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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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verstehe den Zusammenhang nicht.«
    »Wendell war selbst einmal mit dem Gesetz in Konflikt —«
    »Ach ja, stimmt. Ich erinnere mich. Jemand hat mir das erzählt. Er hatte gerade sein Jurastudium abgeschlossen und wurde wegen Totschlags verurteilt, richtig?«
    Sie nickte. »Die Einzelheiten weiß ich nicht.«
    »Und zu Ihnen hat er gesagt, er sei nicht schuldig gewesen?«
    »Oh, er war auch nicht schuldig«, sagte sie. »Er hat die Schuld eines anderen auf sich genommen. So konnte er Brian aus dem Gefängnis holen. Indem er seine Schuld eingetrieben hat.«
    Ich starrte sie an. »Haben Sie mal von einem Mann namens Harris Brown gehört?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wer ist das?«
    »Ein ehemaliger Polizeibeamter. Nach Wendells Verschwinden wurde er zu dem Ermittlungsteam eingeteilt, das die Affäre bearbeitete. Aber dann wurde er abgezogen. Es stellte sich heraus, daß er einen Haufen Geld in Wendells Firma investiert hatte und durch den Schwindel praktisch pleite gegangen war. Ich dachte, er hätte vielleicht einige seiner alten Verbindungen spielen lassen, um Brian zu helfen. Ich verstehe nur nicht, warum er das tun sollte.«
    Das Tor zum Jachthafen 1 war abgesperrt. Möwen hackten mit ihren Schnäbeln konzentriert auf ein Fischernetz ein. Wir warteten ein Weilchen, in der Hoffnung, daß jemand mit einer Computerkarte für das Schloß vorbeikam, hinter dem wir hineinschlüpfen könnten. Aber es kam niemand.
    Schließlich kletterte ich neben dem Tor über den Zaun, machte Renata von innen auf, und wir gingen zu den Liegeplätzen. Unser Gespräch versiegte. Am sechsten Steg, der mit »J« gekennzeichnet war, bog ich rechts ab und ließ meinen Blick, lautlos zählend, zu dem Platz schweifen, an dem die Lord festgemacht war.
    Selbst aus dieser Entfernung konnte ich sehen, daß der Liegeplatz leer war. Das Boot war weg.

21
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    Renatas Stimmung verdüsterte sich, als wir die Rampe hinauf zum Büro des Hafenmeisters gingen, das über dem Laden eines Schiffsausrüsters war. Ich erwartete einen Ausbruch irgendeiner Art, aber sie blieb bemerkenswert ruhig. Sie wartete draußen auf einem kleinen Holzbalkon, während ich mit dem Mann am Schalter verhandelte. Da wir nicht die Eigentümer des vermißten Boots waren und nicht beweisen konnten, daß nicht Eckert selbst mit dem Boot ausgelaufen war, konnte nichts unternommen werden. Der Angestellte nahm meine Angaben vor allem auf, um mich zu beschwichtigen. Erst wenn Eckert selbst kam, konnte er eine Meldung machen. Der Hafenmeister würde dann die Küstenwache und die örtliche Polizei alarmieren. Ich hinterließ meinen Namen und meine Telefonnummer und bat, Eckert, falls er sich melden sollte, auszurichten, er möge sich mit mir in Verbindung setzen.
    Renata lehnte es ab, mich zu begleiten, als ich danach zum Jachtclub ging, der gleich nebenan war. Ich hoffte, dort würde vielleicht jemand wissen, wo Eckert zu erreichen war. Ich trat durch die Glastür, ging nach oben und blieb vor dem Speisesaal stehen. Von dort oben sah Renata durchgefroren und müde aus, wie sie da auf der niedrigen Betonmauer saß, die an die Mole grenzte. Hinter ihr donnerte eintönig der Ozean, und der Wind riß an ihrem Haar. Im seichten Wasser jagte ein Labrador durch die Brandung und verscheuchte die Tauben vom Strand, während über ihm mit schrillem Geschrei die Möwen kreisten.
    Der Speisesaal des Jachtclubs war leer bis auf den Barkeeper und einen Mann mit einem Staubsauger. Wieder hinterließ ich meinen Namen und meine Telefonnummer und bat den Barkeeper, Carl Eckert auszurichten, er möge sich mit mir in Verbindung setzen.
    Auf dem Rückweg zum Wagen verzog Renata den Mund zu einem bitteren Lächeln.
    »Was ist so komisch?« fragte ich.
    »Nichts. Ich habe gerade über Wendell nachgedacht. Er hat wirklich ein unglaubliches Glück. Es kann noch Stunden dauern, ehe man anfängt, nach ihm zu suchen.«
    »Wir können es nicht ändern, Renata. Es ist immer möglich, daß er doch noch auftaucht«, sagte ich. »Wir wissen eigentlich gar nicht mit Sicherheit, daß er sich aus dem Staub gemacht hat. Wir können nicht mal beweisen, daß er das Boot genommen hat.«
    »Sie kennen ihn nicht so gut wie ich. Irgendwie linkt er jeden.« Wir fuhren auf der Suche nach ihrem Jeep auf dem Parkplatz Umher, aber er fand sich nicht. Sie brachte mich ins Büro zurück, wo ich meinen Wagen holte und nach Colgate fuhr. Die nächsten zwei Stunden wartete ich dort auf mein Auto, dem ein neues Rückfenster eingesetzt

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