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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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»Soll das ein Witz sein? Wir haben alle gesessen, weil wir erwischt worden sind. Warum soll ich mir von einem Haufen Nieten etwas aneignen? Außerdem hocken Frauen nicht herum und versuchen anderen Frauen beizubringen, wie man Banken überfällt oder Diebesgut vertickt. Sie reden darüber, was für miserable Anwälte sie hatten und ob ihr Fall in Berufung geht. Sie reden über ihre Kinder und ihre Freunde und darüber, was sie vorhaben, wenn sie rauskommen, wozu meistens Essen und Sex gehören – nicht unbedingt in dieser Reihenfolge.«
    »Gab es auch etwas Positives?«
    »Na klar. Ich bin clean und trocken. Säufer und Drogis landen unweigerlich wieder im Knast. Sie kommen auf Bewährung raus, und im Handumdrehen sitzen sie wieder im Bus und stehen in der Aufnahme. Die Hälfte von ihnen kann sich nicht einmal daran erinnern, was sie gemacht haben, solange sie draußen waren.«
    »Wie haben Sie überlebt?«
    »Ich bin im Hof spazieren gegangen oder habe Bücher gelesen, manchmal bis zu fünf Stück die Woche. Ich habe Nachhilfe gegeben. Manche Mädels konnten kaum lesen. Sie waren nicht dumm; es hat ihnen bloß nie jemand beigebracht. Ich habe ihnen die Haare gemacht und mir Bilder von ihren Kindern angesehen. Es war hart, mit anzusehen, wie sie versucht haben, den Kontakt zu halten. Die Telefone waren ständig umkämpft. Wenn man nachmittags jemanden anrufen wollte, musste man in aller Herrgottsfrühe seinen Namen auf eine Liste setzen. War man dann endlich an der Reihe, hatte man maximal zwanzig Minuten. Die großen, bulligen Lesben haben sich so viel Zeit gelassen, wie sie wollten, und wenn man was dagegen hatte, tja, Pech gehabt. Ich war ein Winzling im Vergleich zu den meisten. Eins siebenundfünfzig, siebenundvierzig Kilo. Deshalb musste ich lernen, mich auf Tricks und Schliche zu verlegen. Es gibt nichts Süßeres als Rache, aber man will ja nicht seine Fingerabdrücke quer über den Tatort verstreuen. Ich kann Ihnen nur raten: Tun Sie nie etwas, das auf Sie hinweist.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    Rosie kam mit einem Tablett zurück, auf dem Rebas Eistee, die in Mull gewickelte Zitrone und eine Portion Krumpli Paprika für jede von uns standen. Sie stellte uns Roggenbrot, Butter und Essiggemüse hin und verschwand wieder.
    Reba beugte sich über ihr Essen. »Ach, das ist Kümmel. Einen Moment lang dachte ich, da würde sich was bewegen.«
    Der Kartoffeleintopf schmeckte gut. Rosie hatte ihn in großen Porzellanschüsseln serviert und mit Kümmel abgeschmeckt. Ich wischte gerade mit meinem letzten Stück gebutterten Roggenbrots die Soßenreste auf, als ich sah, wie Reba über meine linke Schulter hinweg zum Eingang des Lokals blickte und große Augen bekam. »O Mann! Schauen Sie nur, wer da kommt.«
    Ich drehte mich nach links und spähte um die Ecke unserer Nische, um Rebas Blick zu folgen. Die Tür hatte sich geöffnet, und ein Mann war hereingekommen. »Kennen Sie ihn?«
    »Das ist Beck«, sagte sie, als würde das alles erklären. Sie schob sich aus der Nische. »Ich bin gleich wieder da.«

7
    Ich wartete einen angemessenen Zeitraum ab, ehe ich zu den beiden spähte, die immer noch neben der Tür standen. Der Mann war groß und schlank und gab in Jeans und einer weichen schwarzen Lederjacke eine lässige Figur ab. Er hatte die Hände in den Jackentaschen und den Kragen aufgestellt. Seine Haare waren eine lohfarbene Mischung aus Blond und Braun, und sein angedeutetes Lächeln erzeugte auf beiden Seiten seines Mundes eine tiefe Falte. Neben ihm wirkte Reba winzig. Sie war einen ganzen Kopf kleiner als er, was ihn zwang, sich im Gespräch aufmerksam zu ihr herabzubeugen. Ich machte mich erneut daran, meine Schüssel auszuwischen – wieder einmal gewann Essen die Oberhand über müßige Spekulationen.
    Kurz darauf kamen sie an den Tisch, und Reba zeigte auf ihn.
    »Alan Beckwith. Ich habe früher für ihn gearbeitet. Das ist Kinsey Millhone.«
    Er streckte die Hand aus. Sein Handgelenk war schmal, die Finger lang und schlank. »Schön, Sie kennen zu lernen. Die meisten nennen mich Beck.«
    Ich schätzte ihn auf Mitte dreißig. Er hatte feine Linien im Gesicht, aber ansonsten straffe Haut. »Ganz meinerseits«, sagte ich und schüttelte ihm die Hand. »Wollen Sie sich zu uns setzen?«
    »Wenn es Ihnen nichts ausmacht. Ich möchte nicht stören.«
    »Wir plaudern nur«, sagte ich. »Setzen Sie sich doch.«
    Reba rutschte auf ihrer Seite der Nische als Erste hinein und beeilte sich, ihm Platz zu machen. Er

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