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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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spätabends plötzlich auf dem Radarschirm. Mitten in einer Fahrrinne. Der Mann, der Wache hatte, gab Warnsignale, aber es reagierte niemand. Daraufhin benachrichtigte der Tanker die Küstenwache, die dann beim ersten Licht ein Boot rausgeschickt hat.«
    »Die Lord war noch in der Gegend? Das ist interessant.«
    »Jaffe scheint bis Winterset gesegelt zu sein und dann auf die Inseln Kurs genommen zu haben. Er ließ die Segel oben. Es war keine schwere See, aber dem normalen Nordwesten liefen anscheinend die Hurricanausläufer entgegen. Die Lord hat wahrscheinlich eine Geschwindigkeit von sieben Knoten und hätte mit dem richtigen Wind viel weiter kommen müssen. Als sie das Boot fanden, hatte es keine Fahrt mehr, sondern trieb nur noch. Der Klüver war so gesetzt, daß er den Wind von achtern kriegte und der Bug mit dem Wind lief, während Großsegel und Besan dagegen arbeiteten. Das Boot muß praktisch bis zu seiner Entdeckung gestanden haben.«
    »Ich wußte gar nicht, daß Sie segeln.«
    »Früher mal. Jetzt nicht mehr.« Ein flüchtiges Lächeln, mehr als ich je von ihm bekommen hatte.
    »Und jetzt?«
    »Jetzt schleppen sie es in den nächsten Hafen.«
    »Und wo ist der? In Perdido?«
    »Wahrscheinlich. Ich weiß nicht, wie das mit der Zuständigkeit ist. Dann wird die Polizei versuchen, Spuren zu sichern. Ich glaube nicht, daß man viel finden wird, und meiner Meinung nach kann uns das jetzt auch gleichgültig sein.«
    Ich sah Mac an. »Von Jaffe hat man keine Spur gefunden?«
    »Alle seine persönlichen Sachen waren an Bord, darunter auch viertausend Dollar in bar und ein mexikanischer Paß, was allerdings gar nichts beweist. Er kann ein Dutzend Reisepässe haben.«
    »Wir sollen also glauben, daß er tot ist, hm?«
    Mac machte eine gereizte Handbewegung, zeigte erste Zeichen seiner gewohnten Ungeduld. »Der Mann ist verschwunden. Ein Abschiedsbrief wurde nicht gefunden, aber sonst ist alles genauso wie beim erstenmal.«
    »Aber Mac, wie kannst du so sicher sein? Vielleicht ist es eine Täuschung. Um unsere Aufmerksamkeit abzulenken.«
    »Wovon?«
    »Von dem, was wirklich läuft.«
    »Und das wäre?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich. »Ich sage nur, was mir in den Sinn kommt. Als er diese Nummer das letzte Mal abzog, hat er die Lord vor der Küste von Baja verlassen und ist im Dinghy losgeschippert. Renata Huff hat ihn aufgelesen, und die beiden sind dann mit der Fugitive davongesegelt. Diesmal saß sie eine Stunde nach seinem Verschwinden bei mir im Büro. Das war gestern mittag.«
    Mac wollte davon nichts wissen. »Sie war von dem Moment an, als sie aus deinem Büro kam, unter Beobachtung. Lieutenant Whiteside hielt es für geraten, sie im Auge zu behalten. Sie ist nach Hause gefahren. Das war alles. Und sie hat seitdem keine größeren Ausflüge unternommen.«
    »Eben. Als er das letzte Mal getürmt ist, hatte er Hilfe. Wen hat er diesmal, wenn wir mal annehmen, daß er genau das wieder getan hat? Carl Eckert und Dana Jaffe würden ihm bestimmt nicht helfen, und wen gibt es sonst noch? Hm, jetzt, da ich darüber nachdenke, fällt mir ein, daß sein Sohn Brian gestern nachmittag noch auf freiem Fuß war. Und natürlich ist immer noch Michael da. Kann ja auch sein, daß Jaffe noch andere Freunde hat. Und es ist auch möglich, daß er die Sache diesmal allein durchgezogen hat, aber irgendwie habe ich das Gefühl, daß da was nicht stimmt.«
    »Kinsey glaubt, daß er wirklich tot ist«, sagte Gordon zu Mac und verzog belustigt den Mund.
    »Genau das sollen wir ja glauben«, versetzte Mac. »So hat er es das letzte Mal auch gemacht, und wir sind prompt darauf reingefallen. Wahrscheinlich sitzt er in diesem Moment kreuzfidel auf einem Boot und segelt zu den Fidschiinseln.«
    Gordon klappte das Rechnungsbuch zu und schob mir den Scheck zu, den er ausgeschrieben hatte.
    »Augenblick, Mac. Am Donnerstagabend hat jemand auf uns geschossen. Jaffe ist zwar gesund nach Hause gekommen, aber vielleicht haben sie ihn sich am folgenden Tag geschnappt. Vielleicht haben sie ihn umgebracht.« Ich nahm den Scheck und warf einen kurzen Blick darauf. Er lautete über zweitausendfünfhundert Dollar und war auf mich ausgestellt. »Oh, vielen Dank. Sehr nett. Im allgemeinen stelle ich meine Rechnungen erst am Ende des Monats.«
    »Das ist die Abschlußzahlung«, erwiderte er und faltete wieder die Hände auf dem Schreibtisch. »Ich muß zugeben, ich war nicht dafür, Sie zu engagieren, aber Sie haben gute Arbeit geleistet. Ich denke

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