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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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auszusehen, die sich auf der Straße einfach einen Fremden aufreißt, aber sie war nicht an mir interessiert, sondern musterte nur ihn. Ich würde ihren Arztfreund anrufen müssen, damit wir zu viert ausgehen konnten.
    Sie griff automatisch in ihre Handtasche und holte aus einer Packung Virginia Slims eine Zigarette heraus. »Ich rauche nicht, ich halte mich nur daran fest«, sagte sie, als sie meinen Blick auffing. »Ich hab’s vorige Woche aufgegeben«, fügte sie, für ihn bestimmt, hinzu.
    Ich sah Dietz an, weil ich wissen wollte, wie er reagierte. Er hatte seit mehr als vierundzwanzig Stunden nicht mehr geraucht, vielleicht eine persönliche Bestleistung. Zum Glück schien er durch Veras hormonelle Wirkstoffe abgelenkt, die wie Parfüm durch die Luft wehten. Zwar drapierte sie ihre langen Beine nicht malerisch über die Armlehne des Sessels, aber wie sie saß, das hatte schon etwas Herausforderndes an sich. Sooft ich sie auch beobachtet habe — ich habe noch immer nicht herausgefunden, was sie eigentlich tut. Sie kann sich verhalten, wie sie will: Prompt fangen die meisten Männer an, »Sitz!« und »Platz!« vorzuführen und zu apportieren wie gut dressierte junge Hunde.
    »Ich hoffe, du hast das Dinner morgen Abend nicht vergessen«, sagte sie. Sie merkte meinem Gesicht an, dass ich nicht die leiseste Ahnung hatte, wovon sie sprach. »Für Jewel. Sie geht in den Ruhestand«, erklärte sie mit so einfachen Worten, dass auch Gehirngeschädigte wie ich es kapieren mussten.
    »O ja, natürlich! Das hatte ich völlig vergessen. Es tut mir wirklich Leid, aber ich schaffe es nicht.« Ich warf einen bedeutsamen Blick zu Dietz hinüber. Er würde mir nie erlauben, an einer öffentlichen Veranstaltung teilzunehmen. Vera fing den Blick auf und sagte zu ihm: »Sie sind natürlich auch eingeladen. Jewel verlässt die Firma nach fünfundzwanzig Jahren. Erscheinen ist ganz einfach Pflicht, da gibt es kein Wenn und Aber.«
    »Wo findet das Dinner statt?«, fragte er.
    »Im Edgewater Hotel. In einem privaten Speisesaal. Müsste sehr elegant werden, kostet eine Menge.«
    »Von wie vielen Leuten ist die Rede?«
    Vera zuckte mit den Schultern. »Von ungefähr fünfunddreißig.«
    »Nur geladene Gäste?«
    »Klar. Die Angestellten der California Fidelity und ihre Gäste. Warum?«
    »Ich kann nicht«, sagte ich.
    »Ich denke schon, dass es möglich ist«, sagte Dietz gleichzeitig. »Es wäre eine Hilfe, wenn vorher nichts darüber bekannt würde.«
    Vera sah zuerst mich und dann ihn an. »Was ist los?«
    Dietz klärte sie auf.
    Ich wartete und war merkwürdig gereizt, während wir die übliche Litanei aus Ungläubigkeit und Beteuerungen herunterbeteten. Vera lieferte alle vorgeschriebenen Reaktionen dazu. »Gott, ist das schrecklich! Ich kann einfach nicht glauben, dass es so etwas tatsächlich gibt. Hört zu, wenn euch das Risiko zu groß ist, dann habe ich Verständnis dafür.«
    »Ich werde es überprüfen, aber wir wollen mal sehen«, sagte Dietz. »Dürfen wir Ihnen morgen früh Bescheid geben?«
    »Selbstverständlich. Wenn ich es bis Mittag weiß, bekomme ich keine Probleme.«
    »Wann beginnt das Dinner?«
    »Cocktails um sieben. Das Dinner ist um acht.« Vera sah auf ihre Uhr. »Au weia! Ich muss rennen. War nett, Sie kennen zu lernen.«
    »Ganz meinerseits.«
    Sie ging zur Tür.
    »Oh, noch etwas, Vera«, sagte er. »Wir möchten, dass die Sache unter uns bleibt.«
    Sie schob die Brille auf ihre Nasenspitze und musterte ihn über den Brillenrand hinweg. Es folgte eine elegante Pause, während sie langsam eine Braue hochzog. »Selbstverständlich«, sagte sie, und das Wort »Arschloch« konnte man sich dazudenken. Allein die Art, wie sie den Raum verließ, hatte etwas aufreizend Kokettes an sich. Himmel, sie strengte sich wegen dieses Burschen wirklich an.
    Dietz schien rot zu werden. Zum ersten Mal sah ich ihn verwirrt. Immer lassen sich die Männer, von denen man es am wenigsten erwartet, voller Begeisterung mit Füßen treten.
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, wandte ich mich empört an Dietz. »Ich dachte, Sie hätten >keine öffentlichen Veranstaltungen< gesagt.«
    »Das habe ich. Tut mir Leid. Ich sehe, dass ich Sie überrumpelt habe. Doch ich möchte mich nicht mehr einmischen, als ich unbedingt muss. Wenn Sie gern hingehen wollen, müssen wir einen Weg finden.«
    »Ich werde doch wegen so was mein Leben nicht aufs Spiel setzen.«
    »Hören Sie!«, sagte er. »Ein Überfall lässt sich nicht völlig

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