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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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anderes sprechen. Bye.«
    Kurz nach halb vier rief sie erneut an. »Hey, Kinsey, ich bin’s noch mal. Hören Sie neuerdings Ihre Nachrichten nicht mehr ab? Ich drehe hier oben langsam durch. Ich muss unbedingt mit Ihnen reden, also melden Sie sich, sobald Sie nach Hause kommen, okay? Sonst übernehme ich keine Verantwortung mehr dafür, was ich tue. Hahaha. Das war ein Witz … mehr oder weniger.«
    Um halb sechs hinterließ sie nur noch ihren Namen und die Bitte um Rückruf.
    Am Montagmorgen ging ich ins Büro und vergrub mich in die Arbeit, die ich in der Vorwoche vernachlässigt hatte. In der Morgenzeitung hatte ich von der Schießerei im Parkhaus gelesen. Nun würden die Detectives von Drogendezernat und Mordkommission des STPD ihre Zusammenarbeit mit der Sonderabteilung für Bandenkriminalität aufnehmen, indem sie Zeugen befragten und Spuren verfolgten. Die Zahl der Bandenmitglieder in Santa Teresa ist weitgehend stabil, und ihre Aktivitäten stehen unter genauer Beobachtung. Allerdings ziehen immer mal wieder Bandenmitglieder aus Olvidado, Perdido und Los Angeles durch unsere Stadt, vor allem an verlängerten Wochenenden, wenn die Homeboys genau wie andere Leute ein bisschen Tapetenwechsel brauchen. Erfreulicherweise machen Polizisten aus diesen Städten ihrerseits Ausflüge nach Santa Teresa, so dass die Gangster, ohne es zu wissen, nach wie vor unter dem wachsamen Auge der Gesetzeshüter stehen.
    Ich hörte erst am späten Montagnachmittag wieder von Reba, als ich von der Arbeit nach Hause kam. Zum Glück hatte sie sich nicht im Büro gemeldet, wo ich aus Gründen der Professionalität gezwungen bin, ans Telefon zu gehen. Zweimal hatte sie in meiner Wohnung angerufen und zuerst um die Mittagszeit und dann noch einmal um 14 Uhr eine Nachricht hinterlassen. Anfangs klang sie noch fröhlich, doch im Lauf des Tages wurde ihr Ton immer kläglicher. »Kinsey? Ju-hu! Hatten Sie erwähnt, dass Sie verreisen wollen oder so? Ich glaube eigentlich nicht, aber genau weiß ich es nicht mehr. Tut mir ja Leid, dass ich so penetrant bin, aber Beck ist wieder hier, und ich werde langsam tierisch nervös. Ich weiß echt nicht, wie lange ich das noch aushalte. Ich fahre jetzt zur Holloway, um in ein Gläschen zu pinkeln und mit ihr zu palavern. Dann müsste ich eigentlich zu einem AA-Treffen, aber das lasse ich, glaube ich, ausfallen. Zu deprimierend, wissen Sie. Rufen Sie mich auf jeden Fall an, wenn Sie das hier hören. Ich hoffe, es ist alles in Ordnung. Bye.«
    Es war schwer, sie jetzt im Stich zu lassen, nachdem ich ihr in der Vorwoche so bereitwillig zur Verfügung gestanden hatte. Ich fühlte mich wie eine Mutterkuh, die von ihrem Kalb getrennt wird. Ich hörte Reba blöken, durfte aber nicht reagieren. Ich hatte es ernst gemeint, als ich Cheney versprochen hatte, die Distanz zu wahren, zumindest bis die Situation unter Kontrolle war. Wenn Reba erst einmal mit Vince und seinen Kumpanen gesprochen hatte, würde ich mich neu orientieren. Bis dahin könnte sie allerdings bereits jeden Kontakt zu mir abgebrochen haben.
    Zunächst hörte ich nichts mehr von Cheney, was mich vermuten ließ, dass er bis über beide Ohren in Arbeit steckte. Um dem Schweigen zu entrinnen, verließ ich meine Wohnung und ging zu Henry hinüber. Ich klopfte an den Türrahmen, und er winkte mich herein. Auf der Arbeitsfläche stand sein ProfiMixer, daneben ein Zehn-Pfund-Sack Brotmehl, Hefepäckchen, Zucker, Salz und Wasser.
    »Kannst du Gesellschaft vertragen?«
    Er lächelte. »Wenn du den Krach verträgst, den mein Mixer macht. Ich mische schnell den Teig für ein paar Brote. Über Nacht lasse ich ihn gehen und backe morgen gleich in aller Frühe. Setz dich doch.« Ich sah ihm zu, wie er die Zutaten abmaß und sie in die große Edelstahlschüssel des Mixers gab. Nachdem er das Gerät eingeschaltet hatte, mussten wir unser Gespräch unterbrechen, bis er fertig war. Wir plauderten, während er die klebrige Teigmasse herausnahm, sie knetete und weiteres Mehl dazugab, bis alles glatt und elastisch war. Er ölte eine große Waschschüssel, wendete den Teig darin, bis er rundum glänzte, und bedeckte ihn mit einem Tuch. Dann stellte er die Schüssel in den Ofen, wo die Zündflamme genug Wärme erzeugte, um den Brotteig aufgehen zu lassen.
    »Wie viel machst du denn?«, erkundigte ich mich mit einem Blick auf die Teigmenge.
    »Vier große Laibe und zwei Bleche Brötchen, alles für Rosie«, antwortete er. »Vielleicht backe ich noch ein paar

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