wagen und fuhr zu den Woods. Nach allem, was ich wußte, war er noch immer bei ihnen.
    Das Licht der frühen Nachmittagssonne umhüllte das Haus, verlieh ihm eine blendendweiße Fassade. Das Gras war frisch geschnitten, so kurz und dicht und grün wie ein hochfloriger Wollteppich. Der Ozean draußen schmückte seine Wogen mit dichten, weißen Schaumkronen, die ahnen ließen, daß ein Sturm über dem Wasser heranzog. Der heiße Wüstenwind blies mir in den Rücken, meine Handflächen zuckten nervös. Ashs kleiner roter Sportwagen stand in der Auffahrt, zusammen mit einem BMW Von Terrys Mercedes war nichts zu sehen. Ich ging um das Haus herum auf die lange, niedrige Steinveranda zu und läutete die Glocke.
    Das Mädchen ließ mich ein, führte mich ins Foyer und ging Miss Ebony holen. Ich hatte zwar zuerst nach Ash gefragt, aber ich war zu allem bereit. Fieberhaft wünschte ich mir, eine Theorie zu haben, aber dieser Ausflug hier war immer noch nicht mehr als ein Fischen im trüben. Ich konnte nicht weit von der Wahrheit entfernt sein, hatte aber keine klare Vorstellung davon, worin diese bestehen mochte. Unter den gegebenen Umständen wußte ich nichts anderes zu tun, als auf dem eingeschlagenen Weg beharrlich voranzuschreiten, mich durchzukämpfen. Bass war das einzige Familienmitglied, dem ich aus dem Weg zu gehen hoffte. Nicht, daß es zu diesem Zeitpunkt noch einen großen Unterschied gemacht hätte, aber Stolz ist Stolz. Wer möchte sich schon gern mit dem Liebhaber seines Exgatten unterhalten? Ich mußte darauf achten, daß mein verletzter Stolz mir nicht im Wege stand, wenn ich versuchte zu erkennen, welche Rolle er bei dieser Sache spielte.
    »Hallo, Kinsey.«
    Ebony stand unten an der Treppe. Ihr blasses, ovales Gesicht war so glatt wie ein Ei, ausdruckslos beherrscht. Sie trug ein tailliertes Kleid aus schwarzer Seide, das ihre breiten Schultern und schmalen Hüften, die langen, wohlgeformten Beine betonte. Ihre roten Stöckelschuhe machten sie noch zehn Zentimeter größer. Ihr Haar war straff aus dem Gesicht gebürstet, Rouge auf den Wangen deutete auf Streß hin, nicht auf die gute Gesundheit, die es eigentlich vorspiegeln sollte. Laut Familienlegende war sie diejenige, die immer das Abenteuer suchte, fanatisch der Art von Hobby ergeben, die häufig frühen Tod bedeutet: Helikopterski, Fallschirmspringen, Klettern an nackten Felswänden. Vielleicht war sie dazu bestimmt gewesen, ein Leben voller Gefahren zu führen, so wie Bass ein Leben voll Eitelkeit und Nichtstun.
    »Ich dachte, wir sollten uns unterhalten«, fing ich an.
    »Worüber?«
    »Olives Tod. Lyda Case ist auch tot.«
    »Das hat Bass mir erzählt.«
    Mein Lächeln fühlte sich bitter an. »Ach ja, Bass. Was hat er damit zu tun? Irgendwie habe ich das Gefühl, du hättest ihn in New York angerufen.«
    »Richtig.«
    »Schmutzige Sache, Ebony.«
    Sie ließ sich nicht beeindrucken, zuckte nur die Schultern. »Deine eigene Schuld.«
    » Meine Schuld?«
    »Ich habe dich gefragt, was los ist, und du wolltest es mir nicht erzählen. Es handelt sich um meine Familie, Kinsey. Ich habe ein Recht, es zu wissen.«
    »Verstehe. Und wer ist auf die Idee gekommen, Daniel hineinzuziehen?«
    »Ich, aber Bass war derjenige, der ihn ausfindig machte. Er und Daniel hatten vor Jahren eine Affäre, bis Bass sie beendet hat. Das war noch nicht gegessen. Daniel war überglücklich, ihm einen Gefallen zu tun, in der Hoffnung, die Glut neu anzufachen.«
    »Indem er mich verkaufte«, bemerkte ich.
    Sie lächelte ein wenig, aber ihr Blick war aufmerksam. »Du hättest ja nicht mitmachen müssen, weißt du. Zwischen euch muß es auch noch was gegeben haben, sonst hättest du dich nicht so leicht hineinziehen lassen.«
    »Stimmt«, gab ich zu. »War schlau eingefädelt. Lieber Gott, er hat dir alles verraten, was?«
    »Nicht ganz.«
    »Nein? Fehlt noch was? Ein kleines Stück vom Plan nicht vollständig?«
    »Wir wissen immer noch nicht, wer Olive getötet hat.«
    »Oder Lyda Case«, gab ich zu bedenken. »Wenngleich das Motiv wahrscheinlich nicht dasselbe war. Ich vermute, daß sie irgendwie dahintergekommen

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