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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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all die verschiedenen Fälle, an denen er in dieser Zeit gearbeitet hatte. Jeder war durch eine Fallnummer am linken Rand gekennzeichnet und beinhaltete Angaben über Strafanzeigen und Spurensicherung sowie Namen, Adressen und Telefonnummern von Zeugen. Anhand einer Reihe nahezu unleserlicher Abkürzungen konnte ich den Verlauf mehrerer Verhöre zu jeder einzelnen Angelegenheit verfolgen; Toms Notizen für sich selbst, seine Anmerkungen zu den Fällen, Kommentare und Fragen, die im Lauf der Ermittlungen aufgetaucht waren. In hieroglyphenartigen Zeichen las ich hier über den Fund von Pinkies Leiche und die Ergebnisse des Leichenbeschauers, Trey Kirchner, von Tom als III bezeichnet. Wiederkehrende Namen kürzte Tom meist mit ihren Anfangsbuchstaben ab. Ich fand Hinweise auf R und B, von denen ich annahm, dass sie Rafer und Toms Chef Bob Staffer bezeichneten. Durch zahlreiche Verrenkungen meiner Vorstellungskraft fand ich heraus, dass er sich von Pinkies Tod bis zu dessen Haftzeit in Chino und seiner Freundschaft mit Alfie Toth zurückgearbeitet hatte, wobei letzteres von MB vom NLSB, also Margaret Brine vom Sheriffbüro Nota Lake, bestätigt worden war. CS bezog sich wohl auf Colleen Seilers, die manchmal auch als C bezeichnet wurde und die ihn angerufen hatte, um ihm von Alfie Toth' Haft in ST zu berichten. Ich fand die Zusammenfassung über seine Fahrt nach Santa Teresa im Juni, einschließlich Datumsangaben, Uhrzeiten, Länge der Strecke und Ausgaben für Essen und Unterkunft. Wie ich bereits wußte, hatte er am fünften Juni Dave Estes im Gramercy befragt und mit Olga Toth gesprochen, deren Adresse und Telefonnummer er ordentlich notiert hatte. Als CS wieder anrief, um ihm zu berichten, dass Toth' Leichnam gefunden worden war, wurden Toms Notizen spärlicher. Wo er zuvor akkurat jede Einzelheit eines Gesprächs wiedergegeben hatte, äußerte er sich nun vorsichtig und benutzte vermutlich eine Art Code. Die letzte Seite mit Notizen enthielt lediglich ein paar Zahlen -8, 12, 1, 11 und 26 - großgeschrieben, unterstrichen und mit einem Ausrufe-und einem Fragezeichen versehen. Selbst die Interpunktion ließ auf enorme Fassungslosigkeit schließen. Ich saß da und starrte auf die Zahlen, bis sie auf der Seite zu tanzen anfingen.
    Ich erhob mich, marschierte in die Küche und ging dort auf und ab. Ich schenkte mir ein Glas Leitungswasser ein, trank es aus und rülpste hinterher. Dann stellte ich das Glas in die Spülmaschine und räumte in einem Anfall von Ordnungswut Brants Teller und Gabel auch hinein. Ich entließ mein Gehirn aus der Zwangsjacke und lenkte mich mit Nebensächlichkeiten ab, während ich versuchte, das Rätsel zu knacken. Was zum Teufel bedeuteten die Zahlen 8, 12, 1, 11 und 26? Ein Datum? Die Kombination für einen Safe? Ich dachte daran, dass Tom gegenüber Barrett einen »Schlüssel« in oder auf seinem Schreibtisch erwähnt hatte. Ich hatte ein Woche lang an seinem Schreibtisch gearbeitet und - soweit ich mich erinnerte -keinen Schlüssel gesehen. Was für eine Art von Schlüssel denn? Den Schlüssel wozu? Schließlich hatte sein Notizbuch ja kein Mini-Schloß wie das Tagebuch eines Teenagers.
    Ich ging wieder ins Arbeitszimmer und setzte mich an seinen Schreibtisch, wo ich mich erneut über die Schubladen hermachte. Vielleicht besaß er eine Stahlkassette, die mit einem kleinen Kombinationsschloß versehen war. Wie viele volle Müllsäcke hatte ich vergangene Woche hinausgeschafft? Wie konnte ich sicher sein, dass ich nicht den Schlüssel weggeworfen hatte, den er meinte? Bei der Vorstellung, ich hätte etwas beseitigt, das für Toms Zwecke ausschlaggebend und für meine unerläßlich war, wallte Panik in mir auf. Ich leerte der Reihe nach den Inhalt sämtlicher Schubladen aus und zog dann jede ganz heraus, um Rückwand und Boden abzutasten. Ich ließ mich auf alle viere nieder, spähte an die Unterseite des Schreibtischs und fuhr die Seiten entlang, für den Fall, dass irgendwo ein Schlüssel angeklebt worden war. In der Schublade mit den Handschellen und dem Schlagstock fand ich seine Taschenlampe, die ich benutzte, als ich die Schienen der Schubladen absuchte und seinen Drehstuhl nach hinten kippte, um die Sitzunterseite zu mustern. Hatte er Schlüssel im Sinne von »etwas, das etwas anderes erklärt oder löst« gemeint, oder hatte er einen wirklichen Schlüssel gemeint, also etwas, womit man ein Schloß aufschließt? Ich schob die Schubladen wieder hinein und entfernte alles von der

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