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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Zimmer. Ich bezahlte mehr, als ich wollte, aber ich war zu müde, um mich herumzustreiten. Für die extra dreißig Dollar kam ich in den Genuß eines winzigen Fläschchens Shampoo und eines ebenso winzigen Behälters mit Körpermilch. Sie reichte gerade mal für ein Bein. Aber man bekam das Zeug schon mal überhaupt nicht heraus. Ich gab schließlich auf und legte mich mit ungepflegter Haut schlafen.
    Um sechs erwachte ich und wußte einen Moment lang nicht, wo ich war. Als es mir wieder einfiel, kroch ich noch einmal unter die Decke und wachte erst um halb neun wieder auf. Ich duschte, schlüpfte in mein frisches Höschen und dann in die Kleider von gestern. Das Zimmer war bis Mittag bezahlt, darum behielt ich den Schlüssel, holte mir am Automaten einen Becher Kaffee und ging über den Freeway zur Tankstelle.
    Der Mechaniker war achtzehn Jahre alt, hatte krauses rotes Haar, braune Augen, eine Stupsnase, eine Lücke zwischen den Schneidezähnen und einen dicken texanischen Akzent. Der Overall, den er anhatte, sah aus wie ein Spielanzug. Als er mich sah, winkte er mich mit gekrümmtem Zeigefinger zu sich. Er hatte den Wagen aufgebockt, und wir sahen ihn uns beide von unten an. Ich spürte schon, wie die Geldscheine zum Fenster hinausflogen. Er wischte sich die Hände an einem Lappen ab und sagte: »Schauen Sie mal.«
    Ich schaute, ohne zunächst zu begreifen, was er mir zeigen wollte. Er langte hinauf und berührte eine Klemmschraube, die an einer Leitung festgemacht war.
    »Da hat Ihnen jemand dieses Ding an die Benzinleitung geklemmt. Sie konnten wahrscheinlich gerade mal ein paar hundert Meter fahren, ehe Ihnen der Saft ausgegangen ist.«
    Ich lachte. »Und das ist alles?«
    Er nahm die Klemmschraube ab und legte sie mir in die Hand. »Das ist alles. Der Wagen müßte jetzt laufen wie geschmiert.«
    »Danke. Das ist ja wunderbar. Was bekommen Sie von mir?«
    »Ein Dankeschön reicht da, wo ich herkomme«, sagte er.
    In meinem Motelzimmer setzte ich mich auf das ungemachte Bett und rief Renata an. Ihr Anrufbeantworter meldete sich, und ich bat sie, mich zurückzurufen. Als nächstes versuchte ich es bei Michael und hatte ihn zu meiner Überraschung sofort an der Leitung.
    »Hallo, Michael. Kinsey hier. Ich dachte, Sie wären arbeiten. Haben Sie von Ihrem Vater gehört?«
    »Nein. Und Brian auch nicht. Er hat heute morgen angerufen und gesagt, daß mein Vater nie erschienen sei. Er war sehr beunruhigt. Ich habe mich krank gemeldet, damit ich in der Nähe des Telefons bleiben kann.«
    »Wo ist Brian?«
    »Das sagt er mir nicht. Ich glaube, er hat Angst, daß ich ihn der Polizei ausliefere, ehe er und mein Vater zusammenkommen. Glauben Sie, daß mit meinem Vater alles in Ordnung ist?«
    »Das ist schwer zu sagen.« Ich berichtete ihm von den Ereignissen des vergangenen Abends. »Ich habe Renata eine Nachricht hinterlassen und hoffe, daß sie sich bei mir meldet. Als ich gestern abend mit ihr sprach, wollte sie versuchen, ihn zu finden. Vielleicht hat sie ihn irgendwo auf der Straße aufgegabelt.«
    Ein kurzes Schweigen folgte. »Wer ist Renata?«
    Ach, du meine Güte. »Äh — hm. Sie ist eine Bekannte Ihres Vaters. Ich glaube, er wohnt bei ihr im Haus.«
    »Sie wohnt hier in Perdido?«
    »Sie hat ein Haus auf den Keys.«
    Wieder Schweigen. »Weiß meine Mutter davon?«
    »Ich glaube nicht. Wahrscheinlich nicht.«
    »Mann o Mann. So ein Schwein.« Wieder Schweigen. »Na gut, ich will Sie nicht aufhalten. Ich möchte die Leitung nicht besetzen, für den Fall, daß er anruft.«
    Ich sagte: »Sie haben meine Nummer. Geben Sie mir Bescheid wenn Sie von ihm hören?«
    »Natürlich«, antwortete er kurz. Ich hatte den Verdacht, daß alles noch verbliebene Loyalitätsgefühl mit der Neuigkeit von Renata ausgelöscht worden war.
    Ich rief bei Dana an. Auch hier meldete sich der Anrufbeantworter. Ich lauschte fingertrommelnd den Klängen des Hochzeitsmarschs, während ich auf den Pfeifton wartete. Ich bat sie, mich zurückzurufen. Ich hätte mich ohrfeigen können, daß ich Michael gegenüber Renata erwähnt hatte. Jaffe hatte den Jungen genug verletzt, da hätte ich nicht auch noch seine Freundin ins Spiel zu bringen brauchen. Ich rief im Gefängnis von Perdido County an und verlangte Lieutenant Ryckman. Er war nicht im Büro. Ich ließ mich mit Deputy Tiller verbinden, der mir berichtete, in der Dienststelle werde es wegen Brians nicht ordnungsgemäßer Freilassung zu drastischen personellen Veränderungen kommen. Jeder

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