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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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ist die Gefahr, dass man Mist baut.«
    »Dann glaubst du, dass Irenes Vorname der richtige ist?«
    »Wahrscheinlich ja. Ich nehme an, der Name des Geburtshelfers, das Datum und die Geburtszeit stimmen ebenso wie das Datum, an dem die Geburt gemeldet wurde, und der Name des Standesbeamten oder seines Stellvertreters.«
    »Warum sollte Agnes ihr Alter fälschen? Das kommt mir merkwürdig vor.«
    »Wer weiß? Vielleicht war sie älter als der Mann und zu eitel, um das auch noch amtlich beglaubigt zu sehen. Wenn man schon die Wahrheit frisiert, kann man genauso gut gleich alles eliminieren, was einem nicht passt.«
    Das Archiv der Bezirksverwaltung befindet sich in einem Anbau des Bezirksgerichts von Santa Teresa; es liegt in der Nordwestecke des Gebäudes im Erdgeschoss. Wir überquerten die weite Rasenfläche vor dem Eingang und stießen das fünf Meter breite Tor aus Holz und Glas auf. Dahinter lag eine Art Vorzimmer mit einem langen Schalter links und einem glänzenden roten Fliesenboden. Es gab einen Tisch und Stühle dort, wo man Formulare ausfüllen konnte. Rechts standen Schaukästen aus Glas mit ausländischen Münzen. Hinter dem Schalter lag ein großer offener Büroraum, unterteilt in die so beliebten Action-Zentren, die es neuerdings in jedem zweiten Bürohaus zu geben scheint.
    Vor dem Schalter stand ein einziges Paar, das sich offensichtlich eine Heiratslizenz abholte. Der künftige Ehemann war einer jener mageren Typen mit einem kleinen Hintern und von oben bis unten tätowierten Armen. Die Braut war doppelt so breit wie er und so hochschwanger, dass die Wehen bereits eingesetzt hatten. Sie klammerte sich an den Schaltertisch, schwer atmend und mit schweißnassem Gesicht, während die Angestellte hastig die nötigen Papiere ausstellte.
    »Ist auch wirklich alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte sie die Schwangere. »Wir können bestimmt irgendwo einen Rollstuhl organisieren.« Die Angestellte war schon über Sechzig und schien weniger besorgt als bestrebt, ihre Tüchtigkeit zu beweisen. Wahrscheinlich schwebte eine Schadenersatzklage wie eine Schreckensvision vor ihrem geistigen Auge. Außerdem war sie vermutlich keine ausgebildete Hebamme. Ob Dietz wohl Erfahrung als Geburtshelfer hatte?
    Die Braut, auf dem Höhepunkt einer Wehe, nickte schwach. »Es — geht — mir — gut... Oh — es — geht — mir — gut...« Sie hatte sich eine Gardenie ins Haar gesteckt. Ich stellte mir die Zeitungsnotiz vor: Die Braut, im seidenen Umstandskleid, war in Begleitung ihres Geburtshelfers ...
    »Richter Hopper wartet oben auf uns«, sagte der werdende Vater. Er roch nach Haarpomade und Zigaretten; seine Jeans wurden um die Taille von einem Stück Schnur fest gehalten.
    Die Angestellte reichte ihm die Lizenz. »June könnte den Richter anrufen und ihn herunterbitten...«
    Die zweite Angestellte verdrehte zwar die Augen, griff aber zum Telefon und wählte hastig, während die Braut, von immer längeren Pausen unterbrochen, zur Tür schlich. In singendem Tonfall stieß sie dabei ein »Oh — oh — oh...« hervor.
    Der Bräutigam schien nicht so aufgeregt. Er passte nur seinen Schritt dem ihren an, die Augen auf ihre Füße gerichtet, die sich schleppend vorwärtsbewegten. »Du atmest nicht richtig«, sagte er ärgerlich.
    Die Angestellte wandte sich uns zu. »Was kann ich für Sie tun?«
    Dietz sah noch immer mit einem Ausdruck des Unbehagens dem sich entfernenden Paar nach.
    Ich reichte die Kopie der Geburtsurkunde durch den Schalter. »Vielleicht können Sie uns tatsächlich helfen«, sagte ich. »Wir vermuten, dass an diesem Geburtsschein herumgedoktert wurde. Ist es möglich, das anhand der Originaldokumente festzustellen? Haben Sie die Möglichkeit? Wie ich sehe, gibt es da ein paar Registriernummern.«
    Die Angestellte hielt das Papier auf Armeslänge von sich weg, und ihr Daumennagel glitt von einer Rubrik zur anderen. »Tja, hier haben wir schon das erste Problem. Sehen Sie diese Bezirksnummer? Sie ist falsch. Hier steht Brawley, aber die Nummer des Bezirks ist eine andere. Imperial County hat die Nummer dreizehnundnochwas. Fünfzig-neun-fünfzig gehört zum Bezirk Santa Teresa.«
    »Ach wirklich?«, sagte ich. »Das ist großartig. Heißt das, Sie haben eine Kopie des Geburtsscheins?«
    »Aber selbstverständlich. Die kleine Zwei am Rand verrät uns die Nummer des Buches und diese Zahl die Seite. Nur einen Augenblick, ich lasse Ihnen gleich den Mikrofilm bringen.
    Die Projektoren sind da drüben. Nehmen Sie

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