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Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht

Titel: Kinsey Millhone 14 - Kopf in der Schlinge - N wie Niedertracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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detaillierte Antwort. Offensichtlich ergänzte er seine Erkenntnisse von sich aus mit Gerichtsaussagen, falls erforderlich, und das bei jeder Untersuchung, die er gemacht hatte, seit er in Nota Lake war. Die letzten der gebündelten Notizen stammten vom April letzten Jahres. Es fehlten die Notizen von Mai und Juni des vergangenen Jahres bis zu seinem Tod. Ich mußte annehmen, dass das fehlende Notizbuch die letzten zehn Monate umfaßte. Sonst gab es in seinen Unterlagen keine derart große Lücke.
    Ich ging wieder nach oben, durch die Küche und in die Garage, wo ich erneut den Pickup durchsuchte - gründlicher als beim ersten Mal. Ich ließ mich sogar auf die Schulter herab, um mit der Taschenlampe unter die Sitze zu leuchten, da ich dachte, Tom hätte sein Notizbuch vielleicht in der Federung verborgen. Es war nirgends zu entdecken, also stand ich genaugenommen wieder am Anfang. Mein einziger Trost war, dass ich wirklich nichts unversucht gelassen hatte - soweit ich das beurteilen konnte. Aber natürlich hatte ich irgend etwas übersehen, sonst hielte ich seine Notizen jetzt in der Hand. Der Regen wurde stärker, je weiter ich nach Süden fuhr. In Rosamond sah ich einen McDonald's und hielt an, um die Toilette zu benutzen. Ich holte mir eine große Cola, eine große Portion Pommes frites und einen Big Mäc. Dazu schluckte ich eine Schmerztablette. Zwölf Minuten später war ich wieder unterwegs. Je näher ich Los Angeles kam, desto heiterer wurde meine Stimmung. Ich hatte mir gar nicht bewußtgemacht, wie deprimiert ich war, bis sich meine Laune besserte. Der Regen wurde mein Gefährte, und die Scheibenwischer hielten einen regelmäßigen Rhythmus, während der Highway unter meinen Reifen zischte. Ich stellte das Radio an und ließ schlechte Musik auf voller Lautstärke durch den Wagen dröhnen. Am Highway 5 angekommen, bog ich nach Norden ab und fuhr bis zur Kreuzung mit dem Highway 126, wo ich erneut westliche Richtung einschlug, durch Fillmore und Santa Paula. Hier war die Landschaft von Zitrus- und Avocadohainen geprägt, am Straßenrand wurden die Früchte an Ständen angeboten, und dahinter erstreckten sich Wohnsiedlungen, so weit das Auge reichte. Die Route 126 ging in die 101 über, und ich hätte beim Anblick des Pazifiks fast laut aufgejault. Ich drehte das Fenster herunter und neigte den Kopf zur Seite, um mir Regentropfen aufs Gesicht wehen zu lassen. Der Duft des Ozeans war intensiv und süß. Unaufhörlich wogte die Brandung heran und zog sich wieder zurück, schlug sachte an den Strand, wo ab und zu Seevögel auf dem festgepreßten Sand entlangliefen. Das Wasser war seidig, endlose Bahnen grauen Tafts mit wirbelnder Spitze an den Rändern. Berge mag ich nicht, zum Teil weil ich so wenig Interesse an Wintersport habe, erst recht nicht an den Disziplinen, für die man eine teure Ausrüstung braucht. Ich vermeide Aktivitäten, die mit Geschwindigkeit, Kälte oder Höhe zu tun haben, und solche, bei denen man Gefahr läuft, hinzufallen und sich wichtige Körperteile zu brechen. So vergnüglich das alles klingt, mich hat es nie gereizt. Das Meer ist etwas anderes, und auch wenn ich kurze Zeiträume in küstenfernen Landstrichen verbringen kann, bin ich dort nie so glücklich wie in der Nähe tiefen Wassers. Verstehen Sie mich recht, ich gehe nicht ins Wasser hinein, weil es dort unten alle möglichen beißenden, stechenden, mit Fangarmen oder Zangen bewehrten und schleimigen Kreaturen gibt, aber ich sehe gern aufs Wasser hinaus und genieße seine endlose, immer wieder veränderte Gegenwart. Außerdem tut es mir gut, darüber nachzudenken, dass all diese Tierchen keine Gelegenheit haben werden, mich aufzufressen. Dadurch aufgeheitert, legte ich die letzten Kilometer nach Santa Teresa schnell zurück. Ich nahm die Ausfahrt Cabana und bog nach links ab, passierte das Vogelschutzgebiet zu meiner Rechten und kurz danach die Volleyballplätze im Sand des East Beach. Inzwi sehen war ich fünf Stunden unterwegs und dermaßen auf zu Hause fixiert, dass sich mein Fuß anfühlte, als sei er am Gaspedal festgeschweißt. Ich war erschöpft. Ich hatte einen steifen Hals. Mein Mund schmeckte wie heißes Metall. Meine verletzten Finger waren von Medikamenten betäubt und schafften es trotzdem, vor Schmerz zu pochen. Und zu allem Überfluß tat mir auch noch der Hintern weh.
    Das Viertel, in dem ich wohne, sah genauso aus wie immer, eine kurze Wohnstraße, einen Block weit vom Strand entfernt: Palmen, hohe Kiefern,

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