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Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer

Titel: Kinsey Millhone 15 - Gefaehrliche Briefe O wie Opfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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worden. Angesichts der Kürze meiner Ehe mit Mickey hatte ich stets angenommen, dass er mir treu gewesen war. Diese Vorstellung entpuppte sich nun als dermaßen falsch, dass ich sie restlos streichen konnte, zusammen mit jeglichem verbliebenen Vertrauen, das ich empfunden hatte. Außerdem hatte ich geargwöhnt, ja ich war — seien wir darin mal ehrlich — überzeugt davon gewesen, dass Mickey beim Tod von Benny Quintero die Finger im Spiel gehabt hatte. Nun stellte sich heraus, dass dies nicht stimmte, also konnten wir das auch streichen. Schuldig der Untreue; unschuldig des Totschlags. Jemand mit Talent könnte daraus den Songtext für einen Country-and-Western-Song schreiben. In gewisser Weise hatte Dixie den Ausschlag gegeben. Wollte ich wirklich über diesen Scheiß Bescheid wissen? Vermutlich hatte ich keine andere Wahl. Die Frage war nur, was ich damit anfangen sollte.
    Sowie ich ins Büro kam, zerrte ich das Telefonbuch heraus und schlug die Gelben Seiten unter der Rubrik Anwälte auf. Ich fuhr mit dem Finger die Spalten entlang, bis ich Mark Bethels Namen in einem kleinen Kasten entdeckte. Die Anzeige lautete anwalt für strafrecht , und unter dieser Überschrift wurde Folgendes aufgeführt: Drogen, Belästigung, Waffen, Wirtschaftsvergehen, Trunkenheit am Steuer, Diebstahl/Betrug, Körperverletzung, Gewalt gegen Ehegatten und Sexualverbrechen, womit in meinen Augen alles abgedeckt war — außer Mord natürlich. Mark Bethel war Mickeys Anwalt gewesen, als er seinen Dienst bei der Polizei quittierte, ein Schritt, den Mickey auf Marks Rat hin unternommen hatte. Ich war nie besonders angetan von Mark gewesen, und seit Mickeys sang- und klanglosem Verschwinden gab es wenig Anlässe dafür, dass sich unsere Wege gekreuzt hätten. Bei den seltenen Gelegenheiten, wenn ich ihm in der Stadt begegnete, gaben wir uns herzlich und täuschten eine Wärme vor, die keiner von uns empfand. Uns verbanden alte Geschichten; es war eine dieser unangenehmen Beziehungen, die mehr durch Form als durch Inhalt überleben.
    Trotz meiner lauwarmen Gefühle musste ich zugeben, dass er ein hervorragender Anwalt war, obwohl er in den letzten Jahren seine Kanzlei hintangestellt hatte, da er sich um ein öffentliches Amt bewarb — ein Republikaner unter vielen, der sich bei den bevorstehenden November-Wahlen Hoffnungen auf Alan Cranstons Sitz im Senat machte. In den vergangenen zehn Jahren hatten sich seine politischen Ambitionen herauskristallisiert. Er hatte sich dem lokalen Parteibetrieb angeschlossen und sich bei den Republikanern beliebt gemacht, indem er 1982 unermüdlich am Gouverneurswahlkampf von Deukmejian mitgearbeitet hatte. Er hatte sein Haus in Horton Ravine für unzählige schicke Partys zum Spendeneintreiben zur Verfügung gestellt. Er hatte für einen Sitz im Kreisverwaltungsvorstand kandidiert, die Wahl gewonnen und sich anschließend fürs kalifornische Unterhaus beworben. Logischerweise hätte sein nächster Schritt darin bestehen müssen, es mit dem Kongress zu versuchen, doch den hatte er übersprungen und sich den Vorwahlen für einen Sitz im Senat gestellt. Anscheinend war er der Meinung, dass sein politisches Profil ausreichte, um ihm genug Stimmen einzubringen, damit er Ed Zschau ausstechen konnte. Kaum wahrscheinlich, meiner Meinung nach, aber was wusste ich schon. Ich hasse Politiker: Sie lügen noch dreister als ich selbst, und das mit wesentlich weniger Fantasie. Es war hilfreich, dass Bethel mit einer Frau verheiratet war, die genau wie er Vermögen besaß.
    Gerüchteweise hatte ich gehört, dass Lady Bethel den größten Teil seines Wahlkampfes finanzierte. Sie hatte sich bereits als begabte Spendeneintreiberin für zahlreiche Wohltätigkeitsorganisationen erwiesen. Egal, für welchen guten Zweck sie sich engagierte, sie war jedenfalls nicht zu schüchtern, mir Spendenaufrufe mit beigefügtem Rückumschlag zuzusenden. Jedes Mal stand unweigerlich eine Reihe von Summen darauf, von denen man eine einkringeln sollte. $2.500. $1.000. $500. $250. War die Wohltätigkeitsveranstaltung eine Abendgesellschaft («schwarzer Abendanzug angenehm« — für den Fall, dass der grüne gerade in der Reinigung war), so bot man mir auch die Gelegenheit, für tausend Dollar pro Platz einen »Tisch« für meine Kumpane zu kaufen. Sie konnte ja nicht ahnen, dass ich von Natur aus so knausrig war, dass ich sogar die Briefmarke von dem vorfrankierten Umschlag ablöste. Daneben unterhielt Mark noch ein Büro mit Sekretärin in

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