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Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist

Titel: Kinsey Millhone 07 - Hoher Einsatz - G wie Galgenfrist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Milch in die Schüssel und brütete auch beim Essen vor mich hin.
    Dietz brach das Schweigen und sah mich über die Zeitung hinweg an. »Etwas möchte ich Ihnen gern noch einmal sagen, also hören Sie bitte gut zu. Ein echter Berufskiller tötet entweder aus nächster Nähe oder aus sehr weiter Entfernung. Aus der Nähe würde er wahrscheinlich ein .22er-Gewehr mit Unterschallmunition benutzen. Aus der Entfernung eins mit Kaliber .308. Messinger ist ein übler Kunde, aber er ist auch ein Amateur. Ich kriege ihn.«
    »Und wenn er Ihnen zuvorkommt?«
    »Das wird er nicht.« Er widmete sich wieder seiner Sportseite. Von da an ging’s mir besser, das schwöre ich.

15

    Dietz und ich fuhren zuerst ins Büro. Ich hörte den Anrufbeantworter ab (keine Nachricht), während er sich mit der Post vom Vortag beschäftigte (keine Briefbombe). Ich schloss wieder ab und ging nach nebenan zur California Fidelity. Vera war eben gekommen. Sie trug einen Zweiteiler aus roter Fallschirmseide — langer, fließender Rock, Bluse mit langen Ärmeln und roter Gürtel. Seit gestern war ihr Haar stark erblondet, mit Strähnchen, und sie hatte auch ihre Brille durch eine Pilotenbrille mit blauen Gläsern ersetzt. Wie gewöhnlich sah sie aus wie eine jener Frauen, mit denen jeder Mann ohne weitere Überlegungen aus einem Flugzeug springen würde, eine Wirkung, die an Dietz nicht spurlos vorüberging. In der Hand hatte sie einen Kleiderbügel mit einem Kleidungsstück, das im Plastiksack einer Reinigung steckte. »Oh, hallo! Kommt ihr heut Abend?«
    »Wir sind hier, um dir Bescheid zu geben«, sagte ich. »Sollte ich im Hotel anrufen?«
    »Das hab ich schon getan«, sagte sie. »Ich bin davon ausgegangen, dass du kommen würdest. Das ist für dich.« Sie zeigte auf den Plastiksack. »Gehen wir in mein Büro, dort kannst du dir’s ansehen. Das ist Weiberkram«, wandte sie sich an Dietz. »Rauchen Sie noch immer nicht?«
    »Heut ist der dritte Tag«, sagte er.
    Mir war nicht bewusst gewesen, dass er die Tage zählte.
    »Und der siebente Tag für mich«, sagte sie.
    »Wie fühlen Sie sich?«
    »Ach, ganz gut. Ich habe eine geradezu manische Energie, stehe unter Strom. Offenbar habe ich mich immer darauf verlassen, dass das Nikotin mich sanfter stimmt. Wie steht’s mit Ihnen?«
    »Ich bin okay«, sagte er mild. »Ich tu so was ganz gern, um mich selbst zu testen.«
    »Darauf könnte ich wetten«, sagte sie und lachte kehlig. »Wir sind gleich wieder da.« Schwungvoll fegte sie nach hinten.
    »War das, was du zu ihm gesagt hast, gehässig gemeint?«, fragte ich und beeilte mich, um mit ihr Schritt zu halten. »Es hat gehässig geklungen.«
    Sie blickte über die Schulter. »Hör zu, Babyschätzchen, wenn ich erst mal anfange, gehässig zu werden, ist das nicht mehr misszuverstehen.«
    Sie hängte den Kleiderbügel an ihren Schrank, steckte eine nicht angezündete Virginia Slim in den Mund und rauchte kalt. Dann schloss sie die Augen wie zum Gebet. »O Gott, nur ein Streichholz — für eine Zigarette — für den ersten Zug, der den Kopf leicht macht...« Sie öffnete die Augen wieder und schüttelte den Kopf. »Ich hasse es, Dinge zu tun, die gut für mich sind. Warum nur habe ich mich dazu entschlossen?«
    »Du hast Blut gehustet.«
    »O ja. Das hatte ich ganz vergessen. Na ja. Sieh dir das mal an.« Sie zog den Plastiksack über den Kleiderbügel. Zum Vorschein kam ein schwarzseidener Overall mit Spaghettiträgern und einem sehr schmalen Gürtel. Die passende Jacke hatte einen Mandarinkragen und lange Ärmel. »Wie findest du das?«
    »Sieht perfekt aus.«
    »Gut. Probier’s zu Hause, ob es passt. Wenn nicht, ruf mich an, und ich treibe was anderes auf. Du kannst es um sechs mitbringen und dich in meinem Zimmer umziehen. Ich logiere im Edgewater, damit ich hinterher nicht nach Hause fahren muss. Ich will nicht ständig kontrollieren, wie viel ich trinke.«
    »Hast du keine Verabredung? Ich dachte, du kommst mit Neil.«
    »Ich treffe mich dort mit ihm. So kann er tun, was er will, hat keinerlei Verpflichtung mir gegenüber. Den Schmuck bringe ich heut Abend mit und helfe dir vielleicht auch mit deinen Haaren. Ich sehe schon, dass ich dich von Kopf bis Fuß anziehen muss.«
    »Ich bin nicht hilflos, Vera.«
    »Natürlich bist du nicht hilflos. Aber total ahnungslos, wenn es um Kleider geht. Ich wette, du hast noch nie einen Färbtest gemacht — ich meine, feststellen lassen, welche Farben am besten zu dir passen.«
    Ich zuckte leicht und

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