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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Esselmann — was für eine ausgefallene Kombination. Der Drugstore schien mit den gleichen widersprüchlichen Bildern angefüllt zu sein: Arthritismittel und Kondome, Bettflaschen und Verhütungsmittel. Da ich schon dabei war, kaufte ich noch zwei Päckchen Karteikarten. Dann fuhr ich nach Hause und versuchte, über etwas anderes nachzudenken.
    Ich parkte, klappte den Fahrersitz vor und zerrte die Schachtel mit Lornas Papieren unter Danielles blutbespritzter Bettwäsche heraus. Für jemanden, der so um Ordnung in der Wohnung bemüht ist wie ich, scheine ich für den Zustand meines Autos rein überhaupt kein Interesse aufzubringen. Ich stapelte meine Einkäufe auf der Schachtel und hielt alles mit dem Kinn fest, während ich die Wohnungstür aufsperrte.
    Ich setzte mich an meinen Schreibtisch. Seit dem zweiten Tag, den ich an diesem Auftrag arbeitete, hatte ich meine Notizen weder übertragen noch vervollständigt, und die Karteikarten, die ich ausgefüllt hatte, kamen mir unzureichend und stümperhaft vor. Daten sammeln und vermischen sich, Schicht um Schicht, und jede beeinflußt die Wahrnehmung. Mit Hilfe meines Notizbuchs, meines Kalenders, mehrerer Tankquittungen, Rechnungen und des Flugtickets begann ich, die Ereignisse zwischen Dienstag und heute zu rekonstruieren und meine Gespräche mit Lornas Chef Roger Bonney, Joseph Ayers und Russell Turpin in San Francisco, Trinny, Serena, Clark Esselmann und dem (angeblichen) Anwalt in der Limousine zu dokumentieren. Nun mußte ich noch Danielles Behauptung über Lornas Verbindung zu Clark Esselmann hinzufügen. Das mußte ich überprüfen, wußte aber nicht wie. Serena konnte ich kaum fragen.
    Offen gestanden heiterte es mich auf zu sehen, wieviel ich bereits herausgefunden hatte. Innerhalb von fünf Tagen hatte ich ein ziemlich umfassendes Bild von Lornas Lebensweise zusammengetragen. Ich merkte, wie ich meinen Erinnerungen nachhing. Sowie ich die Karteikarten vollgeschrieben hatte, würde ich sie an die Pinnwand heften, ein Mischmasch aus den unterschiedlichsten Tatsachen und Eindrücken. Als ich Lornas Finanzen noch einmal durchging und Daten von der Tabelle der Vermögenswerte übertrug, fiel mir etwas auf, das mir bisher entgangen war. In dem Ordner mit ihren Aktienzertifikaten steckte eine Auflistung der Schmuckstücke, die sie versichert hatte. Vier Stücke wurden genannt: eine Granathalskette, ein dazu passendes Granatarmband, ein Paar Ohrringe und eine diamantenbesetzte Uhr. Der Schätzwert sämtlicher Stücke belief sich insgesamt auf achtundzwanzigtausend Dollar. Die Ohrringe wurden als abgestufte Steine beschrieben, Diamanten von einem halben bis zu einem ganzen Karat, gefaßt in doppelten Ringen. Ich hatte sie bereits gesehen, nur daß Berlyn sie getragen und ich sie für unecht gehalten hatte. Ich sah auf die Uhr. Es war fast elf Uhr abends, und ich stellte mit Verblüffung fest, daß ich fast zwei Stunden lang gearbeitet hatte. Ich nahm den Telefonhörer ab und rief in der Hoffnung, daß es noch nicht zu spät war, bei den Keplers an. Mace meldete sich. So ein Mist. Es war mir zuwider, mit ihm zu sprechen. Ich konnte hören, wie im Hintergrund irgendein Sportereignis aus dem Fernseher dröhnte. Nach dem Toben der Masse zu urteilen vermutlich ein Boxkampf. Ich steckte mir einen Finger in die Nase, um meine Stimme zu verstellen. »Hallo, Mr. Kepler, ist Berlyn da, bitte?«
    »Wer ist da?«
    »Marcy. Ich bin eine Freundin von ihr. Ich war letzte Woche da.«
    »Tja, sie ist jedenfalls nicht da. Weder sie noch Trinny.«
    »Wissen Sie, wo sie ist? Wir wollten uns eigentlich treffen, aber ich weiß nicht mehr, was wir ausgemacht haben.«
    »Wie war noch mal Ihr Name?«
    »Marcy. Ist sie drüben im Palace?«
    Von ihm kam nur unheilschwangeres Schweigen, während im Hintergrund jemand heftig vermöbelt wurde. »Ich sage Ihnen das eine, Marcy, dort sollte sie sich lieber nicht herumtreiben. Wenn sie im Palace ist, kriegt sie massiven Ärger mit ihrem Dad. Haben Sie das als Treffpunkt ausgemacht?«
    »Äh — nein.« Aber ich hätte eine Menge Geld darauf gewettet, daß sie genau dort war. Ich legte auf. Dann schob ich die Papiere beiseite, schwang mich in meine Jacke und packte meine Tasche. Zwischendurch fuhr ich mir noch hastig mit dem Kamm durch die Haare.
    Als ich meine Haustür öffnete, stand ein Mann direkt davor.
    Ich sprang zurück und stieß einen Schrei aus, bevor ich erkannte, wer es war. »Herrgott, J. D.! Was machen Sie denn hier? Sie haben mich zu

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