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Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser

Titel: Kinsey Millhone 10 - Stille Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Versicherungsgesellschaft, bei der Jaffes Leben versichert war.«
    »Tatsächlich«, sagte er und legte den Kopf ein wenig zur Seite. »Kommen Sie doch auf einen Sprung rein. Ich würde gern Näheres hören.«

10
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    Ich zögerte nur einen Moment, und ein Lächeln flog über sein Gesicht.
    »Keine Angst. Ich bin nicht der schwarze Mann. Meine Frau ist draußen im Garten und jätet Unkraut. Wir arbeiten beide zu Hause. Wenn Mr. Jaffe überhaupt jemandem auffallen sollte, dann höchstwahrscheinlich uns. Wie war doch gleich Ihr Name?«
    Er wich in das Vestibül zurück und winkte mir, ihm zu folgen.
    »Kinsey Millhone«, sagte ich und trat hinter ihm ins Haus. »Tut mir leid. Ich hätte mich vorstellen sollen. Da unten auf dem Flugblatt steht mein Name.« Ich bot ihm die Hand, und wir tauschten einen kurzen Händedruck.
    »Freut mich, Sie kennenzulernen. Jerry Irwin. Meine Frau heißt Lena. Sie hat Sie gesehen, als Sie drüben von Haus zu Haus gegangen sind. Ich habe hinten ein Arbeitszimmer. Sie kann uns eine Tasse Kaffee bringen, wenn Sie möchten?«
    »Nein, danke, für mich nichts.«
    »Oh, das wird sie interessieren«, sagte er. »Lena? Huhu, Lena!«
    Das Arbeitszimmer war ein kleiner Raum, in hellem Holz getäfelt, größtenteils von einem L-förmigen Schreibtisch eingenommen. An den Wänden standen deckenhohe Bücherregale aus Metall.
    »Ich will mal sehen, ob ich sie finden kann. Nehmen Sie inzwischen Platz«, sagte er und eilte durch den Flur in Richtung Hintertür davon.
    Ich setzte mich auf einen Klappstuhl aus Metall und musterte interessiert meine Umgebung, um mir während Irwins Abwesenheit ein Bild von ihm zu machen. Computer, Bildschirm, Keyboard. Massenhaft floppy disks, säuberlich geordnet. Offene Kästen, mit irgendwelchen farbigen Illustrationen gefüllt, die durch Pappdeckel voneinander abgeteilt waren. In einem niedrigen Metallregal rechts vom Schreibtisch standen zahlreiche dicke Wälzer, deren Titel ich nicht entziffern konnte. Ich neigte mich mit zusammengekniffenen Augen näher. Burke’s General Armory, Armorial General Rietstap, New Dictionary of American Family Names, Dictionary of Surnames, Dictionary of Heraldry. Lauter Werke über Wappen- und Namenskunde. Ich hörte ihn draußen im Garten rufen, und Sekunden später die Stimmen beider, die sich dem Zimmer näherten, in dem ich wartete. Ich lehnte mich auf meinem Stuhl zurück und bemühte mich, so zu tun, als sei Neugier kein Laster von mir. Als sie eintraten, stand ich auf, aber Lena Irwin bat mich Platz zu behalten. Ihr Mann warf das Flugblatt auf seinen Schreibtisch und ging um das Möbel herum zu seinem Sessel.
    Lena Irwin war klein und ein wenig mollig. Sie trug eine weite Leinenhose und ein blaues Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln. Das graue Haar hatte sie hochgesteckt, hier und dort jedoch hatten sich feuchte Strähnen aus den Nadeln und Spangen gelöst. Die Sommersprossen auf ihrem Nasenrücken legten die Vermutung nahe, daß ihr Haar früher einmal rot gewesen war. Die Sonnenbrille saß ihr wie ein Flitzebogen auf dem Kopf. Nach ihrer Arbeit im Garten hatte sie pechschwarze Nägel, und an der Hand, die sie mir reichte, hafteten noch Erdkrümel.
    Voller Interesse musterte sie mich. »Guten Tag. Ich bin Lena.«
    »Guten Tag. Tut mir leid, daß ich Sie bei der Gartenarbeit gestört habe«, sagte ich.
    Sie winkte lässig ab. »Der Garten läuft mir nicht davon. Ich bin froh, daß ich eine Pause machen kann. Die Sonne ist Wahnsinn. Jerry hat mir von der Sache mit den Jaffes erzählt.«
    »Wendell Jaffe im besonderen. Kannten Sie ihn?«
    »Wir haben von ihm gehört«, antwortete Lena.
    » Sie kennen wir ganz gut«, warf Jerry ein, »auch wenn wir gern Distanz halten. Perdido ist ein Nest, aber wir waren trotzdem platt, als wir hörten, daß sie hierhergezogen ist. Sie hat früher in einer besseren Gegend gewohnt. Nichts Luxuriöses, aber doch viel besser als dieses Viertel hier.«
    »Wir glaubten natürlich, sie sei Witwe.«
    »Das glaubte sie selbst auch«, sagte ich und gab eine kurze Erklärung der letzten Entwicklungen. »Hat Jerry Ihnen das Bild gezeigt?«
    »Ja, aber ich hatte noch keine Gelegenheit, es mir genauer anzusehen.«
    Jerry legte das Flugblatt auf seinem Schreibtisch gerade hin, so daß sein unterer Rand mit dem der Löschunterlage übereinstimmte. »Wir haben das mit Brian in der Zeitung gelesen. Unglaublich, dieser Junge! Praktisch jedesmal, wenn wir zum Fenster rausschauen, ist da drüben die Polizei.«
    Lena

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