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Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht

Titel: Kinsey Millhone 11 - Frau in der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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Brust. »Sie hatte soviel Geld? Das ist ja unglaublich.«
    »Sie hatte sogar noch um einiges mehr, aber dieser Betrag ist der einzige, der zu fehlen scheint.«
    »Jetzt weiß ich, daß ich in der falschen Branche bin. Warten Sie nur, bis Roger das hört.«
    »Sie haben keine Spur davon gesehen, als Sie die Leiche gefunden haben? Es hätte auch ein Bankscheck sein können.«
    »Ich nicht. Fragen Sie ihren Vermieter. Ich bin ja nicht einmal hineingegangen.«
    »Ist er denn hineingegangen?«
    »Na ja, nur eine Minute lang, aber drinnen war er auf jeden Fall.«
    »Zu mir hat er gesagt, daß er, sowie er den Geruch wahrnahm, stehenden Fußes in sein Haus zurückgegangen sei und die Polizei verständigt hätte.«
    »Das stimmt auch, aber als wir dann auf die Polizei gewartet haben, hat er die Tür aufgemacht und ist hineingegangen.«
    »Zu welchem Zweck?«
    Serena schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Vermutlich wollte er sehen, was es war. Ich hatte das völlig vergessen, bis Sie mich jetzt darauf gebracht haben.«

13

    Als ich zu meiner Wohnung zurückkam, stand Danielle in einem blassen Lichtkegel auf meiner Türschwelle. Ihre langen Beine unter dem kürzesten pinkfarbenen Minirock aller Zeiten waren nackt. Dazu trug sie schwarze, hochhackige Schuhe, ein schwarzes Muskelshirt und eine Collegejacke mit einem großen schwarzen F auf dem Rücken. Ihr Haar war so lang, daß es hinten bis unterhalb der Jacke reichte. Sie lächelte mich an, als sie mich durch den Garten auf sich zukommen sah. »Oh, hey. Ich dachte, Sie wären weg. Ich bin vorbeigekommen, um mir meine zehn Cents abzuholen. Das Finanzamt behauptet, ich wäre mit meiner Einkommensteuervorauszahlung im Rückstand.«
    »Ist Ihnen nicht kalt? Es ist ja eisig hier draußen.«
    »Sie haben wohl nie im Osten gelebt. Wir haben vermutlich zehn Grad. Und diese Jacke hält so warm wie ein Toaster.«
    »Wofür steht das F?«
    »Was meinen Sie wohl?« sagte sie scherzhaft.
    Ich lächelte, während ich die Tür aufmachte und das Licht einschaltete. Sie folgte mir hinein, blieb aber auf der Schwelle stehen, um die Räumlichkeiten zu betrachten. Ihre Augen wirkten riesig, das Grün wurde durch den dunklen Eyeliner noch hervorgehoben, und ihre Wimpern waren dick getuscht. Unter dem ganzen Makeup hatte sie ein glattes Babygesicht: Stupsnase und Schmollmund. Sie stolzierte durch mein Wohnzimmer, wobei sie auf ihren hohen Absätzen wankte, als sie die ganzen Bücherregale betrachtete. Dann nahm sie das gerahmte Foto von Robert Dietz in die Hand. »Der ist ja süß. Wer ist das?«
    »Ein Freund.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch und warf mir einen Blick zu, der vermuten ließ, daß sie wußte, um welche Art Freund es sich handelte. Sie stellte das Bild wieder hin und schob die Hände in ihre Jackentaschen. Ich hängte meine Jacke über die Lehne eines Regiestuhls. Sie setzte sich auf mein Sofa und fuhr mit der Hand über den Bezugsstoff, als wollte sie seine Qualität prüfen. Heute abend waren ihre Fingernägel lang und perfekt und in einem lebhaften Feuerwehrrot lackiert. Sie schlug ein langes nacktes Bein über das andere und wippte mit dem Fuß, während sie ihre Besichtigung fortsetzte. »Nicht schlecht. Gibt’s hier noch mehr so gute Wohnungen?«
    »Das ist die einzige. Mein Vermieter ist fünfundachtzig.«
    »Ich diskriminiere niemanden. Ich mag alte Typen«, sagte sie. »Vielleicht könnte ich ihm Rabatt geben.«
    »Ich werd’s ihm ausrichten, falls er interessiert ist. Was wollen Sie hier?«
    Sie stand auf und ging in die Küche hinüber, wo sie meine Schränke öffnete und ihren Inhalt studierte. »Mir war langweilig. Ich gehe erst um elf in die Arbeit. Manchmal weiß ich nicht, was ich vorher tun soll. Mr. Dickhead hat schlechte Laune, also gehe ich ihm aus dem Weg.«
    »Was hat er denn für Probleme?«
    »Ach, wer weiß. Vermutlich führt er sich zum Spaß so auf«, meinte sie. Sie fuhr mit der Hand durch die Luft und tat so seine schlechte Laune ab. Dann zog sie zwei Teebeutel aus ihrer Jackentasche und ließ sie vor sich baumeln. »Möchten Sie Pfefferminztee? Ich habe ein paar Beutel da, wenn Sie das Wasser kochen. Das ist gut für die Verdauung.«
    »Ich habe keine Verdauungsprobleme. Außerdem habe ich noch nicht zu Abend gegessen.«
    »Ich auch nicht. Manchmal nehme ich nichts weiter zu mir als Tee, wenn Lester mir mein ganzes Geld abgenommen hat. Er will nicht, daß ich dick werde.«
    »Ein wahrer Freund«, meinte ich.
    Sie zuckte unbeteiligt die Achseln.

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