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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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Denkbar war es natürlich allemal. Die Aussagen von Augenzeugen stehen oft auf wackeligen Beinen, da sie leicht beeinflussbar sind und bei jedem erneuten Erzählvorgang leicht abgeändert werden. Roxanne hatte zugegeben, dass sie genau die Zeitungsausschnitte, die ich jetzt vor mir hatte, noch einmal durchgelesen hatte. Ich wollte zwar das, was sie gesagt hatte, nicht komplett abtun, doch ich fragte mich, ob es unsere Ermittlungen weiterbrachte. Stacey hatte gehofft, einen Zeitrahmen festlegen zu können, indem er von Roxannes Begegnung zu dem Zeitpunkt zurückging, als Cloris Bargo das Mädchen bei Colgate beim Trampen gesehen hatte. Nun hatte Cloris widerrufen, und Roxannes Beobachtungen waren zu verfälscht. Ich spulte vor. In derselben Woche, am 9. August, waren fünf Personen, darunter die Film- und Fernsehschauspielerin Sharon Tate, in einer Villa in Bel Air ermordet aufgefunden worden. Zwei Tage später waren Leno und Rosemary LaBianca auf eine Art und Weise umgebracht worden, die den Tate-Morden stark ähnelte. Ich spulte weiter vor, doch unsere Unbekannte wurde nicht mehr erwähnt. Also machte ich mir ein paar Notizen auf meine Karteikarten, kopierte die Zeitungsartikel, bezahlte sie am Tresen und ging zu meinem Auto zurück.
    Es war erst kurz nach fünf. Con war garantiert im CC’s und kippte Happy-Hour-Drinks zum Zwei-für-einen-Preis. In meinem Interesse hoffte ich, dass er das noch nicht lange trieb. Ich sah seinen Wagen, sobald ich vor der Kneipe hielt, aber sonst war der Parkplatz leer. Auf der anderen Straßenseite, im Vogelschutzgebiet, begannen zwei Frauen in Joggingklamotten gerade einen Spaziergang und plauderten angeregt miteinander. Näher am Wasser sah eine Mutter gelassen zu, wie ihr fünfjähriges Kind direkt unter einem Schild mit der Aufschrift BITTE DIE VÖGEL NICHT FÜTTERN die Möwen mit altbackenem Brot beglückte.
    Ich betrat das CC’s und blieb in der Tür stehen, damit sich meine Augen umstellen konnten. Ein Balken Tageslicht war zur offenen Tür hereingefallen und betonte den Kontrast zwischen dem CC’s und der Außenwelt. Drinnen war es finster. Im vorderen Teil des Raums war kein Mensch außer dem Barkeeper und einer Kellnerin, die sich in ein vertrauliches Gespräch vertieft hatten. Stacey und Dolan saßen ganz hinten in einer Nische. Stacey erhob sich, als ich hereinkam. Heute sah er besser aus. »Hi. Bin ich zu spät dran?«, sagte ich.
    »Überhaupt nicht«, erwiderte Dolan. Beide hatten Gläser vor sich stehen. Dolans Whiskey war dunkel genug, um als Eistee durchzugehen. Staceys Glas war abgesehen von den Eiswürfeln und einem Schnitz frisch ausgepresster Limone leer. Dolan hievte sich im selben Moment hoch, als Stacey sich setzte. »Was soll ich Ihnen holen?«
    »Erst mal nur Wasser. Vielleicht später noch was anderes.«
    »Ich nehme noch einen Tanqueray mit Tonic.«
    Dolan runzelte die Stirn. »Du hast gerade erst einen getrunken.
    Ich dachte, dein Doc wollte nicht, dass du Medikamente mit Sprit mischst.«
    »Falle ich sonst tot um oder was? Spar dir deine Bedenken. Ich übernehme die volle Verantwortung. Damit täte ich mir ja selbst einen Gefallen.«
    Dolan machte eine ungeduldige Geste und marschierte dann in Richtung Bar. Ich ließ mich in die Nische gleiten und stellte meine Tasche auf den Platz neben mich.
    »Wie war Ihr Tag?«, erkundigte sich Stacey.
    »So lala. Ich erzähl’s Ihnen, sobald er zurückkommt.«
    Stacey fasste in seine Jackentasche und nahm eine Pfeife und einen Tabaksbeutel heraus. Dann füllte er den Pfeifenkopf. Er fischte in einer anderen Tasche nach einem Pfeifenstopfer und drückte den Tabak fest, bevor er ein hölzernes Streichholz herausnahm und es an der Unterseite des Tisches anriss. Ich wartete, während er an seiner Pfeife zog. Der Rauch roch süß, wie eine Wiese voller getrocknetem Heu. Ich sagte: »Sie sind genauso schlimm wie er.«
    Stacey schmunzelte. »Aber stellen Sie sich mal vor, ich habe nur noch ein paar Monate zu leben. Warum soll ich mir dann irgendwas verkneifen? Es kommt alles auf den Standpunkt des Betrachters an.«
    »Da gebe ich Ihnen Recht.«
    Wir plauderten noch ein bisschen, bis Dolan zurückkam. Er trug ein Tablett mit meinem Wasser und zwei frischen Drinks für die beiden. Außerdem hatte er Servietten, eine Schale Popcorn und ein Glas voller Nüsse mitgebracht.
    »Alle Achtung, er lädt uns zum Essen ein«, sagte Stacey.
    »Hey, ich hab schließlich Stil. Was man von dir nicht unbedingt behaupten kann.«
    Die

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