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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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erinnerte sich mit einem unterschwelligen Verlangen an seinen, das jegliche Konzentration unmöglich machte. Bevor er auf der Bildfläche erschienen war, hatte ich in einer Art Neutralmodus gelebt – ich sprühte nicht gerade vor Lebensfreude, war aber sicher nicht unglücklich. Jetzt fühlte ich mich wie eine junge Hündin, die zum ersten Mal läufig wird.
    Eines der Probleme mit der Enthaltsamkeit ist, dass einmal wieder erwachte sexuelle Gefühle fast unmöglich zu unterdrücken sind. Ich ertappte mich dabei, wie ich in Erinnerungen an das schwelgte, was zwischen uns geschehen war, und mir ausmalte, was als Nächstes passieren würde. Cheney hatte eine Trägheit am Leib, eine natürliche Geschwindigkeit, die etwa die Hälfte der meinen betrug. Langsam begann ich zu begreifen, dass das ständige Laufen auf Hochtouren ein Mittel war, um mich selbst zu schützen. In beschleunigtem Tempo zu leben erlaubte mir, nur die Hälfte von allem zu empfinden, da die Zeit nicht reichte, um mehr zu fühlen. Ich liebte genauso, wie ich aß – begierig, den unmittelbaren Hunger zu befriedigen, ohne dem tiefer gehenden Verlangen gerecht zu werden, nämlich mich von innen heraus verbunden zu fühlen. Der Wahrheit auszuweichen war leichter, wenn man immer in Eile war. Bei schnellem Sex gab es genau wie bei Fast Food kein Auskosten einzelner Momente. Es gab nur den ungestümen Drang, es hinter sich zu bringen und sich der nächsten Aufgabe zuzuwenden.
    Als um zehn das Telefon läutete, wusste ich, dass er es war. Ich wandte den Kopf und lauschte, bis der Anrufbeantworter seine Stimme aufzuzeichnen begann. Dann nahm ich den Hörer ab. »Hey«, sagte ich.
    »Selber hey. Du hast bei mir angerufen.«
    »Vor Stunden. Ich dachte schon, du gehst mir aus dem Weg. Bist du noch wütend?«
    »Weswegen?«
    »Gut.«
    »Und du? Bist du sauer?«
    »Ist nicht meine Art«, erwiderte ich. »Jedenfalls nicht auf dich. Hör mal, wir müssen über Marty sprechen. Wo bist du denn?«
    »Bei Rosie’s. Komm rüber.«
    »Du willst mich einen halben Block allein zu Fuß gehen lassen? Es ist stockfinster draußen.«
    »Ich wollte dir auf halbem Weg entgegengehen.«
    »Warum gehst du nicht den ganzen Weg und kommst zu mir?«
    »Das machen wir später. Fürs Erste finde ich, sollten wir uns hinsetzen und einander in die Augen schauen, während ich dir eine Hand unter den Rock schiebe.« »Gib mir fünf Minuten. Ich ziehe solange die Unterwäsche aus.«
    »Drei müssen reichen. Du hast mir gefehlt.«
    »Du mir auch.«
    Als ich die Tür hinter mir abgeschlossen hatte und am Gartentor angelangt war, wartete er bereits auf der anderen Seite von Henrys schmiedeeisernem Zaun. Der Gehsteig auf seiner Seite lag eine Stufe tiefer als der Weg auf meiner, so dass ich mir groß vorkam. Die Nachtluft war kalt, und die Dunkelheit legte sich um uns wie ein Schleier. Ich schlang die Arme um seinen Hals. Er neigte den Kopf und fuhr mir mit den Lippen über Hals und Schlüsselbein. Die Zaunpfähle pressten sich wie kalte, stumpfe Speere gegen meine Rippen. Cheney rieb mir mit den Händen die Arme. »Du bist ganz kalt. Du hättest eine Jacke anziehen sollen.«
    »Ich brauche keine. Ich habe ja dich.«
    »Allerdings«, bestätigte er lächelnd. Er schob eine Hand durch die Zaunpfähle, fuhr mir mit den Fingern unter den Rock und zwischen die Beine. Er hielt den Atem an und stieß dann einen kehligen Laut aus.
    »Hab’s dir doch gesagt.«
    »Ich dachte, das war eine Metapher.«
    »Was wissen wir zwei schon von Metaphern?«, entgegnete ich und legte mein Gesicht an sein Haar.
    »Ich weiß das hier.«
    Nun stöhnte ich auf. »Wollten wir nicht zu Rosie?«, flüsterte ich.
    »Wollen wir nicht lieber reingehen und uns ins Bett legen, bevor wir uns noch an diesem Zaun aufspießen?«
    Um Mitternacht machten wir uns gegrillte Käsesandwiches – der einzige Moment im Leben, wo Schmelzkäse gar nicht so verkehrt ist. Ich ließ mich von der Kruste sogar ablenken. Sie war knusprig und mit Butter getränkt. »Ich frage das nicht gern«, begann ich, während ich noch kaute, »aber was hat Vince denn gesagt, als du ihm das von Reba und mir erzählt hast?«
    »Er hat sich die Finger in die Ohren gesteckt und laut gesummt. Die Neuigkeiten über den Zählraum haben ihn richtig begeistert. Er hat gemeint, er vermerkt es in den Akten und schreibt den Hinweis einem anonymen Anruf zu. Das Treffen mit Reba hat er für Donnerstag angesetzt.«
    »Schafft er es denn nicht früher? Er ist doch derjenige,

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