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Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache

Titel: Kinsey Millhone 18 - Ausgespielt - R wie Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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der einen Hand auf die Halsschlagader presste und in der anderen seine verlässliche Taschenuhr hielt. Henry kam herein und warf einen Blick in seine Richtung. Er wählte einen Tisch im vorderen Teil des Lokals und setzte sich demonstrativ mit dem Rücken zur Bar. Nun kam Rosie hinter der Bar hervor, in der Hand ein Glas des stichigen Weißweins, den sie als Chardonnay verkauft. An ihrem Scheitel war ein zweieinhalb Zentimeter breiter grauer Ansatz zu erkennen. Bisher hat sie immer behauptet, Mitte sechzig zu sein, aber inzwischen schweigt sie sich dermaßen hartnäckig zu dem Thema aus, dass ich vermute, sie hat die Grenze zu den siebzig überschritten. Sie ist klein, hat eine Hühnerbrust, und der rote Anteil ihrer Haare ist in einem Farbton irgendwo zwischen Zinnoberrot und gebranntem Ocker gefärbt.
    Sie stellte den Wein vor mich hin. »Ist neu. Sehr gut. Erst probieren, dann mir sagen, wie dir schmeckt. Ich spare zwei Dollar pro Flasche im Vergleich mit andere Marke.«
    Ich nahm einen kleinen Schluck. »Sehr gut«, sagte ich, während mir der Wein den Zahnschmelz zerfraß. »Henry und William reden offenbar nicht mehr miteinander.«
    »Ich sage William, er soll sich um seine eigene Kram kümmern, aber er hört nicht auf mich. Ist Schock für mich, dass eine Frau kann spalten die zwei Brüdern.«
    »Sie werden’s überwinden«, sagte ich. »Was hältst du denn von der Situation? Glaubst du, Mattie hat ernste Absichten in Bezug auf Henry?«
    »Was weiß ich? Diese Henry ist eine gute Fang. Du hättest sollen sehen, wie die kleinen alten Damen mit ihm flirten auf Kreuzfahrt. War witzig. Andererseits ihr Mann ist gestorben. Vielleicht sie will keine neue Bindung mit eine Mann. Vielleicht sie will ihre Freiheit und Henry als gute Freund.«
    »Genau das habe ich auch schon befürchtet, aber William ist überzeugt, dass mehr dahinter steckt.«
    »William ist überzeugt, dass sie nur noch zwei Jahre Leben hat. Er will, dass Henry sich beeilt, ehe sie tot umfällt demnächst.«
    »Das ist doch albern. Sie ist noch nicht einmal siebzig.«
    »Sehr jung«, murmelte Rosie. »Ich für meine Teil hoffe, dass ich sehe so gut aus, wenn ich in ihre Alter komme.«
    »Wirst du bestimmt«, beruhigte ich sie. Ich griff nach der Speisekarte und gab vor, sie zu studieren. »Ich warte noch auf jemanden, deshalb will ich noch nicht bestellen. Ehrlich gesagt klingt das hier alles ziemlich gut. Was empfiehlst du denn?«
    »Gut, dass du fragst. Für dich und deine Freund ich mache Krumpli Paprikas. Ist Eintopf aus gekochte Kartoffeln, Zwiebel und was bei euch heißt Wiener geschnitten in Stücke. Wird serviert mit Roggenbrot, und dazu gibt entweder Gurkensalat oder eingelegte Essiggemüse. Was du willst? Ich glaube Essiggemüse«, sagte sie und kritzelte auf ihren Block.
    »Essiggemüse, meine Leibspeise. Und so passend zum Wein.«
    »Ich bringe Essen, sobald er kommt.«
    »Es ist eine Freundin, kein Freund.«
    »Ein Jammer«, sagte sie kopfschüttelnd, ehe sie ein Ausrufezeichen auf ihren Block schrieb und hinter die Bar zurückkehrte.
    Um Viertel nach sieben erschien Reba. Sie blieb an der Tür stehen und sah sich im Lokal um. Als sie mich winken sah, ging sie auf meine Nische zu. Nun trug sie nicht mehr Jeans und T-Shirt, sondern eine Stoffhose, einen roten Baumwollpullover und Sandalen. Ihre Gesichtsfarbe war frischer, und ihre Augen wirkten im perfekten Oval ihres Gesichts riesig. Die Stacheln waren aus ihrem Haar verschwunden, von dem sie sich einige Strähnen hinter die Ohren gesteckt hatte, wo sie nun wie bei einem Kobold hervorstanden. An meinem Tisch angelangt, rutschte sie auf ihrer Seite auf die Bank. »Tut mir Leid, dass ich zu spät komme«, sagte sie, »aber ich musste ein Taxi nehmen. Mein Führerschein ist nämlich abgelaufen, während ich im Knast war, und ich hatte Angst, ich könnte angehalten werden, wenn ich mich ohne auf den Weg mache. Ich hätte zwar vom Gefängnis aus eine Verlängerung beantragen können, habe mich aber nie dazu aufgerafft. Vielleicht können wir morgen mal zur Führerscheinstelle fahren.«
    »Sicher. Kein Problem. Soll ich Sie um neun abholen? Dann können wir uns um Ihren Führerschein kümmern und anschließend alle anderen Besorgungen erledigen, die Ihnen vorschweben.«
    »Vielleicht ein paar Klamotten. Ich könnte was Neues gebrauchen.« Reba reckte den Hals und suchte rasch den Raum hinter sich ab, wo nach und nach weitere Gäste eintrudelten.
    »Hätten Sie was dagegen, die Plätze zu

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