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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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nirgends zu sehen, aber seine immer noch wütende Stimme drang vom Innenhof her an mein Ohr. Irgend jemand versuchte, ihn zu beruhigen, aber ohne großen Erfolg. Die Versammlung verlief in ruhigeren Bahnen weiter, und der Vorsitzende ging geschickt zum nächsten Punkt der Tagesordnung über, einer Vereinbarung über Sprinkleranlagen, die niemanden erhitzte. Als ich mich endlich hinausschlich, war Stockton verschwunden und der Innenhof leer.

18

    Ich fuhr zum St. Terry’s hinüber und tankte unterwegs. Ich wußte, ich würde erst nach Ende der Besuchszeit im Krankenhaus ankommen, doch die Intensivstation besaß ihre eigenen Regeln und Vorschriften. Angehörige durften jede Stunde fünf Minuten lang hinein. Das Krankenhaus war so hell erleuchtet wie ein Urlaubshotel, und ich mußte auf der Suche nach einem Parkplatz eine Runde um den Block drehen. Ich ging durch die Halle und rechts um die Ecke auf die Aufzüge zu, die zur Intensivstation hinauffuhren. Oben angekommen, rief ich vom Wandtelefon aus drinnen an. Die Nachtschwester, die sich meldete, war höflich, aber mein Name sagte ihr nichts. Sie ließ mich warten, ohne Danielles Anwesenheit auf der Intensivstation ausdrücklich zu bestätigen. Ich studierte die pastellfarbene Seelandschaft an der Wand. Schon bald meldete sie sich zurück, diesmal in freundlicherem Tonfall. Cheney hatte offenbar veranlaßt, daß ich hineindurfte. Wahrscheinlich hielt sie mich für eine Polizistin.
    Ich stand im Flur und betrachtete Danielle durch das Fenster zu ihrem Zimmer. Ihr Krankenbett war am Kopfteil in leicht angehobene Stellung gebracht worden. Sie schien zu schlafen. Ihr langes, dunkles Haar lag wie ein Fächer auf dem Kissen und fiel seitlich über die Bettkante. Die Prellung im Gesicht kam mir heute abend ausgeprägter vor, und das weiße Pflaster auf ihrer Nase stand in starkem Kontrast zu den geschwollenen, rußig aussehenden, blauschwarzen Augenhöhlen. Ihr Mund war dunkel und aufgedunsen. Vermutlich hatte man ihr den Kiefer mit Draht fixiert, da er nicht so schlaff herunterhing, wie es bei Schlafenden normalerweise der Fall war. Infusion und Katheter waren noch an ihrem Platz.
    »Müssen Sie mit ihr sprechen?«
    Ich drehte mich um und stand der Schwester vom Abend zuvor gegenüber. »Ich möchte sie nicht stören«, sagte ich.
    »Ich muß sie sowieso aufwecken, um ihre Lebensfunktionen zu kontrollieren. Sie können gerne mitkommen. Aber regen Sie sie nicht auf.«
    »Tu’ ich nicht. Wie geht’s ihr denn?«
    »Recht gut. Sie bekommt starke Schmerzmittel, aber sie ist zwischendurch immer wieder aufgewacht. In ein oder zwei Tagen könnten wir sie wahrscheinlich nach unten auf Station verlegen, aber wir glauben, daß sie hier sicherer ist.«
    Ich stand schweigend neben dem Bett, während die Schwester Danielles Blutdruck und Puls maß und den Tropf einstellte. Danielle öffnete die Augen mit dem erschöpften, verwirrten Blick von jemandem, der sich nicht genau daran erinnern kann, wo er ist oder warum. Die Schwester machte eine Eintragung auf einer Tabelle und ging hinaus. Danielles grüne Augen leuchteten hell aus der wolkigen Masse von Prellungen, die ihre Lider umgab.
    Ich sagte: »Hallo. Wie geht’s Ihnen?«
    »Ging mir schon besser«, preßte sie durch die Zähne. »Sie haben mir den Kiefer fixiert. Deshalb spreche ich so.«
    »Das habe ich mir schon gedacht. Haben Sie Schmerzen?«
    »Nee, ich bin high.« Sie lächelte kurz, ohne den Kopf zu bewegen. »Ich habe den Kerl nicht gesehen, falls Sie das wissen wollen. Ich weiß nur noch, daß ich die Tür aufgemacht habe.«
    »Kein Wunder«, sagte ich. »Vielleicht kommt die Erinnerung mit der Zeit wieder.«
    »Hoffentlich nicht.«
    »Ja. Sagen Sie es mir, wenn Sie müde werden. Ich möchte Sie nicht überanstrengen.«
    »Kein Problem. Ich habe gern Gesellschaft. Was haben Sie so getrieben?«
    »Nicht viel. Ich komme gerade von einer Versammlung der Wasserbehörde. So ein Affentheater. Der alte Mann, den Lorna ab und zu betreut hat, hat ein Riesengebrüll mit einem Bauträger namens Stubby Stockton angezettelt. Der Rest der Versammlung war so sterbenslangweilig, daß ich fast eingeschlafen wäre.«
    Danielle gab ein murmelndes Geräusch von sich, um anzuzeigen, daß sie zuhörte. Ihre Lider schienen schwer, und ich dachte, daß sie selbst kurz vorm Einschlafen war. Ich hoffte, daß Stubbys Name in ihr einen Funken der Erinnerung auslösen würde, aber vielleicht hatte Danielle nicht mehr viele Funken übrig. »Hat Lorna

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