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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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hat.«
    »Und was ist mit Ihnen? War irgend jemand auf der Straße, als Sie von Ihrer Freundin aus Independence zurückkamen? Es muß zwischen zehn und halb elf gewesen sein.«
    Cecilia dachte offenbar kurz darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Das einzige, woran ich mich erinnere, ist, dass jemand da draußen telefoniert hat. Ich versuche, Fremde davon abzuhalten, das Telefon zu benutzen. Sie trampeln die Stufen zur Veranda hinauf und hinunter und reißen Seiten aus dem Telefonbuch. Der Hörer ist schon zweimal gestohlen worden. Es ist schließlich Privateigentum.« »Ich dachte, das Münztelefon sei öffentlich.« »In meinen Augen nicht. Es ist nur für Motelgäste gedacht. Eine der Annehmlichkeiten«, erklärte sie. »Jedenfalls habe ich gesehen, dass das Rainbow geschlossen hatte und die Außenbeleuchtung abgeschaltet war. Ich steckte den Kopf hinaus, doch es war nur Bar rett, die ihren Dad anrief, damit er sie abholt. Ich habe ihr angeboten, sie zu fahren, aber sie sagte, er sei schon unterwegs.«
    »Wissen Sie vielleicht, ob Rafer den Notruf über Polizeifunk mitgehört hat?« »Sie meinen den Krankenwagen für Tom? Wahrscheinlich«, antwortete sie. »Oder vielleicht hat James ihn angerufen, weil er wußte, dass sie so gut befreundet waren.« Sie klappte das Melderegister zu. »Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich erwarte einen Gast zum Sonntagsessen.« »Sicher. Kein Problem. Danke für Ihre Hilfe.«
    Ich steckte meine Unterlagen in die Aktentasche, sammelte die Karteikarten zusammen, schlug ein Gummiband darum und warf sie auch hinein. Dann schlüpfte ich in meine Jacke, packte Hand-und Aktentasche und kehrte zu meinem Auto am Rainbow zurück. Ich fragte mich folgendes: Wenn Barrett um halb zehn aus der Arbeit gekommen war, warum hatte sie dann fünfundvierzig Minuten gebraucht, bis sie ihren Vater angerufen hatte? Ich setzte mich ins Auto, betrachtete die Wolken, die sich am dunkelgrauen Himmel ballten, und sah zu, wie es allmählich zu dämmern begann. Es war erst ein Uhr nachmittags, doch die Finsternis war so durchdringend, dass sich der Fotosensor an Cecilias Außenbeleuchtung einschaltete. Es begann zu schneien, große, luftige Flocken, die sich wie eine Schicht Seifenblasen auf die Windschutzscheibe legten. Ich wartete und beobachtete die Rückseite des Rainbow Cafes.
    Gegen halb drei waren die Mittagsgäste fast alle gegangen. Ich saß mit der angeborenen Geduld einer Katze da, die darauf wartet, dass die Eidechse wieder aus dem Spalt zwischen zwei Steinen gekrochen kommt. Um 14.44 Uhr ging die Tür auf, und Barrett erschien. Sie trug Schürze und Kochmütze und schleppte einen großen Müllsack aus Plastik, der für die Abfalltonne zu meiner Linken bestimmt war. Ich drehte das Fenster herunter. »Hallo, Barrett. Haben Sie einen Augenblick Zeit?«
    Sie warf den Müllsack in die Tonne und kam zum Wagen. Ich lehnte mich hinüber, öffnete die Beifahrertür und stieß sie einen Spaltweit auf. »Steigen Sie ein. Da draußen frieren Sie sich zu Tode.« Sie regte sich nicht. »Ich dachte, Sie wären weg.« »Ich habe Cecilia besucht. Um wieviel Uhr kommen Sie aus der Arbeit?« »Das dauert noch ein paar Stunden.«
    »Warum machen Sie nicht mal Pause? Ich würde gern mit Ihnen sprechen.« Sie zögerte und sah zum Rainbow hinüber. »Das soll ich eigentlich nicht, aber eine Minute geht schon.« Sie stieg ins Auto, schlug die Tür zu und verschränkte ihre nackten Arme gegen die Kälte. Ich hätte ja den Motor angelassen, um zu heizen, aber ich wollte das Benzin nicht vergeuden, und ich hoffte, ihr Unbehagen würde sie dazu veranlassen, mir zu sagen, was ich wissen wollte.
    »Ihr Dad hat gesagt, Sie wollen Medizin studieren.«
    »Ich bin noch nicht zugelassen.«
    »Wo haben Sie sich denn beworben?«
    »Wollen Sie etwas Bestimmtes? Nancy weiß nämlich nicht, dass ich hier draußen bin, und ich habe eigentlich erst kurz vor drei Kaffeepause.«
    »Ich wollte gerade darauf zu sprechen kommen«, sagte ich. Ich merkte, wie sich eine Flunkerei anbahnte. Bei mir ist es das gleiche Gefühl wie ein drohendes Niesen, diese wunderbare Reaktion des autonomen Nervensystems, wenn mich etwas in der Nase kitzelt. »Ich möchte gerne etwas wissen.« Man bemerke, sie fragte nicht, was. »Waren es nicht Sie, die Tom Newquist an jenem Abend treffen wollte?«
    »Warum hätte er das denn tun sollen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Deshalb frage ich Sie ja.«
    Sie mußte irgendwann einmal geschauspielert haben;

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