Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass
Kraftfahrzeugversicherung?«
»Klar.«
»Was für eine?«
Ich sagte achselzuckend: »Was man eben in Kalifornien braucht. Ich hab’ mir schon gedacht, dass ich sie vielleicht kündigen sollte, wo mein Auto doch im Moment lahmgelegt ist. Warum?«
»Haben Sie Haftpflicht und Unfall?«
»Was weiß ich. Ich merk’ mir doch nicht auswendig, wie mein Auto versichert ist. Die Police liegt drüben in Santa Teresa.«
»Können Sie’s nicht bei Ihrer Versicherung erfragen?«
»Na klar. Die brauchen ja nur nachzugucken.«
»Würd’ sich ja vielleicht lohnen, Ihr Getriebe reparieren zu lassen, wenn Sie Unfallschutz haben.« Raymond nahm den Telefonhörer ab und hielt ihn mir hin. »Rufen Sie an.«
»Jetzt gleich?«
»Spricht was dagegen?«
»Absolut nichts«, sagte ich mit einem gequälten Lachen. Ich spürte, wie mein Herz zu jagen begann. Das Bummern fühlte sich so heftig an, dass ich unwillkürlich nachsah, ob meine T-Shirt-Front pulste. Mein Kopf war plötzlich völlig leer. Mir fiel weder die Nummer der California Fidelity ein noch die, die Dolan mir gegeben hatte, und ich hätte sowieso nicht gewusst, welche ich wählen sollte. Ich nahm den Hörer.
Ich drückte die Vorwahl 805 und setzte auf meine Reflexe. Meine Finger huschten automatisch über die Tasten und wählten die CF-Nummer, was eine melodische Tonfolge produzierte, die wie »Mary had a Little Lamb« klang. Ich fragte mich, ob Dolan sich wohl schon mit Mac Voorhies ins Benehmen gesetzt hatte. Würde meine Tarnung in wenigen Augenblicken auffliegen?
Es tutete zweimal. Darcy nahm ab. Ich hoffte, dass es nicht wie meine Stimme klang, als ich sagte: »Könnte ich bitte mit Mr. Voorhies sprechen?«
»Einen Augenblick bitte. Ich stelle Sie durch.«
Es klickte. Als Pausenfüller erklang eine sanfte Instrumentalversion von »How High the Moon«. Seltsamerweise drängte sich mir plötzlich der Text auf. Ich dachte an Dawna und fragte mich, wie lange die Polizei sie wohl noch festhalten konnte. Verletzt oder nicht — sie war eine Gefahr.
15
Mac meldete sich: »Voorhies.«
»Guten Tag, Mr. Voorhies. Mein Name ist Hannah Moore. Ich habe eine Kraftfahrzeugversicherung bei Ihnen und hätte gern Genaueres über meinen Versicherungsschutz gewusst.«
Totenstille. Er hatte meine Stimme erkannt. Raymond beugte den Kopf und drehte den Hörer ein wenig, um besser mithören zu können.
Mac zögerte. Ich konnte hören, wie sein Gehirn arbeitete, um dahinter zu kommen, was sich da abspielte und was er sagen konnte, ohne mich irgendwie zu kompromittieren. Er kannte mich gut genug, um zu wissen, dass ich so was nicht ohne triftigen Grund tun würde. »Geht es um einen Unfall?«, fragte er vorsichtig.
»Mmm — nein. Ich... äh... möchte vielleicht den Wagen eines Freundes von mir fahren, und ihm ist das nicht so recht, wenn er nicht weiß, dass ich im Notfall versichert bin.« Raymonds Gesicht war fünfzehn Zentimeter von meinem entfernt. Ich roch sein Rasierwasser und seinen warmen, leicht näselnden Atem.
»Ich verstehe. Ist Ihr Freund auch anwesend?«, fragte Mac.
»Ja, ganz recht.«
»Haben Sie vielleicht die Nummer der Police parat?«
»Ah... nein. Aber der Agent ist Con Dolan.«
Raymond zog sich ein Stückchen zurück und angelte nach einem Blatt Papier. Er kritzelte darauf: »Fragen wegen Unfallschutz! « Er tippte demonstrativ auf den Zettel. Ich wedelte gereizt mit der Hand.
»Also, eigentlich möchte ich vor allem wissen, wie es mit dem Unfallschutz steht«, spezifizierte ich.
Wieder ratloses Schweigen. Ich lächelte Raymond matt zu, während Mac sich räusperte. »Hören Sie, Miss...«
»Moore.«
»Richtig. Ich denke, es wird das Beste sein, ich setze mich mit Mr. Dolan in Verbindung. Er ist zwar nicht mehr hier in der Firma, aber ich bin sicher, dass er sich noch in der Stadt aufhält. Dann kann ich in unseren Unterlagen nachsehen und Sie zurückrufen. Gibt es vielleicht eine Nummer, unter der Sie heute Nachmittag erreichbar sind?«
Raymond zog den Kopf zurück und legte den Zeigefinger auf die Lippen.
Ich sagte: »Nein, das ist zu unsicher. Ich wohne hier bei meinem Bekannten in Los Angeles, aber ich weiß nicht genau, wie lange ich noch im Haus bin. Ich kann Sie ja später noch mal an-rufen, wenn Sie mir eine Zeit sagen.«
»Versuchen Sie’s doch um fünf. Bis dahin müsste ich eigentlich Bescheid wissen.«
»Danke. Das ist sehr nett von Ihnen.« Ich reichte Raymond den Hörer und er legte ihn auf.
»Was hat er gesagt?«
»Er muss
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