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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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»Hannah Moore«-Papiere in meine Hosentasche und schnappte meine Autoschlüssel. Dann fuhr ich wieder zurück in Bibiannas Straße, wo ich das Auto ein paar Häuser weiter abstellte. Ich stieg aus dem Auto und marschierte zu dem Mini-Markt, um abermals das Münztelefon zu benutzen. Die Fleischtheke war diesmal geschlossen, und der gute »Pop« füllte die Regale auf. Von »Mom« war nichts zu sehen.
    Ich warf zwei Zehn-Cent-Münzen ein und wählte Bibiannas Nummer. Als sie nach zweimaligem Tuten abnahm, fragte ich mit zugehaltener Nase, ob ich Mame sprechen könnte. Ich hörte mich an wie das arme Erkältungsopfer in einem Werbespot für ein Antihistamin-Nasenspray.
    »Wen?«
    »Mame.«
    »Da sind Sie falsch verbunden.«
    »Oh, tut mir Leid«, sagte ich. Ich ging wieder zu meinem Auto und richtete mich darin häuslich ein.
    Von meinem Standort aus konnte ich die Mündung der Einfahrt, einen großen Teil des vorderen braunen Hauses und ein Stück Garten sehen, aber nichts von Bibiannas Häuschen, das zu weit hinten lag. Meine Theorie war, dass sie, wenn sie das Haus verließ, irgendwo vorn an der Straße auftauchen musste und ich ihr dann, je nach Einschätzung der Situation, mit dem Auto oder zu Fuß folgen konnte. Ich hatte keine Ahnung, ob sie noch weggehen würde, und wenn ja, wohin, aber sie war mir eher wie ein rastloser Mensch vorgekommen, und ich hoffte, sie würde einen Anlass finden, sich noch mal aus ihrer Bude wegzurühren, und sei es auch nur zum Laden an der Ecke, um sich einen Sechserpack zu holen. Ich stellte das Radio an und bekam gerade noch die Halb-Sechs-Uhr-Nachrichten mit. Das mit dem Regen klang jetzt schon nach mehr als nur einem vagen Gerücht. Ich steckte den Kopf aus dem Wagenfenster und sah himmelwärts. Eine rasch dunkler werdende Wolkendecke erweckte den Anschein von plötzlich hereinbrechender Dämmerung. Der Wind frischte auf und blies einen vertrockneten Palmwedel die Straße entlang. Insgeheim wünschte ich mir, jetzt nach Hause fahren und mich für die Nacht gemütlich in meiner Wohnung einigeln zu können, statt hier zu sitzen und hinter Bibianna Diaz herzuspionieren. Ich drehte den Radioknopf von Sender zu Sender und kam so in den Genuss eines rotierenden Potpourris von Pop-Songs, die alle irgendwie gleich klangen. Ich hielt ein Auge auf die Einfahrt und las mit dem anderen in meinem Buch, aber es wurde so rasch dunkel, dass ich nicht mehr viel erkennen konnte. Die Straßenlaternen gingen an, und die Blätter der Bäume nahmen ein lacklederartig glänzendes Dunkelgrün an. Um die Abendessenszeit belebte sich die Gegend. Leute kamen von der Arbeit nach Hause, Lichter gingen an.
    Die Observierung von nur einem Auto aus gilt allgemein als die unergiebigste Methode aus der Trickkiste eines Privatdetektivs. Um nicht aufzufallen, muss man sich so weit weg postieren, dass es schwer ist, die betreffende Person oder Wohnung im Blick zu behalten, ohne die ganze Zeit hinzustarren. Und falls Bibianna von einem Wagen abgeholt wurde, standen die Chancen fünfzig zu fünfzig, dass ich mit der Nase in der richtigen Richtung parkte. Wenn ich mich vertan hatte, war ich lackiert. Eine plötzliche Hundertachtzig-Grad-Wende in einer Wohngegend ist sehr auffällig und mit großer Sicherheit dazu angetan, den Fahrer, dem man folgen will, zu alarmieren. Bei der Observierung von zwei Autos aus kann man sich wenigstens die Richtungen aufteilen, was das Risiko reduziert, dass die betreffende Person Verdacht schöpft. Aber leider war ich in diesem Fall nicht autorisiert, noch jemanden hinzuzuziehen. Sicher hatte mich Gordon Titus in absentia sowieso längst gefeuert. Es schien mir von daher nicht der Zeitpunkt, um einen Vorschuss zu bitten. Also musste ich mich an die Billig-Methode halten und versuchen, Kontakt zu der Dame herzustellen, um herauszufinden, was sie trieb. Die wichtigste Voraussetzung für die erfolgreiche strafrechtliche Verfolgung solcher Fälle ist eine komplette, hieb- und stichfeste Akte. Ehe die CF die Unterlagen an die Versicherungsbetrugs-Zentrale weiterleitet, braucht sie Beweise für die Unrichtigkeit der Angaben und die betrügerische Absicht sowie Belege dafür, dass die Versicherung sich bei der Gewährung von Schadensersatz auf die Angaben des Versicherten gestützt hat und dass die Zahlung erfolgt ist. Falls Bibianna nicht nur die California Fidelity; sondern auch die Aetna und die Allstate auszunehmen versuchte, würde vermutlich eigens ein Schriftsachverständiger hinzugezogen

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