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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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umgefallen. Herzversagen.«
    Darcy runzelte die Stirn. »Das ist ja unheimlich.«
    »Es war tatsächlich umheimlich, aber woher hast du es gewusst?«
    »Wenn du doch bitte so freundlich wärest — « sagte Vera zu Darcy. Anscheinend wollte sie allein mit mir sprechen. Ich kapierte jetzt erst, dass Vera und Darcy über mich geredet hatten, bevor ich hereingekommen war. O Mann!
    Darcy warf mir einen um Entschuldigung bittenden Blick zu. Sie hielt hastig die Hände unter das Heißluftgerät, das an der Wand hing, und rieb sie sich dann an ihrem Rock trocken. »Ich seh euch später, Leute«, sagte sie, nahm ihre Handtasche und verschwand, offensichtlich sehr erleichtert.
    Die Tür hatte sich hinter ihr noch nicht ganz geschlossen, als Vera sich schon umdrehte und mich ansah. »Ich bin nicht sehr glücklich über den Unsinn, den du Neil gestern Abend erzählt hast«, sagte sie. Ihre Züge waren angespannt, ihre Augen blitzten. Hitze wallte in mir auf. Ich musste dringend auf die Toilette, aber im Moment schien es mir unpassend. »Ach, wirklich?«, sagte ich. »Was zum Beispiel?«
    »Ich bin nicht in ihn verknallt. Wir sind Freunde im besten Sinn des Wortes, und das ist alles. Kapiert?«
    »Warum regst du dich dann so auf?«
    Eine Hand in die Hüfte gestützt, lehnte sie am Waschbecken. »Ich habe dich mit dem Mann bekannt gemacht, weil ich dachte, du würdest dich mit ihm gut verstehen. Es lag nicht in meiner Absicht, dass du eine Kehrtwende machst und — die Situation manipulierst.«
    »Wie hab ich das denn gemacht?«
    »Das weißt du ganz genau! Du hast ihm gesagt, ich sei in ihn verliebt, und jetzt führt er sich auf wie ein Idiot.«
    »Was hat er getan? Dir die Freundschaft gekündigt?«
    »Natürlich nicht! Er hat mich gebeten, ihn zu heiraten.«
    »Tatsächlich? Na, das ist ja großartig! Meinen Glückwunsch. Ich hoffe, du hast Ja gesagt.«
    Vera verzog die Mundwinkel nach unten und brach in Tränen aus. Ich war bestürzt. Eine so emanzipierte Frau wie Vera heulte wie ein Kind! Für mich selbst überraschend, nahm ich sie in die Arme und klopfte ihr verlegen auf den Rücken. Es ist nicht leicht, jemanden zu trösten, der doppelt so groß ist wie man selbst. Sie war ein bisschen in sich zusammengesunken, und ich hatte mich auf die Fußspitzen gestellt. Es war nicht die in Kalifornien übliche innige und totale Umarmung alter Freundinnen. Unser Kontakt beschränkte sich auf den Oberkörper.
    »Was soll ich nur tun?«, jaulte sie mir ins rechte Ohr.
    »Nun, du könntest eventuell ans Heiraten denken«, schlug ich hilfsbereit vor.
    »Das kann ich nicht.«
    »Natürlich kannst du, Vera. So was passiert jeden Tag.«
    »Ich bin zu alt und zu groß, und er sagt, er will Kinder.«
    Gelächter stieg prickelnd in mir auf, aber ich widerstand der unbändigen Lust, eine flapsige Bemerkung loszulassen, gab mich stattdessen mütterlich und sagte: »Aber, aber« und: »Es ist ja gut. Ist ja alles gut.« Erstaunlicherweise schien es zu wirken. Schon nach etwa einer Minute war ihr Schluchzen zum Schluckauf geworden, und sie schnüffelte nur noch, seufzte tief auf und schnäuzte sich dann die Nase in ein zerknülltes Papiertaschentuch, das sie in ihrem Overall fand. Sie presste sich das Tuch auf die Augen und lachte, während sie ihr Make-up überprüfte, glucksend auf. »Als ich gestern Abend zusehen musste, wie du und Neil die Köpfe zusammensteckten, hätte ich dich am liebsten umgebracht.«
    »Ja, den Blick hab ich aufgefangen. Ich wusste nur nicht genau, was er zu bedeuten hatte.«
    »Genau da fing Mac mit seiner Rede an, und im nächsten Moment warst du weg. Was war los?«
    Ich informierte sie über meine nächtlichen Unternehmungen (natürlich nicht über alle) und fragte dann, was sie gemacht hatte.
    Während der nächsten Minuten schilderte sie mir den Teil des Banketts, den ich verpasst hatte. Als Mac mit seiner Ansprache fertig war, hatte Neil sich auf Dietz’ Stuhl gesetzt. Vera war wegen seines vermeintlichen Interesses für mich so wütend auf ihn, dass sie anfing, einen Brandy nach dem anderen zu kippen, und als sie wieder zu sich kam, waren sie in ihrem Zimmer und liebten sich. Sie fing wieder an zu lachen. »Wir haben es nicht einmal bis ins Bett geschafft. Als das Mädchen kam, um die Laken zurückzuschlagen, wälzten wir uns auf dem Boden. Wir hatten ihr Klopfen nicht gehört. Zu allem Überfluss war sie auch noch seine Patientin gewesen. Du weißt doch, wie man’s macht, wenn das Telefon klingelt und man sitzt

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