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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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»Ich kann für mich selbst sorgen. Ich nehme Megavitamine und Ballaststoffe und so was.«
    »Wie lecker«, sagte ich. Ich füllte den Kessel mit Wasser und stellte ihn auf den Herd. Dann schaltete ich die Platte ein.
    »Lachen Sie ruhig. Ich wette, ich bin gesünder als Sie.«
    »Dazu gehört auch nicht viel — bei meiner Ernährung«, gab ich zu. »Apropos — möchten Sie etwas essen? Ich koche nichts, aber ich kann uns eine Pizza bestellen. Ich muß zwar bald weg, Sie können aber gern mit mir essen.«
    »Gegen Pizza hätte ich nichts«, sagte sie. »Wenn Sie die vegetarische nehmen, ohne Wurst und Peperoni, ist Pizza nicht einmal schädlich. Probieren Sie doch mal den Pizzaservice hier um die Ecke. Ich bumse manchmal den Besitzer. Er gibt mir einen Mordsrabatt, weil ich ihm den Schwanz lutsche.«
    »Ich werd’s erwähnen, wenn ich die Bestellung aufgebe«, sagte ich.
    »Lassen Sie mich das machen. Wo ist das Telefon?«
    Ich wies auf das Telefon auf dem Tisch neben dem Anrufbeantworter. Uns fiel beiden das blinkende Licht auf.
    »Sie haben eine Nachricht bekommen«, sagte sie. Automatisch streckte sie die Hand aus und drückte auf die Wiedergabetaste, noch bevor ich dagegen protestieren konnte. Daß sie lauschte, schien mir genauso ungehörig, wie wenn sie meine Post geöffnet hätte. Eine mechanische Computerstimme teilte mir mit, daß ich eine Nachricht auf Band hatte. Piep.
    »Oh, hallo, Kinsey. Hier ist Roger. Ich wollte mich nur mal melden und hören, wie es läuft. Sie brauchen jedenfalls nicht zurückzurufen, aber wenn Sie noch weitere Fragen haben, können Sie mich zu Hause erreichen. Bye. Oh, ich schätze, ich sollte Ihnen noch die Nummer geben.« Er sagte seine Privatnummer auf und hängte mit einem Klicken ein.
    »Lornas Chef«, sagte sie.»Kennen Sie ihn?«
    »Klar. Sie auch?«
    Sie rümpfte die Nase. »Ich bin ihm einmal begegnet.« Sie nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer, die sie offenbar auswendig wußte. Dann drehte sie sich um und sah mich an, während am anderen Ende das Telefon klingelte. »Ich werde ihnen sagen, sie sollen den Käse weglassen. Das reduziert den Fettgehalt«, murmelte sie.
    Ich überließ sie ihren Verhandlungen und machte uns beiden je eine Tasse Tee. An dem Abend, als ich sie kennengelernt hatte, war sie mir mißtrauisch vorgekommen, aber vielleicht war das nur ihre Arbeitsmaske. Heute abend schien sie ganz locker zu sein, ja schon fast ausgelassen. Ihre Stimmung war vermutlich auf Drogen zurückzuführen, jedoch hatte ihre Ungezwungenheit einen gewissen Charme. Sie besaß eine natürliche Freundlichkeit, die jede ihrer Gesten belebte. Ich hörte ihr zu, wie sie mit enormer Sicherheit verhandelte, die wohl daher rühren mußte, daß sie Typen aus allen Lebensbereichen »bumste«. Sie legte eine Hand über die Sprechmuschel. »Wie ist die Adresse hier? Ich hab’s vergessen.«
    Ich sagte sie ihr, und sie gab sie durchs Telefon weiter. Ich hätte auch mit ihr zu Rosie’s gehen können, aber ich war mir nicht sicher, daß Rosie sie höflich behandeln würde. Seit William nicht mehr da war, fürchtete ich, daß sie zu ihrer gewohnten Menschenfeindlichkeit zurückkehren würde.
    Danielle legte den Hörer auf und zog ihre Jacke aus, die sie anschließend ordentlich zusammenfaltete und ans eine Ende des Sofas legte. Dann kam sie mit ihrer überdimensionalen Schultertasche im Arm zur Arbeitsfläche herüber. Irgendwie wirkte sie so anmutig wie ein Fohlen, nichts als Arme, lange Beine und knochige Schultern.
    Ich schob ihr einen Becher Tee hin. »Ich möchte Sie etwas fragen.«
    »Moment. Lassen Sie mich erst etwas sagen. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu persönlich. Ich möchte Sie auf keinen Fall beleidigen.«
    »Sätze, die so anfangen, sind mir zuwider«, sagte ich.
    »Mir auch, aber es ist nur zu Ihrem eigenen Besten.«
    »Nur zu. Sie werden es mir sowieso sagen.«
    Sie zögerte, und der Gesichtsausdruck, den sie aufsetzte, zeugte von übertriebener Zurückhaltung. »Versprechen Sie, daß Sie nicht sauer werden?«
    »Sagen Sie’s einfach. Ich halte die Spannung nicht aus. Vermutlich habe ich Mundgeruch.«
    »Ihr Haarschnitt ist echt kraß.«
    »Oh, vielen Dank.«
    »Sie brauchen nicht sarkastisch zu werden. Ich kann Ihnen helfen. Ehrlich. Ich wollte mein Examen als Kosmetikerin machen, bevor ich mich mit Lester eingelassen habe...«
    »Mr. Dickhead«, ergänzte ich.
    »Ja, genau der. Jedenfalls kann ich sagenhaft schneiden. Ich habe Lorna immer die Haare gemacht.

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