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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Dollar aus den Versicherungen herausholen. In diesem Fall haben wir es mit fünfzehn Anwälten, zwei Dutzend Ärzten und einem halben Dutzend Chiropraktikern zu tun. Dazu kommt noch ein wechselndes Reservoir von fünfzig bis sechzig Leuten, die dafür rekrutiert werden, die Unfälle zu türken, auf die sich die Forderungen gründen.« Er stieß sich von der Wand ab, sodass die Vorderbeine seines Stuhls ächzend wieder aufsetzten. »Können Sie mir so weit folgen?«
    »Oh, vollkommen«, sagte ich.
    Er beugte sich vor und legte den einen Arm auf den Tisch. Er taute jetzt zunehmend auf. Er gehörte wohl zu den Leuten, die aufleben, sobald es um ihre Arbeit geht. Ich hatte keine Ahnung, worauf diese Erklärungen hinauslaufen sollten, aber mir war klar, dass er nicht mitten in der Nacht den ganzen Weg von Los Angeles hierher gefahren war, um mit unbewegter Miene seine beruflichen Probleme vor mir auszubreiten. »Wir sind seit zwei Jahren an dieser Sache dran und tragen Stückchen um Stückchen zusammen. Trotzdem sind wir immer noch nicht so weit, dass wir ihnen das Handwerk legen können.«
    »Aber wo ist der Zusammenhang?«, fragte ich. »Bibianna gehört doch wohl nicht zu diesem Ring, oder?«
    »Sie hatte damit zu tun. Raymond Maldonado hat als Schlepper angefangen. Wir glauben, dass er inzwischen zu den Drahtziehern gehört, aber wir können es bisher nicht beweisen. Sie wissen, wie diese Banden arbeiten?«
    »Nicht genau«, sagte ich. »Ich habe normalerweise nur mit Amateuren zu tun.«
    »Nun ja, die Methoden werden sich wohl nicht so grundlegend unterscheiden«, sagte er. »Heutzutage verzichten auch die Profis meistens auf den ganz großen Coup, um lieber relativ harmlose Summen einzustreichen, die aber insgesamt einen Haufen Geld ausmachen. Sie operieren mit Gesundheitsschäden, die schwer widerlegbar sind, so wie Schleudertrauma oder Kreuzschmerzen... Sie wissen ja, wie diffizil da der medizinische Nachweis ist.« Er schien nicht wirklich eine Antwort zu erwarten. »Der Job des Schleppers ist es, Fahrzeughalter zu rekrutieren — meistens Leute, die arbeitslos sind und dringend Geld brauchen. Sie schließen durch den Versicherungsagenten des Rings eine Vollkasko-Versicherung für den Wagen ab. Der Schlepper liefert dem Halter des Wagens die Namen von zwei >Mitfahrern<, die bei dem Unfall dabei gewesen sein sollen, und auch die Namen der angeblichen Insassen des anderen Autos. Eine Version dieses Tricks nennt sich >Bullen und Kühe< und wird mit zwei Autos inszeniert, die beide mit zum Verein gehören. Der >Bulle< — das ist der versicherte Wagen — rammt die >Kuh<, also den nicht versicherten Wagen, der vollbesetzt ist mit Leuten, die alle fiktive Verletzungen erleiden. Das versicherte Auto ist meistens eine alte Schrottkiste, die von der Versicherung unbesehen angenommen wurde.«
    »Ich habe schon Fälle erlebt, die von vorn bis hinten erfunden waren — wo es noch nicht mal einen getürkten Unfall gab«, sagte ich.
    »Ach, das haben wir auch gehabt. Bei Maldonados Leuten finden manche Unfälle nur auf dem Papier statt, andere werden getürkt. Wir sind diesem Ring überhaupt nur deshalb auf die Spur gekommen, weil immer wieder dieselben Namen in Zusammenhang mit Schadensfällen auftraten, zwischen denen scheinbar keinerlei Verbindung bestand. Derselbe Versicherungsagent, derselbe Anwalt. Schließlich haben wir diese Namen in den Computer gefüttert und Parallelen zu fünfundzwanzig früheren Fällen festgestellt. Die meisten waren offensichtlich frei erfunden. In einem Fall entpuppte sich die Adresse des Geschädigten als die Teergruben von La Brea. In einem anderen war es ein ehemaliges Bus-Depot.«
    »Und nach welcher Masche werden die Unfälle inszeniert?«, fragte ich.
    »Das Verfahren nennt sich >Prescher und Prellbock< und wird mit zwei Wagen praktiziert. Sie ziehen es fünf- bis sechsmal die Woche durch. Die operieren auf normalen Stadtstraßen...«
    »Wieso nicht auf den Schnellstraßen?«, fragte ich dazwischen.
    Er schüttelte den Kopf. »Zu gefährlich. Sie haben ja keine Lust, dabei draufzugehen. Als erstes suchen sie sich ein Opfer — meistens ein teures Auto oder einen Firmenwagen — irgendeine Karre, die aussieht, als wäre sie gut versichert. Der Prellbock setzt sich vor das Opfer. Auf diesen Straßen zuckeln die Leute alle relativ gemütlich vor sich hin. Auf ein Signal kommt der Prescher von hinten angeflitzt und schneidet den Prellbock, dessen Fahrer voll in die Bremse steigt. Das Opfer

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