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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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keinen Bullen reden«, sagte sie. »Ich hasse Bullen.«
    »Bibianna, Sie werden mit ihnen reden müssen. Diese Leute haben versucht, Sie umzubringen. Dort drüben auf dem Gehweg liegt ein Toter...«
    Wut flammte in ihrem Blick auf, und ihre Stimme hob sich um ein paar Grad. »Lasst mich in Ruhe!«
    Mehrere Leute drehten sich nach uns um, darunter auch die Streifenpolizistin. Sie kam auf uns zu. Sie legte die Hand auf die linke Hüfte und berührte ihren Schlagstock wie einen Talisman. Als sie herankam, konnte ich ihr Namensschildchen lesen. Officer D. Janofsky. Vermutlich Diane oder Deborah. Wie eine Dorothy sah sie nicht aus. Von nahem konnte ich sehen, dass sie Ende zwanzig war. Wahrscheinlich neu bei dieser Dienststelle. Ich kannte die meisten Beamten, die hier in der Gegend Dienst taten, aber sie hatte ich noch nie gesehen. Sie schien sehr vorsichtig, und ihr Gesicht war wachsam. Wie viele Polizisten hatte sie gelernt, ihre Gefühle abzuschalten. »Alles klar hier drüben?«
    Sie hatte die Frage kaum beendet, als ein dritter Streifenwagen um die Ecke geschlingert kam. Wir beobachteten alle drei, wie er ein Stück weiter zum Stehen kam. Dienstags abends ist es in Santa Teresa gewöhnlich sehr ruhig. Daher war anzunehmen, dass diesen Beamten nicht nur der löbliche Impuls hergetrieben hatte, einer Kollegin zu helfen. Er war wohl auch einfach geil auf ein bisschen Action gewesen. Das hier war besser, als die Obdachlosen drunten an der Bahn zu verscheuchen. Officer Janofsky konzentrierte jetzt ihre Aufmerksamkeit auf Bibianna, deren Gesicht sich dunkler gefärbt hatte. Ich sah aus den Augenwinkeln zu Jimmy hinüber und kapierte — wie Bibianna kurz vor mir — , dass er sich in polizeilichem Gewahrsam befand.
    »Sie soll mir vom Hals bleiben«, sagte Bibianna.
    »Uns geht’s gut«, sagte ich in dem Bemühen, die Situation zu entschärfen.
    Officer Janofsky ignorierte mich und fixierte Bibianna mit prüfendem Blick. »Kann ich bitte mal Ihren Führerschein sehen.« Sie griff nach ihrer Taschenlampe, als hätte sie vor, damit das verlangte Dokument zu inspizieren. Ich wusste aus Erfahrung, dass eine Taschenlampe dieser Größe eine sehr wirksame Selbstverteidigungs-Waffe abgibt. Mir schwante nichts Gutes.
    »Warum?«, fragte Bibianna.
    »Könnten Sie sich bitte ausweisen, Ma’am?«
    »Leck mich«, sagte Bibianna. Sie schaffte es, in diese beiden Worte ein Höchstmaß an gelangweilter Arroganz und Verachtung hineinzulegen. Warum war sie so kiebig? Ich spürte, wie mein eigener Blutdruck stieg, und ich wusste, die Polizistin war kurz vor der Explosion. Das war nicht der Moment für Mätzchen. Für Officer Janofsky musste es sich so darstellen, als hätte Bibianna den Mann erschossen.
    »Sie heißt Diaz«, warf ich ein. »Sie ist noch ganz durcheinander von der Schießerei. Vielleicht kann ich Ihnen ja ein paar Fragen beantworten. Mein Name ist Hannah Moore.« Ich brabbelte drauflos wie eine Blöde, um die Spannung, die in der Luft lag, wenigstens ein bisschen zu verscheuchen. Der Streifenwagen mit Tate an Bord fuhr jetzt los und bahnte sich seinen Weg durch die Gaffer.
    Bibianna wandte sich mir zu. »Halten Sie sich da raus. Wo bringen sie Tate hin?«
    »Wahrscheinlich aufs Revier. Ihm passiert nichts. Machen Sie sich darum keine Sorgen. Seien Sie vernünftig. Sie haben schon genügend Probleme am Hals.«
    »Würden Sie bitte aussteigen?«, sagte die Polizistin. Sie trat einen halben Schritt zurück und baute sich breitbeinig auf.
    Ich sagte: »Verdammt, Bibianna, warum tun Sie nicht einfach, was sie sagt? Sie stecken mit einer Titte in der Mangel. Kapieren Sie das denn nicht?«
    Bibianna schoss plötzlich aus dem Wagen heraus und versetzte mir einen Stoß, der mich fast umgeworfen hätte. Ich konnte mich gerade noch an der offenen Wagentür festhalten. Bibianna rammte ihre Schulter in den Magen der überrumpelten Polizistin. Officer Janofsky stieß einen unartikulierten Schreckenslaut aus. Bibianna verpasste ihr einen Fausthieb ins Gesicht, wirbelte herum, holte wieder aus und schrammte meine Schläfe mit einer Faust von der Größe und Form eines Felsbrockens. Das Ding tat wirklich weh. Für ein so zierliches Persönchen drosch sie ganz schön zu.
    Officer Janofsky ging in Kampfstellung. Noch ehe die beiden anderen Beamten auch nur kapiert hatten, was lief, hatte sie Bibianna gegen den Wagen geschleudert und sie am Handgelenk gepackt. Bei der Polizei lernt man, hochempfindliche kleine Stellen des menschlichen

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