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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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darauf, dass er bekifft oder betrunken war.
    »Freut mich, Sie kennen zu lernen«, sagte ich. »Tim hat mir gesagt, wer Sie sind, aber ich bin nicht dazu gekommen, mich vorzustellen.«
    Er legte in einer Art freundschaftlichem Halb-Nelson den Arm um Theas Hals, so dass die Bierflasche direkt vor ihr hing. Die Geste war lässig und besitzergreifend zugleich. »Thea kennen Sie ja offensichtlich schon. Wie geht’s dir, Babe?«, sagte er. Er küsste sie liebevoll auf die Wange. Thea hielt den Blick auf mich gerichtet, während sie etwas Belangloses murmelte. Sie war von dem Würgegriff eindeutig nicht so begeistert.
    Er wandte sich wieder mir zu, und sein Tonfall war voller Betroffenheit. »Wir haben das von Mickey gehört. Scheußliche Geschichte. Wie geht’s ihm denn?«
    »Wie bisher. Ich habe heute Nachmittag dort angerufen, und die Krankenschwester meinte, sein Zustand sei unverändert.«
    Scott schüttelte den Kopf. »Tut mir wirklich Leid um den Mann. Ich kannte ihn nicht gut, aber er kam ab und zu hier rein — wie oft? Alle zwei Wochen?«
    »So in etwa«, sagte Thea hölzern.
    »Jedenfalls ist es schon Monate her.«
    »Ich habe gehört, er hat sein Auto verkauft, da konnte er vielleicht nicht mehr so oft kommen«, erklärte ich. Ich versuchte mir eine geschickte Ausrede einfallen zu lassen, um mich loszueisen. Ich war nur hierhergekommen, um Duffy zu treffen, und nun war er nirgends zu sehen.
    Scottie fuhr fort: »Übrigens, Tim hat gesagt, wenn Sie kommen, will er Sie sprechen.«
    »Weswegen?«
    »Keine Ahnung.«
    »Wo ist er?«
    Mit herabgezogenen Mundwinkeln sah er sich träge im Raum um. »Ich weiß es nicht genau. Vor kurzem hab’ ich ihn noch gesehen. Wahrscheinlich sitzt er in seinem Büro, wenn er nicht hier draußen irgendwo ist.«
    »Ich sehe mich später nach ihm um. Aber jetzt...«
    »Ach, wissen Sie was? Da drüben am Tisch sitzt mein Dad mit einem Freund. Kommen Sie doch mit und sagen Sie hallo.« Er wies auf die beiden Männer, bei denen er gesessen hatte.
    Ich sah auf die Uhr. »O Mann. Ich würde ja gern, aber ich bin mit jemandem verabredet.«
    »Seien Sie doch nicht so. Er würde Sie gern auf einen Drink einladen. Falls jemand nach Ihnen fragt, können Thea oder Charlie ja sagen, wo Sie sind, oder, Thea?«
    »Ich muss wieder an die Arbeit«, sagte sie. Sie wand sich unter seinem Arm heraus und kehrte an die Bar zurück, wo ihre Bestellung wartete. Sie nahm das Tablett und ging davon, ohne uns noch einmal anzusehen.
    Scottie folgte ihr mit dem Blick. »Was ist der denn über die Leber gelaufen?«
    »Ich habe keine Ahnung. Floren Sie, ich wollte gerade zur Toilette gehen. Ich komme gleich zu Ihnen, aber ich kann wirklich nicht lange bleiben.«
    »Dann bis gleich.«
    Scottie kehrte an den Tisch zurück. Rückblickend glaube ich, dass er sein Aussehen seinem Vater zuliebe aufgebessert hatte. Peter Shackelford hatte es mit der persönlichen Gepflegtheit immer sehr genau genommen. Ich wandte mich nach links zur Damentoilette. Sowie ich außerhalb seiner Sichtweite war, marschierte ich den Flur in Richtung Hinterausgang entlang. Ich hatte nicht vor, mit Shack etwas zu trinken. Er wusste viel zu viel über mich, und soweit ich es beurteilen konnte, war er bereits drauf und dran, mich zu verpfeifen.
    Als ich an dem kurzen Flur vorbeikam, in dem Tims Büro lag, blieb ich wie angewurzelt stehen. Eine Plane war über Kisten gebreitet, die an der Wand aufgestapelt waren. Ich spähte rasch darunter: zehn versiegelte Kartons, die auf den Seiten das Plas-Stock-Logo aufgestempelt trugen. Die Ladung stammte ohne jeden Zweifel aus dem Lieferwagen, der gerade im Leerlauf vor dem Haus stand. Ich ließ den Zipfel wieder fallen. Alle vier Türen, die von diesem Flur wegführten, waren geschlossen, aber ich konnte einen dünnen Lichtstreifen erkennen, der unter der dritten Tür links zu sehen war. Diese Tür war bei meinem letzten Erkundungsgang versperrt gewesen, und ich fragte mich unwillkürlich, ob sie das auch diesmal war. Beiläufig sah ich mich um. Ich war allein im Flur, und es würde nur zwei Sekunden dauern, das zu überprüfen. Ich ging nach rechts und legte die Hand auf den Knauf, wobei ich darauf achtete, keinen Lärm zu machen, als ich ihn drehte. Ah. Unversperrt. Ich fragte mich, was da oben war, das so viel Sicherheit erforderte.
    Ich stieß die Tür auf und steckte den Kopf in die Öffnung. Der Raum bot lediglich Platz für eine Treppe nach oben und eine mit einem Vorhängeschloss versehene Tür

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