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Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung

Titel: Kinsey Millhone 17 - Totenstille - Q wie Quittung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grafton,Sue
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Eindringen verboten, nicht für mich galten.
    Das Haus kam in Sichtweite. Es wirkte wie aus einem alten Horrorfilm. Ich parkte in der Einfahrt und näherte mich ihm mit einer seltsamen Mischung aus Beklommenheit und Vorfreude. Kahle hölzerne Spaliere, die in regelmäßigen Abständen an den Verandapfosten angebracht waren, ließen darauf schließen, dass sich dort einst Rosen oder Trichterwinden hochgerankt hatten. Jetzt waren die Beete von Unkraut überwuchert. Ich stieg die Treppe zur Veranda hinauf, die erstaunlich stabil wirkte. Auch wenn das Haus jetzt eine Ruine war, war es doch ein solider Bau gewesen. Irgendwann hatte man einmal erwogen, das Haus in die Stadt zu versetzen und es als mögliche Touristenattraktion zu restaurieren. Ich konnte nachfühlen, dass die Stadt vor diesem Plan zurückschreckte. Selbst das Vorhaben, das Haus an Ort und Stelle zu renovieren, wäre ein teurer Spaß. Und wozu auch?
    Ich probierte die Haustür und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass sie unverschlossen war. Ich stieß sie auf und ging hinein. Sofort überfiel mich der massive Geruch von Ruß und Moder. Die nächste halbe Stunde schritt ich von einem Stockwerk zum anderen, mitunter voller Ehrfurcht vor der immer noch spürbaren Vornehmheit. Hohe Decken, die weit ausschwingende Treppe in der Halle, der Marmor und das Mahagoni, die immer noch die Räume zierten. Eine große Spülküche ging in eine riesige Küche über, hinter der sich Dienstbotenräume anschlossen. Eine zweite Treppe führte von dort aus in den ersten Stock. Ich merkte, wie die Erinnerungen aufstiegen. Nebulöse Bilder, formlos und voller Schatten, bewegten sich am Rand meines Gesichtsfelds. Ich hörte Geräusche, Leute, die in einem anderen Zimmer redeten und lachten, ohne dass ich imstande gewesen wäre, die Worte auszumachen.
    Ich stand in dem breiten Flur im ersten Stock, als ich hörte, wie jemand unten die Halle betrat. Vom Fuß der Treppe rief jemand: »Kinsey?«
    Einen wundervollen Augenblick lang gehörte die Stimme meiner Mutter, und sie war aus dem Reich der Toten zurückgekehrt.

7
    Ich trat ans Geländer und spähte über die Brüstung. Tasha stand im Treppenhaus und schaute nach oben. »Ich habe dein Auto draußen stehen sehen.«
    »Ich komme runter.«
    Ich stieg die Treppe hinab, verlegen, weil ich mich dabei ertappt fühlte, wie ich eigenmächtig im Haus herumstöberte. Sie saß an die Wand gelehnt auf der dritten Stufe von unten. Ich setzte mich auf dieselbe Stufe, allerdings näher ans Geländer.
    »Woher hast du gewusst, dass ich hier bin?«
    »Arne hat dich mit dem Auto reinfahren sehen und mich angerufen. Meine Kanzlei ist nicht so weit weg.« Sie trug die typische Kluft der Anwältin: einen schicken marineblauen Hosenanzug mit einem weißen Seidentop unter dem zweiknöpfigen Jackett. Dazu eine Perlenkette. Ich hatte mir sagen lassen, dass man echte Perlen von falschen unterscheiden könne, indem man mit den Zähnen darüber fuhr, aber mir war nicht klar, was einem das sagen sollte. Ich hätte es unhöflich gefunden, wenn ich sie gefragt hätte, ob ich mal in ihre Halskette beißen dürfe. Sie hatte dunkle Augen, die sie mit einem rauchfarbenen Eyeliner dezent betont hatte, und eine gerade Nase, während meine leicht buckelig war, da ich sie mir zweimal gebrochen hatte. Ihre dunklen Haare waren geschmackvoll mit blonden Strähnchen durchzogen und im Nacken zusammengebunden. Über der Haarspange sah ich eine rote Chiffonschleife hervorlugen.
    Es ist seltsam, jemanden zu betrachten, von dem man weiß, dass er einem ähnelt. Das Gesicht, das wir im Spiegel sehen, ist immer seitenverkehrt, und daher ist unser Eindruck von uns selbst von links nach rechts gedreht. Wenn Sie vor einem Spiegel stehen und den rechten Zeigefinger auf die rechte Wange legen, sagt Ihnen der Spiegel, dass Sie mit dem linken Zeigefinger die linke Wange berühren. Man kann sich selbst nur dann so sehen, wie einen andere sehen, wenn man einen Spiegel vor den Spiegel hält und sein Abbild darin betrachtet. Was ich jetzt von Tasha sah, war das, was andere von mir sahen. Ihr Gesicht gefiel mir ohnehin wesentlich besser als meines. Meistens ignoriere ich mein Aussehen, nicht aus Abneigung, sondern aus Ratlosigkeit. Unzählige Frauen meistern ein ganzes Arsenal von Kosmetikprodukten: Make-up, Puder, Rouge, Lidschatten, Stifte für Augen, Brauen und Lippen. Ich vermeide es normalerweise, mich zu schminken, da ich zu wenig Erfahrung mit den Auswahl- und Anwendungsverfahren

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