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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Grey Santa Teresa verlassen hatte? War sie wirklich hier gewesen? Und wie hieß sie wirklich, wenn der Name Agnes Grey falsch war? Und warum die Täuschung?
    »Hör zu, wie klingt das?«, sagte ich zu Dietz. Ich brauchte ein paar Minuten, um zu wiederholen, was Darcy gesagt hatte. »Angenommen, ihr richtiger Name war nicht Agnes Grey. Angenommen, sie hat ihn nur als Decknamen benutzt — als eine Art Code...«
    »Was hat sie damit bezweckt?«, fragte er.
    »Das weiß ich nicht. Ich denke, sie wollte mir alles erzählen. Ich denke, sie wollte, dass jemand die Wahrheit kannte, brachte es aber nicht fertig, sie tatsächlich auszusprechen. Sie hatte eine Todesangst davor, nach Santa Teresa zu gehen, das weiß ich. Damals hab ich geglaubt, sie fürchte sich vor der Reise und sei unglücklich wegen des Pflegeheims. Ich nahm einfach an, ihre Angst beziehe sich auf die Gegenwart, aber vielleicht war das gar nicht der Fall. Vielleicht hat sie vor langer, langer Zeit hier gelebt. Ich vermute, Emily war ihre Schwester, und es gab noch eine dritte, die Lottie hieß. Vielleicht wusste sie, dass es bei Emilys Tod nicht mit rechten Dingen zugegangen war...«
    »Und was jetzt? Im Augenblick wissen wir nicht einmal, wie sie wirklich geheißen hat.«
    Ich hielt einen Finger in die Höhe. »Aber wir wissen von dem Erdbeben.«
    »Kinsey, in Kalifornien erleben wir acht bis zehn Erdbeben pro Jahr.«
    »Ich weiß, aber die meisten davon sind ganz klein. Dieses war stark genug, dass es zumindest eine Tote gegeben hat.«
    »Und?«
    »Wir müssen in die öffentliche Bibliothek gehen, über alle Erdbeben in Santa Teresa nachlesen und sehen, ob wir feststellen können, wer sie war.«
    »Du willst über jedes hiesige Erdbeben nachlesen, bei dem es Tote gegeben hat?«, fragte er ungläubig.
    »Nicht über alle. Ich fange mit dem 6. oder 7. Januar 1940 an, dem Tag, bevor das Puppenteegeschirr in die Schachtel gepackt wurde.«
    Dietz lachte. »Ich bin begeistert.«

23

    Ins Zeitungs- und Zeitschriftenarchiv der öffentlichen Bibliothek von Santa Teresa gelangt man über eine nach unten führende Treppe; es ist ein großer Raum mit einem dunkel-orangefarbenen Spannteppich, gepolsterten Stühlen in Königsblau und schrägen Regalen, in denen reihenweise Zeitschriften und Zeitungen liegen. Durch eine breite Fensterfront strömt Tageslicht, und die indirekte Beleuchtung sorgt dafür, dass der Raum bis in den letzten Winkel hell ist.
    Der Bibliothekar, ein Mann um die fünfzig, trug ein Hemd mit Krawatte, aber kein Jackett. Er hatte lockige graue Haare, und auf seiner Nase saß eine Brille mit Schildpattfassung und einem kleinen bifokalen Oval im unteren Teil eines jeden Glases. »Kann ich Ihnen helfen?«
    »Wir versuchen die Identität einer Frau festzustellen, die bei einem Erdbeben in Santa Teresa getötet wurde. Vielleicht können Sie uns sagen, wo wir am besten anfangen zu suchen.«
    »Einen Moment«, sagte er und beriet sich mit einer zweiten Angestellten, einer älteren Frau, ging dann zu seinem Schreibtisch, wühlte in einem Stapel Broschüren und zog eine heraus. Als er wieder kam, brachte er uns eine Publikation mit dem Titel Ein Führer durch die Geschichte der Erdbeben von Santa Teresa. »Wollen mal sehen. Ich kann Ihnen die Daten der Erdbeben von 1968, 1952, 1941...«
    »Das wäre eine Möglichkeit«, sagte ich zu Dietz.
    Er schüttelte den Kopf. »Es muss vor 1940 gewesen sein, falls diese Zeitung überhaupt eine Bedeutung hat. Was haben Sie noch für Daten?«
    Der Bibliothekar schlug die Broschüre bei einem Verzeichnis auf, in dem auch alle bedeutenden Erdbeben im Santa-Teresa-Kanal aufgelistet waren. »4. November 1927, ein Beben von der Stärke sieben komma fünf, aber das war westlich von Point Arguello, und hier gab es nur geringfügigen Schaden.«
    »Keine Toten?«, fragte Dietz.
    »Offenbar nicht. 131z hat ein Beben die Mission in La Purisima zerstört. Ein paar weitere gab es zwischen Juli und Dezember 1902...«
    »Etwas später sollte es schon sein«, sagte ich.
    »Tja, dann sollten Sie wohl am besten mit dem großen Erdbeben von 1925 anfangen.«
    »Gut, versuchen wir’s damit.«
    Der Bibliothekar nickte, ging zu einer Reihe breiter, grauer Aktenschränke und kam gleich darauf mit einer Mikrofilmkassette wieder. »Hier ist alles vom 1. April bis zum 30. Juni darauf. Das Beben hat sich am 29. Juni ereignet, aber die ersten Zeitungsberichte stammen wahrscheinlich vom Tag danach.« Er zeigte nach links. »Die Projektoren sind

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