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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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einer Grimasse zu mir. Dreimal durften wir raten, ob der Joint ans Licht kommen würde oder nicht. Wenn ja, saß sie erst recht in der Tinte.
    Er pflanzte die Tasche auf den Beifahrersitz. »Wie geht’s denn so da hinten?« Er war Ende zwanzig, glatt rasiert, mit kurzgeschorenem dunklem Haar. Sein Nacken über dem Uniformkragen sah zart und verletzlich aus, was seine Wirkung auf Bibianna keineswegs verfehlte.
    »Uns geht’s prima, Sportsfreund. Und wie geht’s dir?«
    »Mir geht’s super.«
    »Hast du auch einen Namen?«
    »Kip Brainard«, sagte er. »Sie heißen Diaz, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    Er schien leise zu lächeln. Er ließ den Wagen an und fuhr los, wobei er der Zentrale über Funk mitteilte, er sei jetzt mit uns auf dem Weg. Damit war die Konversation beendet. Der Regen klang jetzt, als würde jemand eine Kiste Nägel auf das Wagendach schütten. Die Scheibenwischer fuhren hektisch hin und her, ohne viel auszurichten. Nur die monotonen Funkrufe durchbrachen das Schweigen. Wir erreichten den Freeway und fuhren nach Norden. Die Fenster beschlugen. Die Wärme im Wagen und das einschläfernde Dröhnen des Motors ließen mich fast einnicken.
    Wir nahmen die Ausfahrt Espada und bogen dann gleich links ein, in eine Parallelstraße zur Schnellstraße, der wir vielleicht einen knappen Kilometer folgten. Dann ging es nach rechts auf eine Landstraße. Sie führte direkt zum Hintereingang der Kreis-Justizvollzugsanstalt Santa Teresa, Ankömmlingen wie uns besser bekannt als der Knast. Auf der gegenüberliegenden Seite grenzte das Gelände an das County Sheriff’s Department, mit dem es einen Parkplatz teilte. Wir hielten vor dem Tor. Kip drückte auf einen Knopf. Über die Gegensprechanlage meldete sich der Kontrollraumbeamte, eine körperlose weibliche Stimme, unterlegt mit viel Rauschen und Knistern.
    »Polizei-Transport mit zwei Kundinnen«, sagte er.
    Das Tor öffnete sich, und wir fuhren durch. Sobald wir innerhalb der Umzäunung waren, hupte er, und das Tor schloss sich wieder. Wir fuhren ein Stück vor und hielten auf einem mit Gitterdraht umzäunten Asphaltgeviert. Das ganze Areal war gleißend hell erleuchtet, und der Regen umgab jeden Flutlicht-Scheinwerfer mit einem milchigen Hof. Vor uns stand schon ein County Sheriff-Wagen, und wir warteten schweigend, bis der Beamte mit seinem Gefangenen eingelassen worden war. Letzterer war ein sichtlich betrunkener, kaum noch gehfähiger Penner.
    Nachdem die beiden verschwunden waren, stellte Kip den Motor ab. Er stieg aus, öffnete die hintere Tür auf meiner Seite und half mir beim Aussteigen, eine schwierige Prozedur, wenn einem die Hände mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt sind. »Schön brav sein, ja?«, sagte er.
    »Keine Sorge. Alles klar.«
    Aber er traute mir offenbar nicht, denn er hielt mich weiter am Arm fest und bugsierte mich um den Wagen herum auf Bibiannas Seite. Er öffnete die Tür, half ihr heraus und führte uns dann zu dem Tor. Eine Wachbeamtin erschien, um ihm beizustehen. Von oben kam jetzt ein gleichmäßiger Dauerregen, ein Kälteschock für meinen armen Körper, der auch so schon vor Anspannung zitterte. Noch nie hatte ich mich so nach einer heißen Dusche gesehnt, nach trockenen Kleidern, meinem heimischen Bett. Bibiannas dunkles Haar klebte in langen, triefenden Strähnen an ihrem Kopf, aber es schien sie nicht weiter zu stören. Ihre Aggressivität von vorhin war jetzt völlig verschwunden. Stattdessen zeigte sie jetzt eine seltsame, fast schon an Zuvorkommenheit grenzende Fügsamkeit.
    In diesem Gefängnis führt der Weg zur Aufnahme durch einen Maschendraht-Korridor, der aussieht wie ein Laufgraben für Hunde. Ein Summer ließ uns passieren, vorbei an einem weiteren Kontrollpunkt mit elektronischen Sperranlagen, Kameras und allen Schikanen. Kip führte uns den Gang entlang, und es spritzte um unsere Füße, als wir auf unseren Absätzen über den nassen Asphalt patschten. »Sie kennen die Prozedur?«, fragte er.
    »Ja, ja. Ist doch immer das gleiche, Knackarsch«, sagte Bibianna.
    »Wenn wir uns vielleicht auf >Officer< einigen könnten«, sagte er trocken. »Kann ich daraus schließen, dass Sie alte Hasen sind?«
    »Richtig getippt... Officer Knackarsch«, sagte sie.
    Er beschloss, es durchgehen zu lassen. Ich hielt den Mund. Ich kannte den Ablauf aus meinen Polizei-Zeiten. Merkwürdig, wie anders einem das alles erschien, wenn man der Arme Sünder war.
    Wir kamen an eine Metalltür. Kip drückte wieder auf einen Knopf und

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