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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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will mich nicht reinwaschen, aber ich bin überrumpelt worden. Als zum ersten Mal die Sprache darauf kam, habe ich dir gesagt, dass ich nicht mitmachen will, aber du hast mich dazu überredet, die schmutzigen Fotos und all das eingeschlossen. Bildwechsel, neue Szene. Ich sitze mit ihr im Dale’s, und sie plappert, was das Zeug hält, und verpfeift den ganzen Plan. Was hätte ich denn tun sollen? Wäre ich aufgestanden und gegangen, hätte sie im nächsten Moment weiß Gott was angerichtet. Ob du’s glaubst oder nicht, ich habe mich um Schadenbegrenzung bemüht. Ich gebe ja zu, dass die Sache aus dem Ruder gelaufen ist –«
    »Tu mir einen Gefallen und halt dich von ihr fern, okay? Wenn sie bei dir anruft, leg auf und überlass alles Weitere uns. Ich telefoniere mit Vince und berichte ihm von den neuesten Entwicklungen. Mal sehen, ob er noch etwas retten kann.«
    »Es tut mir Leid. Ich wollte nichts verpfuschen.«
    »Tja, jetzt kannst du nichts mehr daran ändern. Es ist bereits passiert. Aber halt dich von Reba fern. Versprich’s mir.«
    Ich hielt eine Hand in die Höhe, als würde ich einen Eid leisten.
    »Ich rufe dich später an«, sagte er schroff, ehe er aufstand und zu seinem um die Ecke geparkten Wagen ging. Ich hörte, wie er den Motor anließ und mit leicht quietschenden Reifen davonfuhr. Meine Wangen brannten noch eine Stunde später.
    Ich verbarrikadierte mich in meiner Wohnung und räumte meine Wäscheschublade auf, da ich das Bedürfnis hatte, etwas Kleines und Sinnvolles zu tun. Ich musste mein Leben auf einem risikofreien Schauplatz in den Griff bekommen, auf dem ich mich wieder kompetent fühlen würde. Vielleicht war das Falten von Unterhosen nichts Großartiges, aber mir fiel nichts Besseres ein. Ich machte mit der Kommode weiter und faltete meine T-Shirts neu. Dann machte ich mich an die Kramschublade im Erdgeschoss. Die Vorstellung, strafrechtlich verfolgt zu werden, quälte mich. Behinderung der Justiz war ein verdammt ernster Vorwurf. Ich sah mich schon selbst in Gefängniskluft, die Füße gefesselt und die Hände in Handschellen vor dem Körper, wie ich auf dem Weg in und aus dem Gerichtssaal schlurfend den traditionellen Häftlingstanz aufführte. Bald kam mir das aber doch ein bisschen zu melodramatisch vor, und ich sagte mir, dass es unsinnig war, mich in übertriebener Selbstgeißelung zu suhlen. Hatte ich eben Mist gebaut. Ganz schlimm. Schließlich hatte ich niemanden umgebracht. Eine Stunde später hörte ich Stimmen vor der Tür. Eine davon gehörte Henry. Ich spähte aus dem Küchenfenster, doch der Winkel war zu extrem, als dass ich hätte sehen können, wer noch dabei war. Ich ging zur Tür, entriegelte sie und zog sie einen Spalt weit auf. Henry, Lewis und William standen zusammen in der Einfahrt. Lewis und William hatten beide einen dreiteiligen Anzug an, während Henry wie gewohnt Shorts, T-Shirt und Flipflops trug. Er hatte den Kombi aus der Garage gefahren, und nun lud Lewis sein Gepäck hinten ein. Auf einmal ertönte ein leiser Piepton, woraufhin William seine Taschenuhr aus der Weste zog und nachsah, wie spät es war. Dann holte er ein kleines Päckchen Studentenfutter heraus, öffnete mit großem Getue das zugeschweißte Zellophan, das unüberhörbare Knistergeräusche von sich gab. Henry warf ihm einen verdrießlichen Blick zu, ohne jedoch sein Gespräch mit Lewis zu unterbrechen, das sich um nichts Besonderes zu drehen schien. Ich machte leise die Tür wieder zu, froh, dass wenigstens ein Konflikt friedlich gelöst worden war – so hoffte ich zumindest. Starke Gefühle sind in der Realität schwer aufrechtzuerhalten. Ganz egal, wie schlecht wir uns auch behandelt fühlen, es ist nicht leicht, sich seinen Groll zu bewahren, selbst wenn er gerechtfertigt ist. Die Wut auf jemanden dauerhaft warm zu halten verursacht (manchmal) mehr Aufwand, als die Sache wert ist.
    Um zwei rief Reba an. Da ich von Natur aus außerstande bin, einem klingelnden Telefon zu widerstehen, war ich kurz davor, zum Hörer zu greifen. Mit großer Willenskraft beherrschte ich mich und ließ den Anrufbeantworter übernehmen. »O Mann, ich hatte gehofft, Sie wären da. Ich hatte gerade einen Riesenkrach mit Lucinda und muss Ihnen unbedingt davon berichten. Ich habe sie praktisch in hohem Bogen rausgeworfen, natürlich nicht wirklich, sondern nur in übertragenem Sinne. Aber rufen Sie mich auf jeden Fall an, wenn Sie Zeit haben, dann erzähle ich Ihnen alles. Außerdem müssen wir noch über etwas

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