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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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wir doch alle zum Teufel gehen.«
    »Da haben Sie verdammt recht, daß Sie zum Teufel gehen können! Gehen Sie doch!«
    »Meine Herren!« Der Vorsitzende war aufgestanden.
    »Tja, dann werde ich Ihnen mal etwas sagen. Sie werden schon lange dahingegangen sein und die Gelegenheit für Wachstum wird ebenso dahingegangen sein, und wer wird den Preis für Ihre unterentwickelte Phantasie zu bezahlen haben?«
    »Meine Herren! Meine Herren!«
    Der Vorsitzende schlug mit seinem Hämmerchen auf den Tisch, wenn auch ohne nennenswerten Erfolg. Serena hatte sich erhoben, doch ihr Vater wehrte sie mit einer herrischen Handbewegung ab, die sie vermutlich von Kindesbeinen an eingeschüchtert hatte. Ich sah sie wieder auf ihren Sitz niedersinken, während er mit zitternder Stimme schrie: »Sparen Sie sich Ihre Sprüche für den Rotary Club, junger Mann. Ich habe es satt, mir diesen eigennützigen Quatsch anzuhören. In Wirklichkeit sind Sie doch nur hinter dem allmächtigen Mammon her, und das wissen Sie auch ganz genau. Wenn Sie so sehr an Wachstum und wirtschaftlichen Möglichkeiten interessiert sind, dann stiften Sie doch das Land und sämtliche Profite, die Sie damit machen wollen. Verstecken Sie sich nicht hinter Rhetorik —«
    »Stiften Sie doch. Warum schenken Sie nichts her? Sie besitzen mehr als der Rest von uns zusammengenommen. Und erzählen Sie mir bloß nicht, ich würde mich hinter Rhetorik verstecken, Sie aufgeblasener Esel...«
    An Stocktons Seite erschien plötzlich ein uniformierter Wachmann, der ihn beim Ellbogen nahm. Stockton schüttelte ihn wütend ab, doch nun tauchte auf seiner anderen Seite einer seiner Geschäftspartner auf, und er wurde von den beiden mit sanfter Gewalt aus dem Raum geleitet. Esselmann war stehengeblieben, und in seinen Augen funkelte der Zorn.
    Während rund um mich das Stimmengewirr anschwoll, beugte ich mich zu dem Mann neben mir. »Es ist mir ja so unangenehm, daß ich mich nicht auskenne, aber worum ging es da gerade eigentlich?«
    »John Stockton versucht, die Wassernutzungsrechte für eine große Landparzelle zu bekommen, die er erschließen und an Marcus Petroleum verkaufen möchte.«
    »Ich dachte, solche Vorhaben müßten bei der Kreisverwaltungsbehörde eingereicht werden«, sagte ich.
    »Müssen sie ja auch. Letzten Monat wurde es unter der Bedingung, daß dort wiederaufbereitetes Wasser aus dem Bezirk Colgate verwendet wird, mit fünf zu null Stimmen genehmigt. Es sah ganz danach aus, als würde es widerstandslos akzeptiert, aber jetzt rüstet Esselmann zum Gegenangriff.«
    »Und weshalb so erbittert?«
    »Stockton besitzt Grundstücke, die die Ölgesellschaften liebend gern haben würden. Aber ohne Wasser sind sie nutzlos. Esselmann hat ihn zuerst unterstützt, aber nun ist er plötzlich dagegen. Stubby fühlt sich verraten.«
    Ich dachte an das Telefongespräch, das ich mitangehört hatte. Esselmann hatte erwähnt, daß sich die Behörde zu irgendeiner Vereinbarung hatte überreden lassen, während er im Krankenhaus lag. »Hat Stockton seine Pläne vorangetrieben, während Esselmann krank war?«
    »Darauf können Sie wetten. Es wäre ihm ja auch beinahe gelungen. Jetzt, wo Esselmann wieder da ist, nutzt er seinen Einfluß voll aus, damit der Antrag abgelehnt wird.«
    Die Frau vor uns drehte sich um und warf uns einen vorwurfsvollen Blick zu. »Hier wird immer noch verhandelt, falls Sie nichts dagegen haben.«
    »Entschuldigung.«
    Der Vorsitzende der Wasserbehörde bemühte sich verzweifelt darum, die Ordnung wiederherzustellen, während das Publikum daran nicht besonders interessiert zu sein schien.
    Ich hielt mir die Hand vor den Mund. »Haben sie darüber schon abgestimmt?« fragte ich leiser.
    Er schüttelte den Kopf. »Die Sache kam vor einem Jahr zum ersten Mal zur Sprache, und die Wasserbehörde hat eine Sonderkommission eingesetzt, die alles untersuchen und Empfehlungen aussprechen sollte. Sie ließen Umweltstudien erstellen. Sie wissen ja, wie das läuft. Meistens ist es nur eine Verzögerungstaktik in der Hoffnung, daß die Sache dann vom Tisch ist. Die Angelegenheit kommt erst nächsten Monat zur Abstimmung. Deshalb werden zu diesem Thema immer noch Anhörungen abgehalten.«
    Die Frau vor uns hob einen Finger an die Lippen, und unser Gespräch verstummte.
    In der Zwischenzeit hatte sich Esselmann mit hochrotem Gesicht abrupt auf seinen Stuhl fallen lassen. Serena ging um den Tisch herum und setzte sich zu seinem Mißfallen an seine Seite. Stubby Stockton war

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