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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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sie manövrierten, um die Biegung zu schaffen. Michael half auch mit, wahrscheinlich um den Prozeß zu beschleunigen und auf diese Weise die Kosten niedriger zu halten. Von Zeit zu Zeit kam eine junge Frau mit einem Kleinkind auf dem Arm aus dem Haus, Michaels Frau Juliet, vermutete ich. Sie stand in ihren weißen Shorts auf dem Rasen, wiegte das Kind auf der Hüfte und sah den Packern bei der Arbeit zu. Das Garagentor stand offen, auf der einen Seite stand ein gelbes VW Kabrio, das hinten bis unter das Verdeck mit allen möglichen Dingen vollgepackt war, die man den Möbelpackern nicht anvertrauen mochte. Danas Wagen war nicht da; ich konnte nur annehmen, daß sie unterwegs war und Besorgungen machte.
    Ich schloß die Tür zu meinem Wagen auf und setzte mich hinter das Steuer. Niemand achtete auf mich; sie waren alle viel zu sehr mit dem Umzug beschäftigt, um mich zu bemerken. Innerhalb einer Stunde war alles, was das junge Paar an Möbeln mitnahm, im Wagen verstaut. Michael und Juliet stiegen mit dem Kind in den VW. Als der Möbelwagen abfuhr, schloß sich Michael mit dem VW an. Ich wartete einen Moment und reihte mich dann ebenfalls in den Zug ein, wobei ich auf sicheren Abstand achtete. Michael mußte einen Schleichweg kennen; ich verlor ihn plötzlich aus den Augen. Aber der Möbelwagen war auf dem Highway deutlich zu erkennen. Wir fuhren auf dem 101 in nördlicher Richtung, an zwei Ausfahrten vorbei. An der dritten bog der Möbelwagen ab, fuhr erst rechts, dann links die Calistoga Street hinunter in eine Gegend von Perdido, die unter dem Namen The Boulevards bekannt ist. Nach einer Weile wurde die Fahrt langsamer, und schließlich hielt der Möbelwagen genau in dem Moment am Bordstein, als der VW aus der anderen Richtung auftauchte.
    Das neue Haus sah aus, als sei es in den zwanziger Jahren erbaut worden: rosa-beigefarbener Anstrich, eine winzige Vorderveranda und ein ungepflegtes Vorgärtchen. Die Fensterstöcke waren in einem tieferen Rosé gestrichen und hatten schmale himmelblaue Abschlußkanten. Ich war bestimmt schon in einem Dutzend solcher Häuser gewesen. Es hatte innen höchstens neunzig Quadratmeter: drei Zimmer, Küche, Bad und nach hinten hinaus eine Kammer. Rechts vom Haus war die Einfahrt aus rissigem Beton. Sie führte zu einer Doppelgarage, über der, wie es schien, noch ein kleines Apartment war.
    Die Packer gingen ans Ausladen. Von mir nahmen sie keine Notiz. Ich schrieb mir die Adresse auf, ehe ich Gas gab und zu Dana Jaffe zurückfuhr. Ich hatte keinen zwingenden Grund, noch einmal mit ihr zu sprechen, aber ich brauchte ihre Mithilfe und hoffte, eine Beziehung zu ihr herstellen zu können.
    Sie kam im selben Moment an wie ich. Sie stellte ihren Wagen in die Garage und sammelte ein paar Pakete ein, ehe sie die Wagentür öffnete. Ich sah, wie ihr die Röte ins Gesicht schoß, als sie mich bemerkte. Sie schlug krachend die Wagentür zu und kam mir über den Rasen entgegen. Sie trug wieder Jeans, T-Shirt und Tennisschuhe. Die Papiertüten in ihren Armen schienen zu knistern vor zorniger Erregung. »Was tun Sie schon wieder hier? Ich betrachte das als Belästigung.«
    »Ist es aber nicht«, entgegnete ich. »Wir suchen Ihren Mann, und da sind Sie der logische Ausgangspunkt.«
    Ihre Stimme war leise geworden, und ihre Augen blitzten vor Zorn und Entschlossenheit. »Ich werde Sie anrufen, wenn ich ihn sehen sollte. Bis dahin möchte ich Sie hier nicht mehr sehen, sonst rufe ich meinen Anwalt an.«
    »Dana, ich bin nicht Ihre Feindin. Ich bemühe mich nur, meine Arbeit zu tun. Warum wollen Sie mir nicht helfen? Sie müssen sich früher oder später mit der Sache auseinandersetzen. Michael sagen, was los ist. Und Brian auch. Sonst muß ich eingreifen und es ihnen sagen. Wir brauchen in dieser Sache Ihre Hilfe.«
    Ihre Nase wurde plötzlich rot, und um ihren Mund und ihr Kinn bildete sich ein feuriges Dreieck. Die Tränen sprangen ihr in die Augen. Sie preßte die Lippen aufeinander, um die Wut zurückzuhalten. »Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun habe. Ich weiß selbst, wie ich mich verhalten muß.«
    »Dana! Können wir uns nicht drinnen weiterunterhalten?«
    Sie sah zu den Häusern gegenüber. Ohne ein Wort machte sie kehrt und steuerte auf die Haustür zu. Ich folgte ihr hinein, und sie schloß die Tür hinter uns.
    »Ich muß arbeiten.« Sie legte ihre Pakete und ihre Handtasche auf der untersten Treppenstufe ab und lief nach oben. Ich zögerte, sah ihr nach, bis sie aus meinem Blickfeld

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