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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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auf, daß Leda mich aufmerksam musterte, während ich mit ihm sprach.
    »Die Hütte steht leer. Sie können ruhig reingehen, wenn Sie wollen. Es war unmöglich, sie wieder zu vermieten, seit die Leiche gefunden wurde. Es spricht sich herum, und kein Mensch will auch nur einen Fuß hineinsetzen, von dem Zustand, in dem sie war, ganz zu schweigen.« Burke hielt sich mit übertriebenem Ekel die Nase zu.
    Peinlich berührt rief Leda: »J.D.!«, als wäre ihm ein obszönes Geräusch entfahren.
    »Stimmt doch«, sagte er. Er machte das Fleischpäckchen auf und entnahm ihm ein Kissen rohes Rinderhack, das er auf die angebratenen Zwiebeln in der Kasserolle legte. Dann begann er, die kompakte Masse mit dem Pfannenheber zu zerteilen. Nach wie vor konnte ich die dicht gepackten Stränge erkennen, so wie sie aus dem Fleischwolf hervorgequollen waren. Für mich sahen sie aus wie Würmer. Die heiße Kasserolle ließ das Fleisch an der Unterseite von Rot zu Grau übergehen. Ich werde kein Fleisch mehr essen, ich schwöre es bei Gott.
    »Können Sie die Hütte nicht renovieren?«
    »Im Moment fehlt mir das Geld dazu, und vermutlich würde es auch nichts nützen. Es ist ja doch bloß ein Schuppen.«
    »Wieviel hat sie gezahlt?«
    »Dreihundert im Monat. Das kommt Ihnen vielleicht viel vor, wenn Sie es nicht mit den anderen Mietpreisen hier in der Gegend vergleichen. Im Grunde ist es eine Zweizimmerwohnung mit einem Holzofen, den ich inzwischen herausgeholt habe. Wenn die Leute wissen, daß ein Haus leersteht, klauen sie alles, was nicht niet- und nagelfest ist. Die nehmen noch die Glühbirnen, wenn sonst nichts zu holen ist.«
    Ich registrierte, daß der »Schuppen« in typischer Vermietermanier zu einer »Zweizimmerwohnung« aufgewertet worden war. »Hat vor ihr schon einmal jemand dort gewohnt?«
    »Nein. Das Anwesen hat früher meinen Eltern gehört, und ich habe es nach Mutters Tod zusammen mit einigen anderen Mietshäusern am anderen Ende der Stadt geerbt. Lorna habe ich über ein paar Leute aus der Anlage, wo sie gearbeitet hat, kennengelernt. Eines Nachmittags sind wir miteinander ins Gespräch gekommen, und sie hat mir erzählt, daß sie eine Wohnung suche, in der sie ganz ungestört wäre. Sie hatte von der Hütte gehört und fragte mich, ob sie sie sehen dürfe. Dann hat sie sich in den Schuppen verliebt. Ich habe zu ihr gesagt: >Sieh mal, es sieht verheerend aus, aber wenn du es dir herrichten willst, soll es mir recht sein.« Zwei Wochen später ist sie eingezogen, ohne eigentlich viel daran gemacht zu haben.«
    »Gab sie gern Partys?«
    »Nicht, daß ich wüßte.«
    »Wie steht’s mit Freunden? Hatte sie eine Menge Besuch?«
    »Das weiß ich wirklich nicht. Es liegt ganz schön weit hinten. Es gibt auch eine Art privaten Zufahrtsweg, der von der Seitenstraße abgeht. Wenn Sie die Hütte sehen wollen, müssen Sie wahrscheinlich mit Ihrem Wagen um das Grundstück herumfahren und von dort aus hineingehen. Früher gab es einmal einen Weg zwischen den beiden Häusern, aber den benutzen wir nicht mehr, und mittlerweile ist er zugewachsen. Meistens habe ich gar nicht gesehen, ob sie Besuch hatte oder nicht, weil das Blattwerk so dicht ist. Im Winter habe ich hin und wieder Licht gesehen, aber ich habe im Grunde nie darauf geachtet.«
    »Haben Sie gewußt, daß sie anschaffen ging?«
    Er sah mich verständnislos an.
    »Auf den Strich«, erklärte Leda.
    J. D. blickte von ihr zu mir. »Was sie gemacht hat, war ihre Angelegenheit. Ich habe mich nie darum gekümmert.« Falls ihn die Enthüllung verblüfft hatte, so zeigte er das zumindest nicht. Seine Mundwinkel zogen sich skeptisch nach unten, während er in dem köchelnden Rindfleisch herumstocherte. »Wo haben Sie denn das gehört?«
    »Von einem Detective der Sittenpolizei. Offenbar arbeiten eine Menge Huren in den Nobelhotels, wo sich die dicken Brieftaschen herumtreiben. Lorna hat zuerst als Callgirl gearbeitet, aber sie hat es geschafft, sich unabhängig zu machen.«
    »Das muß ich Ihnen wohl glauben.«
    »Soweit Sie wissen, brachte sie also keine Kunden hierher?«
    »Warum sollte sie das denn tun? Wenn man einen Kerl beeindrucken will, schleppt man ihn wohl kaum in einen kleinen Schuppen im Wald. Da bleibt man besser im Hotel. Da muß er auch für die Drinks und alles aufkommen.«
    »Klingt logisch«,meinte ich. »Erzählen Sie mir von dem Tag, als Sie sie gefunden haben.«
    »Das war nicht ich. Das war jemand anders«, sagte er. »Ich war verreist gewesen, zwei Wochen

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