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Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass

Titel: Kinsey Millhone 06 - Dunkle Geschaefte - H wie Hass Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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nachgucken. Ich soll ihn heute Nachmittag um fünf noch mal anrufen.«
    »Aber Sie sind sicher, dass die Versicherung noch in Kraft ist?«
    »Das hab’ ich doch schon gesagt.«
    Raymond und Luis wechselten einen Blick. Raymond sah über seine Schulter auf Bibianna, die immer noch ganz in ihre Patience versunken war. »Hol deine Jacke. Wir gehen.« Dann sagte er zu mir: »Brauchen Sie auch eine Jacke? Sie kann Ihnen ja eine geben.«
    »Was haben wir vor?«
    »Wir gehen auf Tour.«
    »Was immer das heißt«, sagte ich.
    Wir fuhren den Sepulveda Boulevard hinauf nach Culver City. Luis saß am Steuer. Bibianna hockte mit verschränkten Armen und mürrisch schweigend hinten, während Raymond entweder am Autotelefon hing oder an ihr herumrubbelte und — fingerte und ihr auf die Nerven ging. Er schwadronierte pausenlos von dem vielen Geld, das er für sie zu machen gedachte, von all den Dingen, die er für sie getan hatte, und von seinen großen Plänen für ihre gemeinsame Zukunft. Ich würde dem guten Mann wohl ein paar Nachhilfestunden geben müssen. Er ging die Sache völlig verkehrt an. Ganz abgesehen von der (ihm unbekannten) Tatsache, dass sie bereits Mrs. Jimmy Tate war, würde er sie ohnehin nie dadurch rumkriegen, dass er ihr diesen ganzen Senf erzählte. Keine Frau will dasitzen und sich anhören, wie irgendwelche Männer von sich selbst quatschen. Frauen wollen sich über Dinge unterhalten, die wirklich relevant sind, wie zum Beispiel Gefühle und insbesondere ihre eigenen. Raymond schien zu glauben, er habe sie nur noch nicht ausreichend von der Tiefe seiner Liebe überzeugt. Ich hätte am liebsten dazwischengebrüllt: »Das weiß sie doch alles, Blödmann! Es kümmert sie einen Scheißdreck!«
    Wir hielten bei der ersten Adresse.
    Der 79er Caddy, ein schwarzer Seville, stand am Bordstein. Der Verkäufer war ein muskulöser Schwarzer mit einer rosa Duschhaube auf dem Kopf, einer tätowierten Träne auf der Wange und einem Goldring im linken Ohr. Ehrenwort, ich erfinde nichts. Er trug ein T-Shirt und tiefsitzende Hüftjeans, aus denen oben sein Calvin-Klein-Slip hervorguckte. Er sah richtig niedlich aus, mit seinem Schnauz- und Kinnbärtchen, dem durchtriebenen Grinsen und der kleinen Lücke zwischen den Vorderzähnen. Bibianna blieb im Auto sitzen, während ich ausstieg, mich zu den Männern gesellte und von einem Bein aufs andere trat, während sie ihre zähen Verhandlungen abwickelten. Raymond absolvierte mehrere Zuck-Sequenzen, aber die einzige Reaktion des Typs bestand darin, an ihm vorbeizugucken. Ich begriff, dass Raymond in gewissen Kreisen wie eine Art Missgeburt behandelt wurde. Ich wollte ihm beispringen und sagte: »Hey, er kann nicht anders, okay?«
    Sie einigten sich schließlich auf einen Preis hundert Dollar unter der VB. Raymond wandte sich leicht ab und zog eine dicke Rolle Banknoten hervor, die von einem Gummi zusammengehalten wurde. Er deponierte das Gummi an seinem Handgelenk, während er die Summe abzählte. Der rosa Schein wurde unterschrieben und wechselte den Besitzer, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass Raymond tatsächlich damit zur Anmeldestelle marschieren würde. Man hat immer das Gefühl, dass sich Gewohnheitsverbrecher mit solchen Dingen gar nicht abgeben. Sie tun, was ihnen Spaß macht, während unsereins meint, sich brav an die Spielregeln halten zu müssen.
    Sobald die Transaktion vollzogen war, schlenderte der schwarze Typ davon. Raymond und Luis inspizierten den Wagen, der tatsächlich in einigermaßen brauchbarem Zustand schien. Von der Stoßstange platzte das Chrom ab, und die rechte Heckleuchte hatte kein Glas mehr. Die Reifen waren total abgefahren, aber die Karosserie hatte keine größeren Beulen. Das Interieur war grau. Einen Riss im Bezug des Beifahrersitzes hatte jemand säuberlich mit schwarzem Faden zusammengezogen. Der Boden war vorn und hinten mit Fast-Food-Kartons, leeren Limo-Dosen, zerknautschten Zigarettenpäckchen und Zeitungen übersät. Luis nahm sich als erstes ein paar Minuten, um den ganzen Müll in den Rinnstein zu befördern und noch einen kleinen Berg Kippen aus dem Aschenbecher dazuzuschütten.
    »Na, wie gefällt er Ihnen?«, fragte mich Raymond.
    Ich konnte mir nicht denken, wieso meine Meinung von Interesse sein sollte. »Sieht besser aus als alles, was ich je gefahren habe.«
    Er steckte einen Finger durch den Schlüsselring und ließ die Schlüssel in seine Hand flippen. »Steigen Sie ein. Bibianna fährt bei ihm mit.«
    Ich sah zu dem

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