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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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setzte sich etwas schief hin und streckte die langen Beine aus. Obwohl er ordentlich rasiert war, war ihm bereits wieder ein Bartansatz gewachsen. Seine Augen hatten das satte, dunkle Braun von Hershey’s Kisses. Der Duft eines Eau de Cologne stieg mir in die Nase, etwas Würziges und Leichtes. Ich hatte ihn schon einmal gesehen … nicht hier, sondern irgendwo in der Stadt, obwohl ich mir nicht vorstellen konnte, warum sich unsere Wege gekreuzt haben sollten.
    Er tippte Reba auf den Handrücken. »Na? Wie geht’s denn so?«
    »Gut. Es ist herrlich, wieder zu Hause zu sein.«
    Ich taxierte die beiden und beobachtete sie, wie sie Höflichkeitsfloskeln austauschten. Für Leute, die einmal zusammengearbeitet hatten, wirkten sie beide ziemlich verlegen, aber das konnte auch daran liegen, dass er sie an die Cops verpfiffen hatte, was wohl den meisten Beziehungen einen Dämpfer versetzen würde.
    »Du siehst gut aus«, sagte er.
    »Danke. Ich könnte einen vernünftigen Haarschnitt vertragen. Letztes Mal habe ich es selbst geschnitten. Und wie geht’s dir? Was hast du so getrieben?«
    »Nicht viel. Massenhaft Geschäftsreisen. Erst letzte Woche bin ich aus Panama zurückgekommen, und vielleicht muss ich noch mal hin. Wir sind jetzt in einem neuen Gebäude, einem Teil des Einkaufszentrums, das letztes Frühjahr fertig geworden ist. Restaurants und Läden. Es ist richtig schick.«
    »Daran ist noch gebaut worden, als ich weg bin, und ich weiß noch gut, wie nervig das war. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Hast du es schon gesehen?«
    »Noch nicht. Muss praktisch für dich sein, mitten in der Stadt zu arbeiten.«
    »Absolut«, bestätigte er.
    Sie lächelte. »Was macht die Büromeute? Ich hab gehört, Onni hat meine alte Stelle übernommen. Kommt sie zurecht?«
    »Sie macht sich gut. Sie hat zwar eine Weile gebraucht, bis sie das System kapiert hat, aber jetzt beherrscht sie’s. Bei den anderen ist praktisch alles beim Alten.«
    Was spürte ich? Ich sondierte die Luft mit meinen kleinen Fühlern und versuchte, das Wesen der Spannung zwischen ihnen zu ergründen.
    Gelassen hörte ich zu, während Beck fortfuhr. »Ich habe ein neues Projekt. Ein Geschäftsgebäude in der Nähe von Merced. Kürzlich habe ich ein paar Leute getroffen, die Kapital zum Investieren haben, also ziehen wir vielleicht gemeinsam etwas auf. Ich wollte hier nur schnell auf gutes Gelingen einen trinken, bevor ich nach Hause fahre.« Er verlagerte seine Aufmerksamkeit, um mich ins Gespräch einzubeziehen. Ein geschickter Schachzug. Er schwenkte einen Finger zwischen Reba und mir hin und her wie einen Scheibenwischer. »Woher kennt ihr beiden euch eigentlich?«
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Reba kam mir zuvor. »Eigentlich kennen wir uns gar nicht richtig. Wie haben uns heute Morgen zum ersten Mal gesehen, als sie mich abgeholt und nach Hause gebracht hat. Daheim festzusitzen hat mich wahnsinnig gemacht. Pop ist früh schlafen gegangen, und ich war zu aufgedreht zum Nichtstun. Die Stille ist mir total auf den Geist gegangen, und da habe ich sie angerufen.«
    Er wandte mir seinen Blick zu. »Wohnen Sie hier in der Nähe?«
    »Einen halben Block von hier. Ich habe eine kleine Wohnung gemietet. Zufälligerweise sitzt mein Vermieter gleich da drüben«, erklärte ich und wies auf Henry an seinem Tisch im vorderen Teil des Lokals. »Der Barkeeper ist sein älterer Bruder William, der wiederum mit Rosie verheiratet ist, der Besitzerin dieses Lokals.«
    Beck lächelte. »Also bleibt alles in der Familie.« Er war einer der Männer, die genau wissen, wie einnehmend es wirkt, wenn man sich total auf die Person konzentriert, mit der man spricht. Keine schlecht kaschierten Blicke auf die Uhr, keine heimliche Blickverlagerung, um zu sehen, wer zur Tür hereinkam. Er wirkte so geduldig wie eine Katze, die auf einen Felsspalt starrt, in dem eine Eidechse verschwunden ist.
    »Wohnen Sie auch hier in der Gegend?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich wohne in Montebello, dort, wo sich East Glen und Cypress Lane kreuzen.«
    Ich stützte das Kinn in die Hand. »Irgendwo habe ich Sie aber schon mal gesehen.«
    »Ich bin von hier, in Santa Teresa geboren und aufgewachsen. Meine Eltern hatten ein Haus in Horton Ravine, aber sie sind jetzt schon seit Jahren tot. Meinem Dad hat das Clements gehört«, erklärte er. Das Clements war ein dreistöckiges Luxushotel, das Ende der Siebzigerjahre eingegangen war. Sämtliche nachfolgenden Besitzer waren

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