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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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irgend jemandem Schulden?«
    »Lorna hatte keine Schulden. Sie hat sogar ihre Kreditkartenrechnungen bezahlt, bevor Gebühren fällig wurden«, sagte sie. »Ich wette, das Geld ist geklaut worden.«
    »Ja, auf die Idee bin ich auch schon gekommen.«
    »Muß aber nach ihrem Tod gewesen sein«, fügte sie hinzu. »Sonst hätte Lorna es mit Klauen und Zähnen verteidigt.« Sie schaltete den Fön ab und legte ihn beiseite. Dann trat sie einen Schritt zurück, um ihr Werk zu begutachten. Sie nahm sich noch einen Moment Zeit, um einzelne Strähnen zu kneten und anders zu legen und nickte anschließend zufrieden.
    Es klingelte. Der Pizzamann stand vor der Tür. Ich gab Danielle zwanzig Dollar und ließ sie den Handel abwickeln, während ich ins untere Badezimmer schlich und mich im Spiegel betrachtete. Der Unterschied war gravierend. Sämtliche Unregelmäßigkeiten waren verschwunden. Die ganzen stumpfen, abstehenden Partien, die in alle Richtungen zu wachsen schienen, waren jetzt gebändigt und anschmiegsam. Das Haar bauschte sich in perfekten Stufen um mein Gesicht. Es fiel sogar wieder in dieselbe Form, als ich den Kopf schüttelte. Im Spiegel entdeckte ich, daß Danielle hinter mir stand.
    »Gefällt’s Ihnen?« fragte sie.
    »Es sieht toll aus.«
    »Hab’ Ihnen doch gesagt, daß ich gut bin«, meinte sie lachend.
    Wir aßen direkt aus der Schachtel und teilten uns auf die Art eine vegetarische Pizza ohne Käse, die gut schmeckte, ohne mir die ganzen Arterien zu verstopfen. Einmal sagte sie: »Das macht Spaß, oder? Wie Freundinnen.«
    »Fehlt Ihnen Lorna?«
    »Ja, schon. Sie hat einen aufgebaut. Nach der Arbeit sind wir gemeinsam durch die Innenstadt gezogen, in einen Coffee Shop gegangen und haben zusammen gefrühstückt. Ich weiß noch, wie wir einmal eine Tüte Orangensaft und eine Flasche Sekt gekauft haben. Wir haben uns bei mir vorm Haus in die Wiese gesetzt und bis zum Morgengrauen Sekt-Orange getrunken.«
    »Schade, daß ich sie nie kennengelernt habe. Klingt nach einem netten Menschen.«
    Um acht Uhr falteten wir den Karton zusammen und stopften ihn in den Mülleimer. Danielle schlüpfte in ihre Jacke, während ich meine holte. Draußen bat sie mich, sie bei sich zu Hause abzusetzen. Ich bog auf dem Cabana links ab und folgte ihren Anweisungen. Sie dirigierte mich eine enge Gasse hinunter, die nicht allzuweit von Neptune’s Palace entfernt lag. Ihr »Schuppen«, wie sie ihn nannte, war ein winziger Bretterverschlag in einem Garten. Vermutlich war das Häuschen früher ein Geräteschuppen gewesen. Sie stieg aus dem Wagen und beugte sich von draußen durchs Fenster. »Möchten Sie hereinkommen und sich meine Behausung ansehen?«
    »Vielleicht morgen abend«, sagte ich. »Heute habe ich noch zu tun.«
    »Kommen Sie vorbei, wenn Sie können. Ich hab’s echt nett hergerichtet. Wenn die Geschäfte flau gehen, bin ich meistens um ein Uhr zu Hause... vorausgesetzt, Lester drängt mich nicht, noch mehr anzuschaffen. Danke für das Essen und die Heimfahrt.«
    »Danke für den Haarschnitt.«
    Ich sah ihr nach, wie sie in die Nacht davonstöckelte und ihre hohen Absätze auf dem kurzen, gepflasterten Weg zu ihrer Eingangstür klapperten, während ihr das dunkle Haar wie ein Schleier über den Rücken fiel. Dann gab ich Gas und fuhr zu den Keplers. Ich parkte in der Einfahrt und ging den gepflasterten Weg zur Veranda entlang. Außen brannte kein Licht, und der Garten lag in völliger Finsternis. Vorsichtig tastete ich mich die flache Vordertreppe hinauf, die durch das Licht aus den Wohnzimmerfenstern schwach beleuchtet wurde. Janice hatte mir erzählt, daß sie meist um diese Uhrzeit zu Abend äßen. Ich klopfte an die Vordertür und hörte aus Richtung Küche, wie ein Stuhl geräuschvoll zurückgeschoben wurde.
    Mace öffnete mir auf mein Klopfen die Tür, wobei sein Leib das Licht, das durch die Tür drang, fast vollständig abschirmte. Es roch nach Thunfischauflauf. In der einen Hand hielt er eine Papierserviette, mit der er sich nun den Mund abwischte. » Oh, Sie sind’s. Wir sind gerade beim Abendessen.«
    »Ist Janice da?«
    »Sie ist schon weg. Sie arbeitet normalerweise jeden Tag von elf bis sieben, aber eines der Mädchen ist krank geworden, und deshalb ist sie heute früher hingegangen. Versuchen Sie’s morgen«, sagte er. Er machte bereits Anstalten, mir die Tür vor der Nase zuzuschlagen.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich mit Ihnen spreche?«
    Seine Miene wurde vorübergehend ausdruckslos, eine kleine

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