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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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der Hintertür des Rainbow. Barrett machte die Beifahrertür auf, lehnte sich hinaus und rief: »Ich komme gleich!« Nancy nickte und winkte.
    »Und wo ist das Notizbuch?«
    »In meiner Handtasche«, antwortete sie düster.
    »Könnten Sie es mir geben?«
    »Was ist denn so wichtig an den Notizen?«
    »Er hat in zwei Mordfällen ermittelt, also nehme ich an, dass seine Notizen irgendwie von Belang sind. Haben Sie sie gelesen?«
    »Ja, schon, aber es sind nur lauter Verhöre und solches Zeug. Jede Menge Daten und Abkürzungen. Nichts Tolles.«
    »Warum macht es dann etwas, wenn Sie es mir geben?«
    »Er hat gesagt, ich soll es verstecken, bis er entscheiden könne, was damit geschehen soll.«
    »Er wußte nicht, dass er sterben würde.«
    »Mann, das nervt!«
    »Passen Sie auf, wenn Sie es mir jetzt geben, kopiere ich es morgen in aller Frühe und gebe es Ihnen wieder zurück.«
    Nach einem quälenden Augenblick sagte sie: »Na gut.«
    Sie stieg auf ihrer Seite aus dem Wagen und ich auf meiner. Ich schloß rasch die Türen ab, bevor ich ihr nach drinnen folgte. Sie hatte ihre Handtasche in dem Lagerraum links von der Küchentür stehen. Barrett holte das Notizbuch aus der Tasche und reichte es mir. Sie schien verärgert zu sein, weil es mir irgendwie gelungen war, sie zu überlisten.
    »Außerdem hat er noch gesagt, dass der Schlüssel auf seinem Schreibtisch liegt«, erklärte sie.
    »Der Schlüssel liegt in seinem Schreibtisch?«
    »Das hat er jedenfalls gesagt. Zweimal sogar.«
    »Auf oder in?«
    »Auf, glaube ich. Ich muß jetzt arbeiten.«
    »Danke. Sie sind ein Schatz.« Ich hielt mir einen Finger vor die Lippen.
    »Streng geheim. Kein Wort zu irgend jemandem.«
    »Scheiße! Warum hab' ich's dann Ihnen gesagt?«
    Nancy steckte den Kopf durch die Küchentür. »Oh, Kinsey. Da sind Sie. Brant ist am Telefon.«
    Ich ging in den Gastraum hinaus, der nahezu menschenleer war. Der Hörer lag umgekehrt auf der Theke neben der Kasse. »Brant, sind Sie das?«
    »Hallo, Kinsey«, sagte er.
    »Wo sind Sie? Woher wissen Sie, dass ich hier bin?«
    »Ich bin bei meiner Mom. Ich bin vor kurzem am Rainbow vorbeigefahren und habe Ihren Wagen dahinter stehen sehen. Ich wollte nur fragen, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist.«
    »Alles bestens. Ist Ihre Mutter schon zu Hause?« »Sie kommt erst gegen neun«, antwortete er. »Brauchen Sie irgendwas?«
    »Eigentlich nicht. Wenn Sie sie irgendwie erreichen können, würden Sie ihr dann ausrichten, dass ich es habe?« »Was haben Sie?«
    Ich legte die hohle Hand um die Sprechmuschel und kam mir vor wie eine Figur aus einem Agentenfilm. »Das Notizbuch.« »Wie haben Sie denn das fertiggebracht?«
    »Das erkläre ich Ihnen später. Ich komme in ein paar Minuten nach Hause. Können Sie auf mich warten?«
    »Eigentlich nicht. Ich bin nur vorbeigekommen, um ein paar Sachen zu holen, die ich nachher zu Sherry bringen will.«
    »Arbeiten Sie an den Wochenenden?«
     »Normalerweise nicht«, sagte er. »Ich springe für jemanden ein und möchte vorher noch ein paar Dinge erledigen. Wir können uns morgen unterhalten.«
    »Gut. Bis dann«, sagte ich.

24
    Ich schloß Seimas Haustür auf und ging in die Küche. Das Haus war düster, still und unerträglich warm. Alles war mehr oder weniger so, wie ich es hinterlassen hatte, bis auf einen mit Plastikfolie abgedeckten Teller voller Brownies mit Schokoladenglasur, der mitsamt dem Hinweis Bitte zugreifen auf der Arbeitsfläche stand. Das Kondenswasser an der Folie ließ darauf schließen, dass die Plätzchen bis vor kurzem noch gekühlt oder gefroren gewesen waren. Brant mußte angenommen haben, dass die Aufforderung ihm galt, da ein Teller und eine Gabel voller verräterischer Schokoladenspuren an seinem Platz auf dem Tisch stand. Ich bedauerte, dass ich ihn verpaßt hatte.
    Wir hätten ein bißchen die Köpfe zusammenstecken können.
    Ich ging in Toms Arbeitszimmer und setzte mich auf seinen Drehstuhl. Dann schaltete ich die Schreibtischlampe ein und begann sein Notizbuch durchzugehen. Der Einband bestand aus rissigem schwarzem Leder, das vom Gebrauch ganz weich geworden war. Außerdem hatte es Eselsohren. Ich verfuhr nach der nächstliegenden Methode, indem ich auf der ersten Seite - die vom ersten Juni datierte - begann und mich bis zur letzten durcharbeitete, die vom ersten Februar stammte, also zwei Tage vor seinem Tod. Hier waren nun endlich die acht Monate umfassenden fehlenden Notizen. Die Eintragungen auf dem dünn linierten Papier betrafen

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